Robert Schär kreierte ungefähr in den Jahren 1922/1923 erste, kleinere Glasgemälde. Unter anderem gestaltete er Wappenscheiben für private Auftraggeber. Einen ersten Versuch, einen grösseren und architekturgebundenen Auftrag ausführen zu können, unternahm Schär im Februar 1926: Er bewarb sich für die Verglasung der neuen Antoniuskirche in Basel, dem ersten Gotteshaus aus Sichtbeton der Schweiz, erbaut zwischen 1925 und 1927 von Karl Moser.
Anfangs Februar 1926 war der von Moser ausgearbeitete Entwurf für die Ausschreibung des Wettbewerbs intern eingereicht worden, wie aus dem Protokoll der engeren Baukommission der Antoniuskirche hervorgeht. Laut dem Protokoll sollte die Ausschreibung Ende März veröffentlicht werden. Dafür vorgesehen waren Tageszeitungen und Fachzeitschriften der gesamten Schweiz wie beispielsweise die National Zeitung, Basler Nachrichten oder Das Werk – Architektur und Kunst. Gezielt sollten mit dem Wettbewerb nicht nur Basler Künstler, sondern auch eine überregionale Konkurrenz angesprochen werden. Der für die Verglasung vorgesehene Wettbewerb lässt darauf schliessen, dass auch für diesen Bereich ein innovatives Wagnis vorgesehen war – ein insgesamt mutiger Schritt für die römisch-katholische Kirche Basels.
Laut dem definitiven Programm der Ausschreibung wurde von den sich bewerbenden Künstlern gefordert, dass sie eine Farbenskizze des Längsschnittes (1:50), ein ganzes Fenster einschliesslich des Figurenfeldes (1:20), ein Figurenfeld im Massstab 1:5 (Thema: «Bekehrung der 22 Banditen zur Busse und Beicht»), ein Teilstück in natürlicher Grösse, eine Offerte für ein Figurenfeld sowie eine Erläuterung einreichten. Die ausserordentlichen Dimensionen der Fenster insgesamt sind erwähnenswert: elf Fenster haben die Masse von 13,80 x 4,80 m, eines ist etwas weniger hoch. Festgelegt wurden die zwölf Themenbereiche der Fensterfelder aus der Vita des Heiligen Antonius. Es war vorgesehen, dass die Gläser in armierten Beton-Rippen gefasst werden, was – analog zum modernen Kirchenbau – einer damals fortschrittlichen technischen Entwicklung entspricht. Als Eingabetermin wurde der 15. Juni 1926 genannt.
Der vorliegende Entwurf von Robert Schär entspricht dem ersten Punkt der geforderten Dokumente für die Eingabe, es ist der Längssschnitt im Massstab 1:50. In der oberen linken Ecke ist die Nr. 34 notiert. Dies ist Schärs anonymisierte Chiffre, mit der er am Wettbewerb teilnahm und die auch in den Dokumenten der Jury verwendet wird.
Die eingereichten Entwürfe wurden im Basler Gewerbemuseum ausgestellt. Der Jury, die für den Wettbewerb zuständig war, gehörten folgende Personen an: der Glasmaler Heinrich Altherr, der Glasmaler Paul Bodmer, der Glasmaler Maurice Denis, der Architekt Gustav Doppler, der Maler Hermann Huber, Pfarrer Josef Kaefer sowie der Architekt Karl Moser.
Am 21. und 22. Juli 1926 hielt die Jury zwei Sitzungen ab; der erste Teil des 21. Juli fand in der Antoniuskirche statt, danach begab sich die Jury ins Gewerbemuseum. Am Tag darauf trafen die Jury-Mitglieder nur im Gewerbemuseum zusammen. In mehreren Durchgängen wurden von den insgesamt 49 eingereichten Programmen immer mehr ausgeschieden. Schlussendlich blieben noch vier Künstler übrig: Hans Stocker, Otto Staiger, Giuseppe Scartezzini und Albert Gaeng – von diesen erhielten Staiger und Stocker die definitive Zusage für die Fenster der Antoniuskirche (vgl. BS_1 – BS_12).
Das von Schär eingereichte Fensterprogramm war im Verlaufe der Sitzung ebenfalls ausgesondert worden. Das Protokoll der Sitzung hält jedoch fest, dass Schärs Projekt Vertikal zu den insgesamt vier Eingaben gehört, die eine «lobende Erwähnung erhalten» und somit gleich nach den Vieren der Endrunde aufgezählt wird.
Somit war dies Schärs erstes grösseres Projekt, mit dem er gleich positiv auf sich aufmerksam gemacht hatte. Bemerkenswert ist auch, dass der Entwurf mit dem Datum des 27. Februar 1926 versehen ist, obwohl die Ausschreibung erst Ende März bzw. im April veröffentlicht wurde. Das bedeutet nicht nur, dass er von der kommenden Ausschreibung wusste, sondern auch bereits kurz nach der Einreichung des Ausschreibungsentwurfs Anfang Februar durch Karl Moser bereits dessen Inhalt und entscheidende Details daraus kannte.
Es ist nichts zum Verbleib der anderen Entwürfe und Dokumente bekannt, die Schär zusammen mit diesem Entwurf eingereicht haben muss.