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TG_39: Bildscheibe Kaspar Kauf mit Anbetung der Heiligen Drei Könige
(TG_Frauenfeld_HistMuseum_TG_39)

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Titel

Bildscheibe Kaspar Kauf (Kauff) mit Anbetung der Heiligen Drei Könige

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Datierung
1680

Ikonografie

Beschreibung

Im Hauptbild ist die Anbetung der Heiligen Drei Könige dargestellt. Vor dem Stall mit Ochs und Esel sitzt Maria mit dem Jesuskind auf ihrem Schoss. Sie wird von Josef begleitet, der sich hinter ihr auf einen Stock stützt. Vor Maria haben sich die drei Könige versammelt. Während sich von ihnen zwei dem Christkind zuneigen, um ihm ihre Gaben darzubringen, weist der hinter ihnen stehende Jüngste, Caspar, auf den Stern von Bethlehem. Rote Doppelstützen tragen das Gebälk, dem eine Inschriftenkartusche mit der Bildlegende aufgesetzt ist. Als Memento Mori befinden sich daneben zwei Putten mit Schädel und Stundenglas. Die Stifterinschrift unten an der Podiumsfront ist durch das umkränzte Stifterwappen unterteilt und wird seitlich von zwei allegorischen Standfiguren begleitet. Jede davon versinnbildlicht in unüblicher Weise zwei Tugenden zusammen, diejenige links mit Kreuz, Bibel und Anker die Fides (Glaube) und die Spes (Hoffnung), diejenige rechts mit Lamm sowie Wein- und Wasserkrug die Patientia (Geduld) und die Temperantia (Mässigung).

Iconclass Code
11M31 · Glaube, Fides (Ripa: Fede, Fede catholica, Fede christiana, Fede christiana catholica), als eine der drei theologischen Tugenden
11M32 · Hoffnung, Spes (Ripa: Speranza divina e certa), als eine der drei theologischen Tugenden
11M42 · Mäßigkeit, Temperantia (Ripa: Temperanza), als eine der vier Kardinaltugenden
46A122(KAUF) · Wappenschild, heraldisches Symbol (KAUF)
54A44 · Geduld; Ripa: Patienza
73B57 · die Anbetung durch die Heiligen Drei Könige: sie reichen dem Christuskind ihre Geschenke (Gold, Weihrauch und Myrrhe)
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Kauf, Kaspar: In Rot ein halbes goldenes Mühlrad, besetzt von goldenem, von den goldenen Majuskeln C und K beseitetem Hauszeichen; Helm: blau mit goldener Spange; Helmzier: rot und golden; Helmzier: ein geschlossener, mit dem Schildbild belegter roter Flug.

Inschrift

Caspar Kauff / Zů Well= hauβen / der Zeit Grichts / Vogt der Herrschafft / Wellenberg A° 1680.
Mo[r...?] ...emor / esto. (Mortis memor esto)
Ein Stern die Weisen gefüret hat / Nach Betlehem der Juden Statt / Weit auβ Moorenland kamen si[e] / Brachten Gold Weirauch vnd / mirhen dar
Pietas ad om= / nia utilis (Frömmigkeit ist zu allem nützlich)
FIDES et SPES, TEMPAR et PATIENT:

Signatur

I.W.

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Mehrere neue Ergänzungen; Sprünge und Sprungbleie, die Verbleiung erneuert.
Auf dem Foto des Schweizerischen Nationalmuseums Zürich fehlt ein kleines Zwickelstück im Zwickel oben links (heute verbleit).

Restaurierungen
1888 Neufassung der Scheibe und Füllen von Lücken durch Einsetzen von Ergänzungen (Angaben auf Karteikarte Albert Knoepflis – Glasgemälde Kaspar Kauf von 1680 – im Staatsarchiv Thurgau). Die heute feststellbaren Ergänzungen werden vermutlich auf diese 1888 durchgeführte Restaurierung zurückgehen.

Technik

Farbloses und farbiges Glas; rotes Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb, Eisenrot sowie blauer, grüner und violetter Schmelzfarbe.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Kaspar Kauf (1622), der Gatte Anna Schmids (um 1626), war Gerichtsvogt von Wellenberg. Er hatte sich 1647 erfolgreich dafür eingesetzt, dass sein Sohn Hans Konrad (1652–1709), der wie er eine Scheibe in das Schützenhaus Wellhausen schenkte (TG_40), die Gerichtsschreiberstelle von Wellenberg erhielt. Hans Kaspar (*1650), der ebenfalls eine Scheibe in das Schützenhaus stiftete, war ein weiterer Sohn von ihm (TG_93; Früh, in: Das Rathaus, 1983, S. 30).

Die vorliegende Scheibe gehört zu einem Zyklus von mindestens zehn Glasgemälden, die 1680 Jakob II. Weber für das Schützenhaus in Wellhausen schuf. Weber hatte eine Vorliebe für dicht gedrängte, oft allegorische Darstellungen, die er, wie hier, oft reich mit frommen Sprüchen in deutscher oder lateinischer Sprache versah.
1833 kaufte die Schützengesellschaft Frauenfeld zehn gemalte Wappenscheiben aus dem alten Schützenhaus von Wellhausen, und zwar zur Aufstellung in ihrem Schützenhaus, dessen eigener Scheibenschmuck beim Hagelwetter von 1795 vermutlich in grossen Teilen vernichtet worden war. Die 1833 ins Frauenfelder Schützenhaus gelangten Wellhausener Glasgemälde kamen später in den Besitz des Thurgauer Museums in Frauenfeld (TG 37–TG_44, TG_92)(Kriesi, 1924, S. 28; Lang, 1973, S. 28). Eine der zehn Scheiben befindet sich heute in Zürcher Privatbesitz. Es handelt sich um eine Bildscheibe von Hans Kaspar Kauf (*1650), Sohn des Kaspar Kauf (vgl. TG_39), mit Darstellung des Schiessens auf den toten Vater (Das Rathaus Frauenfeld, 1983, Abb. 18e).

Die Scheibe wird genannt in:
Pupikofer, 1871, S. 438.
Büchi, 1890a, S. 32.
Büchi, 1890b, S. 40, Nr. 31.
Stähelin, 1890, S. 47, Nr. 42.
Kriesi, 1924.
Bornhauser, 1926, S. 71, Nr. 35.
Rickenmann, 1935, S. 18.
Rickenmann, 1940, Abb.
Knoepfli, 1950, S. 143f., S. 441.
Boesch, 1955, S. 89.
Lang, 1973, S. 28.
Rathaus Frauenfeld, 1983, S. 23–30, Abb. 18c.
Früh, 2001, S. 89f.

Datierung
1680
StifterIn

Kauf (Kauff), Kaspar, Wellhausen, Gerichtsvogt Herrschaft Wellenberg

Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Seit 1888 Depositum Bürgergemeinde Frauenfeld im Historischen Museum Thurgau

Vorbesitzer*in

Seit 1833 Schützenhaus Frauenfeld · Seit 1886 Bürgergemeinde Frauenfeld

Inventarnummer
TD 29

Bibliografie und Quellen

Literatur

Boesch, P. (1955). Die alten Glasmaler von Winterthur und ihr Werk. 286. Neujahrsblatt der Stadtbibliothek Winterthur. Winterthur: Gemsberg-Druck.

Bornhauser, K. (1926). Thurgauische Wappen. Ergänzungen und Nachträge. Schweizer Archiv für Heraldik, Bd. 40, Heft 2.

Büchi, J. (1890a). Über die Glasmalerei überhaupt und über thurgauische Glasgemälde insbesondere. Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Heft 30.

Büchi, J. (1890b). Beschreibendes Verzeichnis der Glasgemälde des thurgauischen historischen Museums. Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Heft 30.

Früh, M. (2001). Führer durch das Historische Museum des Kantons Thurgau (2. Auflage 2001). Frauenfeld.

Knoepfli, A. (1950). Die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau, Bd. I: Der Bezirk Frauenfeld. Die Kunstdenkmäler der Schweiz. Basel: Verlag Birkhäuser.

Kriesi, H.M. (1924). Bilder aus der Geschichte der Schützengesellschaft Frauenfeld. Beilage zum Programm der Thurgauischen Kantonsschule Schuljahr 1923/24. Frauenfeld: Huber & Co.

Lang, M. (1973). 450 Jahre Stadtschützen Frauenfeld. [S.l.], [s.d.].

Pupikofer, J.A. (1871). Geschichte der Stadt Frauenfeld von ihrer ältesten Zeit bis auf die Gegenwart. Festschrift auf den hundertsten Erinnerungstag der Feuersbrunst vom 19. Heumonat 1771. Frauenfeld: J. Huber.

Das Rathaus Frauenfeld (1983). Frauenfeld: Bürgergemeinde.

Rickenmann, J. (1935). Alte thurgauische Familienwappen. Thurgauer Jahrbuch, Bd. 11.

Rickenmann, J. (1940). Thurgauer Wappenbuch. Genf: Roto–Sadag AG.

Stähelin (1890). Catalog (Inventarium) der thurgauischen historischen Sammlung. Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Heft 30.

Weiteres Bildmaterial

Foto Schweizerisches Nationalmuseum 32668

Bildinformationen

Name des Bildes
TG_Frauenfeld_HistMuseum_TG_39
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont (photo : Yves Eigenmann, Francesco Ragusa, Fribourg)
Aufnahmedatum
2018
Copyright
© Bürgergemeinde Frauenfeld
Eigentümer*in

Seit 1888 Depositum Bürgergemeinde Frauenfeld im Historischen Museum Thurgau

Inventar

Referenznummer
TG_39
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2020; Sarah Keller 2020

Weiteres Bildmaterial und verwandte Objekte

Zusätzliches Bildmaterial
Schema