Wolfgang Spengler (1624 – nach 1684) wuchs in Konstanz auf und liess sich 1641 in Rapperswil SG nieder. Dort entfaltete er eine rege Berufstätigkeit, verheiratete sich mit Maria Sibylla Rickenmann und lebte bis 1651 an der dortigen Marktgasse (Schnellmann, 1629, 90). Nach 1651 weilte er wieder in Konstanz, kehrte der Stadt jedoch erneut den Rücken, um sein Glück auf ausgedehnter Wanderschaft an verschiedenen Orten der Schweiz – im Greyerzerland, im Wallis, in Solothurn und in der Inner- und Ostschweiz – zu suchen. Die hohe Zahl von Spenglers Werken täuscht darüber hinweg, dass der Glasmaler zeitweise wahrscheinlich Geldnot litt. Gegen Ende seines Lebens verschwindet sein Name aus den Steuerbüchern (Rott, 1926, 85), wohl weil ihm die Zahlungen infolge Armut erlassen wurden. Die Ratsprotokolle der Stadt St. Gallen (Rott, 1926, Beilage 4) geben zu erkennen, dass er wiederholt erfolglos versuchte, die Ratsherren durch geschenkte Wappenscheiben zu rentablen Aufträgen zu bewegen.
Soweit die erhaltenen Scheiben Spenglers urteilen lassen, arbeitete er oft für profane Empfänger. Er schuf mehrere Scheiben mit Stadt- und Klosteransichten in Grisailletechnik, die seit dem mittleren 17. Jahrhundert einen eigentlichen Scheibentypus verkörpern. Die Veduten sind meist nach gestochenen Vorlagen ausgeführt, mitunter kombiniert mit entsprechenden Obrigkeitswappen und Schutzheiligen (vgl. TG_136) (Hoegger, 2002, S. 46–47).
Spengler signierte seine Scheiben meist mit seinem Monogramm WSP und der Angabe seines Heimatortes Konstanz (Costanz, Cost., Co....).
Werke (Auswahl):
1647 Stadtscheibe Luzern (Historisches Museum Luzern); 1653 Glasgemälde für das Rathaus Konstanz (Rosgartenmuseum Konstanz); 1655/56 sowie 1666 Scheiben der Stadt St. Gallen (Historisches Museum St. Gallen); 1666 Scheibe für das Sextariatskapitel March; 1667 Restaurierung einer Zuger Stadtscheibe; 1672 eine Scheibe Baden AG (Stadtratsaal Baden) sowie eine Scheibe für die Nikolauskirche in Freiburg; 1678 Scheibe der Zunft der Rebleute Chur (Musée Cluny, Paris); 1682 Zyklus für das Schützenhaus Weinfelden; 1683 Scheibe in die Katharinenkapelle in Reichenburg SZ (VMR_158); 1684 Scheibe für den Konstanzer Domherr Wolfgang von Hallwil nach Wettingen sowie ein Glasgemälde mit der Darstellung des gefrorenen Bodensees für die Stadt Konstanz (Rosgartenmuseum Konstanz).
Bergmann, U. (2004). Die Zuger Glasmalerei des 16. bis 18. Jahrhunderts. Bern: Benteli S. 38, 210.
Bergmann, U. (2014). Die Freiburger Glasmalerei des 16. bis 18. Jahrhunderts. Bern: Peter Lang, 124.
Hasler, R. 2002. Glasmalerei im Kanton Aargau. Kirchen und Klöster. Aarau: Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, 125, Nr. 13.
Hoegger, P. (2002). Glasmalerei im Kanton Aargau. Kloster Wettingen. Aarau: Lehrmittelverlag des Kantons Aargau.
Jolidon, Y. (1996). Eidgenössische und oberrheinische Scheiben aus dem Museum Cluny, Teil 3. Schweizer Archiv für Heraldik, 1, 3–52 (Nr. 66, 24–29).
Jolidon, Y. (1997). Spengler, Wolfgang. Schweizer Archiv für Heraldik, 1, 11.
Jörger, A. (1989). Die Kunstdenkmäler des Kantons Schwyz II. Der Bezirk March. Basel: Wiese, 40–42, Nrn. 12, 24, 27.
Loertscher, G. (1957). Die Kunstdenkmäler des Kantons Solothurn III. Die Bezirke Thal, Thierstein und Dorneck. Basel: Birkhäuser, 353.
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Schnellmann, M. (1929). Kunst und Handwerk im alten Rapperswil. Rapperswil: G. Meyer.
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