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TG_136: Stadtscheibe Steckborn
(TG_Steckborn_Turmhof_TG_136)

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Titre

Stadtscheibe Steckborn

Type d'objet
Artiste
Spengler, Wolfgang · signiert
Datation
1667
Dimensions
43.6 x 32 cm im Licht

Iconographie

Description

Die zweiteilig komponierte Wappenstiftung Steckborns zeigt in ihrer oberen Hälfte eine in Grisaillemalerei ausgeführte Ansicht dieser Stadt aus der Vogelschau von Norden. In der unteren Hälfte bilden zwei einander in heraldischer Höflichkeit zugeneigte Steckborner Wappenschilde in roten Rollwerkkartuschen das zentrale Motiv. Vor farblosem Grund auf die Inschriftenkartusche gesetzt, werden sie von zwei Löwen präsentiert, von denen jeder in der einen Vorderpranke einen grünen Palmwedel als Friedenssymbol hält. Die beiden Bildfelder rahmen seitlich je zwei rote Rundpfeiler, über denen sich je ein rotes Gebälk mit zentraler (Kopf-)Kartusche hinzieht.

Code Iconclass
25F23(LION) · animaux prédateurs : lion
25I1 · vue de ville en général; 'veduta'
44A1(+4) · blason, armoiries (en tant que symbole d'un état, etc.) (+ ville, municipalité; municipal)
Mot-clés Iconclass
Héraldique

Wappen Steckborn, Stadt: In Blau mit rotem Schildrand ein goldener Ring mit zwei gekreuzten goldenen Stecken.

Inscription

Die Statt Vnd Cumun / Steckhboren · Anno · 1667
Fridernert= / VnfridverZert · (Friede ernährt, Unfriede verzehrt)
Hanβ Vlrich Havβman Jm Newen Hus / Bvrgermeister ... (Rest vom Blei verdeckt. Im verkröpften blauen Gebälk oberhalb des rechten Löwenkopfes radiert.)

Signature

W.SP. in St.

Technique / Etat

Etat de conservation et restaurations

Der Unterkörper des rechten Löwen neu ergänzt; einige Sprünge und Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Technique

Farbloses Glas; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb, Eisenrot und blauer Schmelzfarbe.

Historique de l'oeuvre

Recherche

Die auf der Stadtscheibe festgehaltene Ansicht des Städtchens Steckborn zeigt in der im Vordergrund gegen den Untersee zugewandten Häuserkette aussen links den befestigten Turmhof und in der Mitte den Rathausneubau mit seiner Giebelfront und dem Schiffssteg davor. Vom Rathausplatz führt die Kirchgasse in die Tiefe zum Obertorplatz mit dem grossen Brunnen, hinter dem die Stadtkirche St. Jakob zu sehen ist. Seit der Reformation kam es in Steckborn immer wieder zu Konflikten zwischen den dort paritätisch organisierten Neu- und Altgläubigen, das heisst zwischen der reformierten Mehrheit und der katholischen Minderheit. Die Stadtväter sahen sich 1667 wohl deshalb dazu veranlasst, auf ihrer für das eigene neue Rathaus bestimmten Scheibe den altdeutschen Friedensspruch “Friede ernährt, Unfriede verzehrt” und als weiteres Friedenssymbol die von den Schildwächtern empor gehaltenen Palmwedel festzuhalten, um so ein Zeichen für Harmonie und Verständigung zu setzen.

Im blauen Gebälk ist eine kaum erkennbare Inschrift radiert. Der genannte Name bezieht sich auf Hans Ulrich Hausmann, der 1667 gemeinsam mit Daniel Hausmann das Bürgermeisteramt in Steckborn inne hatte und von denen beiden damals eine Wappentafel am neuen Rathaus angebracht wurde. Hans Ulrich Hausmann übernahm das Bürgermeisteramt 1650 von seinem Vater Hans Jakob. 1662 schrieb er eine Chronik zu Steckborn (Raimann/Erni, 2001, S. 328). 1664 erwarb er einen Hof in Eschenz (Staatsarchiv St. Gallen, Urk. RRR3 Nr. 176). Zur Einweihung des Rathauses verfasste Hans Ulrich Hausmann 1667 ein Schreiben, das sich in der Kuppel des Rathausturmes erhalten hatte (Gräflein, 1984). Mit dem genannten “Newen Hus” war vermutlich das Steckborner Rathaus, das 1667 unter der Leitung Hans Ulrich Hausmanns errichtet wurde, gemeint. Die radierte Inschrift diente dem Glasmaler wahrscheinlich zur Unterscheidung von einer weiteren, identisch gestalteten Steckborner Stadtscheibe aus dem gleichen Jahr.
1668 erhielt das Rathaus Steckborn auch eine Stadtscheibe von Frauenfeld (Das Rathaus Frauenfeld, S. 38), 1675 eine von Stein am Rhein (Hasler, 2010, S. 164). Nicht ausgeschlossen ist aber auch, dass die Scheibe für das Wohnhaus des Bürgermeisters bestimmt war.

Im Februar 1668 bewilligte der Rat zwei Dukaten Trinkgeld für einen Glasmaler von Konstanz (Bürgerarchiv Steckborn, B 15, 281; Raimann/Erni, 2001, 544, Anm. 993). Bei diesem Glasmaler handelt es sich um Wolfgang Spengler, der sein Monogramm auf die Säulenbasis links oben setzte, und mehrere Stadtansichten wie diejenige der Steckborner Scheibe auf Glasgemälde brachte. Das Rosgartenmuseum in Konstanz etwa besitzt zwei Glasmalereien mit Ansichten der Stadt Konstanz (1684, Inv. Nr. 1989/A 114; 1653, signiert, Inv. Nr. 1989/A 106) von ihm. Spengler übernahm für die Konstanzer Scheibe von 1653 die Stadtansicht aus der Topographia Suaviae von Matthäus Merian d.Ä. (1643). In diesem Band wird auch die Stadt Steckborn erwähnt, jedoch ohne begleitende Abbildung.

Eine moderne Kopie der Scheibe befindet sich ebenfalls im Turmhof Steckborn (Raimann/Erni, 2001, 419).
Weitere Steckborner Stadtscheiben sind aus dem Jahr 1543 (im Rathaus von Stein am Rhein; Hasler, 2010, Nr. 161), um 1550 (Quelle, für die Kaufleutenstube von Stein am Rhein bestimmt; Hasler, 2010, S. 165), 1629/39 (Quelle, für das Rathaus von Stein am Rhein bestimmt; Raimann/Erni, 2001, S. 419) und 1661(?) (Detroit, Institute of Arts; Raguin/Zakin, 2001, S. 301–304) und 1726 (verschollen, aus der Schlosskapelle Wolfsberg in Ermatingen; Raimann/Erni, 2001, S. 419) bekannt. Die in Detroit befindliche Scheibe ist nach demselben Schema wie die vorliegende aufgebaut und trägt denselben Friedensspruch. Ihre Datierung ist unsicher, da das Stück mit der Jahreszahl eine nach 1911 gefertigte Ergänzung ist (vgl. Lehmann, Nr. 177, Abb.). In den 1660er Jahren erhielt das Zisterzienserinnenkloster Feldbach bei Steckborn Scheibenstiftungen, u.a. 1668 eine Stadtscheibe von Wil (Boesch, 1949, S. 31). Möglicherweise war die heute in den USA befindliche Steckborner Stadtscheibe auch für dieses Kloster bestimmt.

Die Scheibe wird genannt in:
Rahn, 1883, S. 49, Nr. 35.
Büchi, 1890, S. 33.
Lehmann, 1911, Nr. 177, Anm. 1.
Rott, 1926, S. 87.
Gutscher, 1977, Titelbild-Rückseite.
Kuhn, 1988, Abb. S. 242.
Raimann/Erni, 2001, 328f., 419, Farbabb. 334 (Wolfgang Spengler).
Spuhler, 2012, 839f., Farbabb.
Raimann, 2013, S. 32, Abb. 22.

Datation
1667
Commanditaire / Donateur·trice

Steckborn, Stadt

Localisation d'origine
Lieu de production
Propriétaire

Bürgergemeinde Steckborn

Propriétaire précédent·e

1890 im Gemeindehaus Steckborn

Bibliographie et sources

Bibliographie

Boesch, P. (1949). Die Wiler Glasmaler und ihr Werk. 89. Neujahrsblatt Historischer Verein des Kantons St. Gallen.

Büchi, J. (1890). Über die Glasmalerei überhaupt und über thurgauische Glasgemälde insbesondere. Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Heft 30.

Das Rathaus Frauenfeld (1983). Frauenfeld: Bürgergemeinde.

Gräflein, K. (1984). Rathaus Steckborn. In Bote vom Untersee und Rhein, 14. Dez. 1984.

Gutscher, D. (1977). Steckborn. Schweizerische Kunstführer. Basel: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte.

Hasler, R. (2010). Die Schaffhauser Glasmalerei des 16. bis 18. Jahrhunderts. Corpus Vitrearum Schweiz, Reihe Neuzeit, Bd. 5. Bern etc.: Peter Lang.

Kuhn, E. L. (1988). Die Untertanen. In: Die Bischöfe von Konstanz, Bd. I (Geschichte). Friedrichshafen: Verlag Robert Gessler.

Lehmann, H. (1911). Sammlung Lord Sudeley Toddington Castle. Schweizer Glasmalereien vorwiegend des XVI. und XVII. Jahrhunderts. Auktion Galerie Hugo Helbing München, Mittwoch 4. Oktober 1911. München: Hugo Helbing.

Raguin, V., Zakin, H. (2001). Corpus Vitrearum United States of America Part VII: Stained Glass before 1700 in the Collections of the Midwest States, Bd. 1, London: Harvey Miller Publishers.

Rahn, J.R. u.a. (1883). Officieller Katalog der Schweizerischen Landesausstellung Zürich 1883. Special-Katalog der Gruppe XXXVIII: "Alte Kunst". Zürich: Orell Füssli & Co.

Raimann, A./Erni, P. (2001). Die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau. Bd. VI. Der Bezirk Steckborn. Die Kunstdenkmäler der Schweiz. Bern: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte.

Raimann, A. (2013). Steckborn – Stadt oder Dorf?. Steckborn: Heimatvereinigung.

Rott, H. (1926). Die Konstanzer Glasmalerfamilie der Spengler. Badische Heimat 13.

Spuhler, G. (2012). Steckborn. Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), 11.

Informations sur l'image

Nom de l'image
TG_Steckborn_Turmhof_TG_136
Crédits photographiques
© Vitrocentre Romont
Date de la photographie
2018
Copyright
© Bürgergemeinde Steckborn
Propriétaire

Bürgergemeinde Steckborn

Inventaire

Numéro de référence
TG_136
Auteur·e et date de la notice
Rolf Hasler 2020; Sarah Keller 2020; Sarah Keller 2024