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TG_88: Runde Allianzwappenscheibe Johann Heinrich Zündel (Zindel), Agnes Amstein und Margaretha Häberli
(TG_Weinfelden_Rathaus_TG_88)

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Titel

Runde Allianzwappenscheibe Johann Heinrich Zündel (Zindel), Agnes Amstein und Margaretha Häberli

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Spengler, Wolfgang · signiert
Datierung
1682
Masse
ca. 19.8 cm im Licht
Standort
Lage
2. OG, Gerichtssaal
Inventar

Ikonografie

Beschreibung

Die Vollwappen von Johann Heinrich Zündel und seiner beiden Frauen erheben sich vor farblosem Grund über der Kartusche mit den Stifternamen.

Iconclass Code
46A122(AMSTEIN) · Wappenschild, heraldisches Symbol (AMSTEIN)
46A122(HÄBERLI) · Wappenschild, heraldisches Symbol (HÄBERLI)
46A122(ZÜNDEL) · Wappenschild, heraldisches Symbol (ZÜNDEL)
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Zündel, Johann Heinrich: In Gold über zwei schwarzen Balken ein schwarzer Mannsrumpf mit schwarzen Kopfbändern; Helm: silbern; Helmdecke: golden und schwarz; Helmzier: über schwarz-goldenem Wulst ein wachsender Mann in von Gold und Schwarz gespaltenem Gewand, in beiden Händen eine schwarze Fackel haltend.
Wappen Amstein, Agnes: In Blau auf silbernen Felsen ein aufgerichteter schwarzer Steinbock; Helm: silbern; Helmdecke: blau und golden; Helmzier: ein wachsender schwarzer Steinbock.
Wappen Häberli, Margaretha: In Rot auf grünem Dreiberg vier grüne Haberhalme, überhöht von geschleifter silberner Schlinge (Liebesknoten) und im Haupt von silbernem Tatzenkreuz; Helm: silbern; Helmdecke: rot und golden; Helmzier: zwei von Gold und Rot (rechts) und Rot und Gold (links) geteilte Hörner, einen grünen Haberhalm auf grünem Dreiberg umschliessend.

Inschrift

Johan Hainrich Zündell Ha[up]t= / man zu Weinfelden Vnd Burg[er] J[n] / Zürich vnd Frl: Agneß Amstain / Margretha Haberlin seine / Ehegemachellin / Ao: 1682 (in eckigen Klammern die durch Sprungbleie verdeckten Teile)

Signatur

W.SP. in Cost

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Mehrere Sprungbleie.

Technik

Monolithscheibe aus farblosem Glas; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb, Eisenrot sowie blauer und grüner Schmelzfarbe.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Johann Heinrich Zündel, Burger von Zürich und Arzt von Beruf, hielt sich 1682 als Hauptmann in Weinfelden auf, wo er auch wohnhaft und Mitglied der Schützengesellschaft war (Brüllmann, 1947, S. 179). In erster Ehe heiratete er Margaretha Häberli (†1672), in zweiter Agnes Amstein. Seine erste Ehefrau war die Tochter des Landrichters und Vogtes Johannes Häberli, eines der Söhne des Stammvaters dieser Thurgauer Familie (Meyer-Häberlin, 1975).
Die Stiftung Johann Heinrich Zündels in das Schützenhaus von Weinfelden ist in dem 1682 von Schützenmeister Hans Jakob Düssli erstellten Protokoll folgendermassen vermerkt: “Herr Haubtmann Johann Heinrich Zindel verehrt sambt seinem und zweye Frauwen Wappen ein Fenster” (Brüllmann, 1947, S. 178f.).

Der 1682 erfolgte Neubau des Weinfelder Schützenhauses bot Anlass zu zahlreichen Fenster- und Wappenstiftungen. Dies belegt das vom damaligen Schützenmeister Hans Jakob Düssli angelegte Protokoll, worin dieser insgesamt sechzehn 1682 dorthin verehrte Fenster mit Angabe ihrer Stifter verzeichnete. Wie daraus hervorgeht, schenkte jedes Mitglied der Musketenschützengesellschaft allein oder mit einem Kollegen ein Fenster mit seinem Wappen in deren neues Haus. Die meisten der Stifter finden sich mit ihrem Wappen auch auf dem Glasgemälde, das die Gesellschaft für dort anfertigen liess (TG_79). Als Schöpfer der 1682 entstandenen Scheibenfolge für das Weinfelder Schützenhaus ist Wolfgang Spengler bezeugt. Seine Signatur zeichnet die meisten der zum Zyklus zählenden Werke aus. Laut der von der Schützengesellschaft aus dem Jahre 1682 erhaltenen Rechnung wurden die betreffenden Scheiben zu 5 Batzen pro Stück in dessen Konstanzer Werkstatt hergestellt und gebrannt (Brüllmann, 1947, S. 177f., Anm. 3; Lei, 1983). Weil der Zyklus mehrheitlich kleine Rundscheiben mit einem oder zwei Stifterwappen umfasst, muss sich der Stückpreis von 5 Batzen auf diese beziehen. Für die beiden den Zyklus vervollständigenden grossen rechteckigen Glasgemälde, welche die Schützengesellschaft selbst (TG_79) sowie Zürichs Obervogt Hans Kaspar Hirzel (TG_1457) bei Spengler in Auftrag gaben, wird dieser hingegen bestimmt mehr verlangt haben.
Dank Düsslis Protokolleinträgen kennt man ebenfalls die Stifter jener 1682 ins Weinfelder Schützenhaus gelangten (wahrscheinlich durchwegs runden) Wappenscheiben, die heute verschollen sind. Je eine Wappengabe machten demnach auch Hans Konrad Müller und Hans Keller, Stefan Müller und seine Frau Katharina Häberli, Ulrich Mästinger und seine Gemahlin, Daniel Reinhart (Rennhart) und Sigmund Bornhauser, Sebastian Reinhart (Rennhart) und seine Frau sowie Tobias und Adrian Lenzinger (Brüllmann, 1947, S. 180 [Nr. 7], 181 [Nrn. 11, 12, 13], 182 [Nr. 15]).
In späterer Zeit wurde das Schützenhaus von 1682 mehrmals erneuert und verlegt. Wann genau der Scheibenzyklus von dort entfernt wurde, ist ungewiss. Heute sind davon noch zwölf Scheiben im Rathaus Weinfelden ausgestellt. Bis 1947 befanden sich elf dieser zwölf Scheiben im dortigen Schützenhaus im Hau (vgl. dazu TG_82). Bei der Aufgabe ihres 1682 erbauten Schützenhauses überführte die Gesellschaft den Zyklus beziehungsweise die davon noch erhaltenen Stücke demnach an ihren damals neu bezogenen Standort. 1947 gelangten dann die übrig gebliebenen Werke vom Schützenhaus im Hau in die Schützenstube des Hotels Bahnhof in Weinfelden und später von dort ins Rathaus.

Die Scheibe wird genannt in:
Bornhauser, 1920, S. 61, Nr. 5, S. 62, Nr. 24.
Bornhauser, 1922, S. 33–36.
Keller, 1931, S. 115f.
Brüllmann, 1947, S. 177–184, Abb. 4.
Meyer-Häberlin, 1975, S. 11f.
Das Rathaus Frauenfeld, 1983, S. 39.
Lei, 1983, S. 413.
Holenstein, 2002, S. 38.

Datierung
1682
StifterIn

Zündel, Johann Heinrich, Zürich · Amstein, Agnes · Häberli, Margaretha

Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Gemeinde Weinfelden

Bibliografie und Quellen

Literatur

Bornhauser, K. (1920). Thurgauische Bauern- und Bürgerwappen. Schweizer Archiv für Heraldik, Bd. 34, Heft 2.

Bornhauser, K. (1922). Wappendenkmäler aus Weinfelden. Schweizer Archiv für Heraldik, Bd. 36, Heft 1–2.

Brüllmann, F. (26. Juni 1947). Die Wappenfensterstiftung ins neuerbaute Schützenhaus Weinfelden (1682). Weinfelder Heimatblätter – Thurgauer Tagblatt, Nr. 38, S. 177–184.

Holenstein, T. (2002). Geschichte der Schützengesellschaft Weinfelden 1552–2002. Frauenfeld: Huber & Co. AG, S. 39.

Keller, J.U. (1931). Chronik von Weinfelden. Eine Sammlung historischer Tatsachen und Ueberlieferungen (2. Aufl. mit Ergänzungen von F.W. Neuenschwander). Weinfelden: Neuenschwander'sche Buchdruckerei und Verlagsbuchhandlung.

Lei, H. (1983). Weinfelden. Die Geschichte eines Thurgauer Dorfes. Weinfelden: R. Mühlemann.

Meyer-Häberlin, E. (1975). Die Häberlin/Häberli von Mauren, Thurgau. (S.l.), (s.d.) (Manuskript).

Das Rathaus Frauenfeld. Form, Aufgabe und Bedeutung im Laufe der Jahrhunderte (1983). Frauenfeld: Bürgergemeinde.

Weiteres Bildmaterial

Amt für Denkmalpflege Thurgau

Bildinformationen

Name des Bildes
TG_Weinfelden_Rathaus_TG_88
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2018
Copyright
© Stadt Weinfelden
Eigentümer*in

Gemeinde Weinfelden

Inventar

Referenznummer
TG_88
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2020; Sarah Keller 2020