Es gibt zwei Personen mit dem Namen Johann Jakob Wegelin. Laut Stifterinschrift war die betreffende Person Arzt und Bürger der Stadt Diessenhofen. Ein Johann Jakob Wegelin heiratete laut den Ehebüchern der evangelischen Kirchgemeinde Diessenhofen am 12. Dezember 1675 Verena Schaublin aus Stein am Rhein. Wahrscheinlicher handelt es sich beim Stifter der vorliegenden Scheibe aber um Johann Jakob Wegelin, der am 29. September 1677 Ursula Kauf ehelichte (Kirchenbücher Staatsarchiv Thurgau, Slg. 13.2.0/100). Da mit Kaspar Kauf und seinen Söhnen Hans Jakob und Hans Kaspar drei Mitglieder der Familie Kauf Scheiben in das Schützenhaus stifteten (vgl. TG_39, TG_40), könnte in einer möglichen Verwandtschaft mit Ursula Kauf der Grund für die Stiftung von Wegelin liegen. Beweise fehlen jedoch, da die Genealogie der Familie Kauf bislang nicht nachgezeichnet ist.
Die Darstellung der Geschichte des Barmherzigen Samariters und der Figur der Fortuna stehen mit dem Arztberuf des Stifters in Zusammenhang. Während die Geschichte des Samariters auf die Nächstenliebe und die Pflege verweist, ist Fortuna im Zusammenhang mit der Bildlegende als Sinnbild für die höhere Macht Gottes und des Schicksals zu verstehen.
Die vorliegende Scheibe gehört zu einem Zyklus von mindestens zehn Glasgemälden, die 1680 Jakob II. Weber für das Schützenhaus in Wellhausen schuf. Weber hatte eine Vorliebe für dicht gedrängte, oft allegorische Darstellungen, die er, wie hier, oft reich mit frommen Sprüchen in deutscher oder lateinischer Sprache versah.
1833 kaufte die Schützengesellschaft Frauenfeld zehn gemalte Wappenscheiben aus dem alten Schützenhaus von Wellhausen, und zwar zur Aufstellung in ihrem Schützenhaus, dessen eigener Scheibenschmuck beim Hagelwetter von 1795 vermutlich in grossen Teilen vernichtet worden war. 1862 sah und beschrieb die vorliegende Scheibe Friedrich Brunner (1862, Bd. 1, S. 370). Die 1833 ins Frauenfelder Schützenhaus gelangten Wellhausener Glasgemälde kamen später in den Besitz des Thurgauer Museums in Frauenfeld (TG 37–TG_44, TG_92)(Kriesi, 1924, S. 28; Lang, 1973, S. 28). Eine der zehn Scheiben befindet sich heute in Zürcher Privatbesitz. Es handelt sich um eine Bildscheibe von Hans Kaspar Kauf (*1650), Sohn des Kaspar Kauf (vgl. TG_39), mit Darstellung des Schiessens auf den toten Vater (Das Rathaus Frauenfeld, 1983, Abb. 18e).
Die Scheibe wird genannt in:
Brunner, 1862, Bd. 1, S. 370.
Pupikofer, 1871, S. 438.
Büchi, 1890a, S. 32.
Büchi, 1890b, S. 40, Nr. 30.
Stähelin, 1890, S. 47, Nr. 40.
Kriesi, 1924.
Rickenmann, 1936, S. 36
Rickenmann, 1940, Abb.
Knoepfli, 1950, S. 143f., 440–442.
Boesch, 1955, S. 91.
Gächter, 1967, S. 47.
Lang, 1973, S. 28.
Rathaus Frauenfeld, 1983, S. 23–30, Abb. 18i.
Raimann, 1992, S. 200 (Nr. 16).
Früh, 2001, S. 89f.
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