Forschung
Johann Heinrich Frener stammte aus Sempach und wurde in Freiburg am 29.10.1655 empfangen mit der Begründung, dass er Luzerner Bürger sei (StAF RM 206, 1655, fol. 208r [29.10.1655]). Er war dreimal verheiratet. Mit Elisabeth Wulliti, Tochter des Grossrats Hans Wulliti, brachte er zwischen 1658 und 1664 drei Kinder zur Taufe (StAF Taufbuch IIa 6a, p. 10, 48, 83). Seine zweite Ehefrau Cathrin Caffader setzte am 23.9.1670 ihr Testament auf (StAF RN 277, fol. 83r–84r [23.9.1670]. Seit mindestens 1666 verheiratet. Vgl. RN 275, fol. 2r [12.9.1666]). 1676 verkaufte Hans Heinrich Frener das grossväterliche Haus in der Metzgergasse im Namen seiner Tochter Ursula Franziska aus erster Ehe an Anton Züber und Barbara Mutzo (StAF RN 264, fol. 115r [17.5.1676]; vgl. [VMR_481_FR_327](/objects/VMR_481_FR_327)). Mit seiner dritten Frau Katharina Roggo besass er eine weitere Tochter (StAF Taufbuch IIa, 6a, p. 211: Fröner-Rocku, Heinrich: Marie Elisabeth 12.7.1675). 1657 wurde Hans Heinrich Frener zum Notar angenommen (StAF RM 208, fol. 184v [4.9.1657]). Er war auch Wirt zum Engel im Auquartier und besass dort ein Haus (StAF RM 233, 1682, p. 22 [21.1.1682] und 397 [7.10.1682]; RM 212, 1661, p. 394 [31.10.1661]; RM 217, 1666, p. 241 [26.5.1666]. Vgl. auch RN 274, fol. 173r [10.4.1666]: "Hans Heinrich Frener Notarius schuldet Anton Loffing 425 Pfund wegen Ankauf des Anteils seiner Frau an der Wirtschaft zum Engel"). 1692 erhielt der Wirt diverse Steine zur Reparation der gegenüberliegenden St. Beatkapelle (StAF RM 243, 1692, p. 264 [30.5.1692]). 1681–1693 amtete er als Notar in Düdingen. In diese Zeit fällt auch seine Scheibenstiftung. Frener starb vielleicht vor 1697, denn 1697 heiratete eine Katharina Roggo in Freiburg Johann Vonlanthen (StAF Ehebuch IIc 1a, fol. 39r. Im März 1700 war Frener mit Sicherheit verstorben. RM 251, 1700, p. 125 [4.3.1700]). Katharina Roggo entstammte einer Familie, die in Düdingen ansässig, aber auch in Freiburg verbürgert war. Sie und ihr Mann hegten beste Beziehungen zu Düdingen, wie die Herkunft ihrer Scheibe belegt.
Das Museum für Kunst und Geschichte Freiburg erwarb im späten 19. Jahrhundert insgesamt sechs Einzelscheiben aus Düdingen (FR_167, FR_168, FR_169, FR_170, FR_171, FR_172). Sie gehören zu einer Scheibenserie, die offenbar 1683 in die Pfarrkirche Düdingen, das Pfarr- oder Kaplanenhaus oder eine der umliegenden Kapellen gestiftet worden war. Fünf Scheiben wurden 1880 aus der Kaplanei Düdingen angekauft, die sechste Wappenscheibe, jene Hans Jakob Astheimers, konnte das Museum 1898 nachträglich in Düdingen über den Pfarrer P. Robert Perroulaz (1853–1929) erwerben. Mit Ausnahme der Scheibe des Kaplans, die das doppelte Format aufweist, besitzen die bürgerlichen Stiftungen die Grösse eines halben Papierbogens. Von diesen bildet allein die Scheibe Johann Peter Castellas eine Ausnahme: Durch den Verlust des Oberbildes ist sie weniger hoch, zudem wurde sie von einem anderen Glasmaler geschaffen, während die übrigen Scheiben einheitlich dem gebürtigen Surseer Leontius Bucher zugeschrieben werden können. Aufgrund ihrer Herkunft und ihres Datums wird man die Scheibe Castella-Kessler dennoch in den gleichen Zusammenhang rücken müssen. Von gleicher Provenienz wird 1882 von Grangier im Museumskatalog noch eine Scheibenstiftung des Petermann von Montenach und der Maria Magdalena Brünisholz von 1683 aufgeführt, sie ist aber heute verschollen (Grangier 1882. S. 106, Nr. 322; vgl. auch Catalogue 1909. Nr. 106). Sie dürfte wohl kaum mit der fragmentarischen Wappenscheibe Montenach-Brünisholz im Vitromusée Romont (VMR_222_FR_332) zu identifizieren sein, da diese stilistisch etwas später anzusetzen ist und formal nicht zu den hier behandelten Scheiben passt.
Als ursprünglicher Stiftungsort kommt am ehesten die Pfarrkirche Düdingen in Frage, obwohl um 1683 keine Renovation bezeugt ist. Eine Scheibe hatte die Freiburger Obrigkeit bereits um 1488 in die Kirche geschenkt (Dellion VII, 1891. S. 84). Die neue Pfarrkirche wurde nach den Forschungen Alfons Brüggers in den fünfziger Jahren des 16. Jahrhunderts errichtet (Boschung 1995. S. 58–62 (zur Pfarrkirche); Brügger 2002. S. 71–72). Ausbesserungen und Erneuerungen fanden 1662 statt, und 1759 weihte Bischof Joseph Niklaus von Montenach einen neuen Hochaltar ein (Brügger 1987. S. 7). 1834–1837 musste die alte gotische Kirche einem grösseren Neubau weichen. Möglicherweise kamen die Scheiben erst zu diesem Zeitpunkt in die Kaplanei. Während für die kleineren, privaten Scheiben auch das Pfarrhaus oder die Kaplanei in Düdingen sowie das alte Beinhaus durchaus als ursprünglicher Bestimmungsort in Frage kommt, könnte die Astheimer-Scheibe aufgrund ihres ganzbögigen
Formates und höheren ikonographischen und künstlerischen Anspruchs eher für die Pfarrkirche bestimmt gewesen sein.
Datierung
1683
Eingangsdatum
1880
StifterIn
Frener, Hans Heinrich († vor 1697?) · Roggo, Katharina (?–?)
Schenker*in / Verkäufer*in
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Vorbesitzer*in
Aus der Kaplanei Düdingen 1880 ins Museum gelangt.
Inventarnummer
MAHF 3410