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FR_104: Bildscheibe Jacques Gachet 1627: Auferstehung Christi
(FR_Freiburg_MAHF_FR_104)

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Titel

Bildscheibe Jacques Gachet 1627: Auferstehung Christi

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Herstellungsort
Datierung
1627

Ikonografie

Beschreibung

Das Zentrum der Scheibe ist der Auferstehung Christi gewidmet. Der Heiland entschwebt in Lendentuch und rotem Mantel mit der Siegesfahne in der Linken dem geschlossenen Sarkophag. Sein Körper ist von der Sonne umstrahlt, sein Haupt zeichnet ein rhombenförmiger Nimbus aus. Vier schlafende und erwachende Soldaten umgeben die Tumba. Im Hintergrund nähern sich, aus dem Hause kommend, die drei Marien dem Grabe. Im oberen Teil fasst ein grüner Halbbogen mit seitlichen roten Manschetten und einer roten Engelskopfkartusche im Scheitel die Bildszene ein. Vor den seitlichen Rahmenpilastern stehen links der hl. Jakobus der Ältere als Namenspatron des Stifters sowie rechts ein nicht näher bestimmbarer hl. Bischof mit blau-grüner Mitra. Der hl. Jakobus trägt zu den blauen Stiefeln die knielange gelbe Tunika und den Reisemantel mit breitem Kragen. In der Rechten hält er den Pilgerstab, in der Linken eine Muschel. Auch der breitrandige Hut kennzeichnet den Heiligen als Pilger. Der Bischof in Albe, grüngemusterter Dalmatika und blauem Pluviale trägt kein individuelles Attribut. In seinen Händen hält er ein Buch und den Bischofsstab.
Unter dem Mittelbild und den seitlichen, mit Puttenköpfen verzierten Sockeln ist in ganzer Breite der Scheibe die kniende und betende Stifterfamilie aufgereiht. Das Bild des Familienvaters befand sich ehemals links, möglicherweise mit seinem Wappen, hat sich jedoch nicht erhalten und wurde im 19. Jahrhundert durch ein doppeltes Stifterbild ersetzt. Es folgen von links drei Söhne, von denen einer mit dem Kreuz als verstorben gekennzeichnet ist. Die Frauen sind in Gegenrichtung dargestellt: fünf Töchter, deren drei verstorben sind, und als rechter Abschluss die beiden Ehefrauen, unter denen die erste, bereits verstorbene etwas kleiner dargestellt ist. Die männlichen Familienmitglieder tragen die bürgerliche Kleidung mit Beinlingen, weiten, am Knie geschnürten Hosen, kurzen schwarzen Umhängen und Mühlsteinkragen der Zeit. Die Frauen sind in die gleiche, nur farblich unterschiedene Zeittracht mit den spitzausgeschnittenen Kleidern, bauschigen Schulterpartien und Schürzen gekleidet. Über dem Kopftuch tragen sie zusätzlich einen flachen Hut.
Das Oberbild ist nicht ursprünglich. Es wurde, vielleicht im frühen 19. Jahrhundert, durch eine Anbetung der Könige und eine alte eingeflickte Löwenkopfmaske ersetzt.

Iconclass Code
11H(...) · männliche Heilige (mit NAMEN)
11H(JAMES THE GREAT) · Jakobus der Ältere (Major), Apostel; mögliche Attribute: Buch, Pilgermantel, -hut, -stab, und -tasche, Muschel, Schriftrolle, Schwert
7(+5) · Bibel (+ Stifter, Bittsteller (auf jeden Fall mit heiligen Patronen))
73B57 · die Anbetung durch die Heiligen Drei Könige: sie reichen dem Christuskind ihre Geschenke (Gold, Weihrauch und Myrrhe)
73E12 · Christus, der in der Regel eine Fahne hält, steigt aus dem Grab (zusätzlich sind häufig schlafende und/oder erschrockene Soldaten dargestellt)
Iconclass Stichworte
Heraldik

Stifterwappen: fehlt.

Inschrift

Stifterinschrift: IACQVO GACHET GOVVERNEVR DE GRVVIRE.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Erhaltung: Mehrere Notbleie und einzelne Sprünge. Kleinere Flickstücke. Sehr eigenartige Ergänzungen mit vorderseitig aufgetragenen Schmelzfarben, wohl noch aus dem frühen 19. Jahrhundert.
Restaurierung: A. 19. Jh. und 1904/05: Kirsch & Fleckner, Freiburg.

Technik

Farbloses, grünes, braunrotes und gelbes Glas. Rotes Überfangglas, z. T. mit rückseitigem Ausschliff. Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb, Eisenrot und blauen Schmelzfarben. Schmelzfarben stellenweise radiert. Brandmarke in Form eines Schrägstriches.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Zum vorliegenden Glasgemälde gehört sicher eine nahezu formatidentische Scheibe des Greyerzers Philipp Fracheboz (Fracheboud) von 1627, die gleichzeitig aus der ehemaligen Sammlung de Trétaigne im Jahr 1904 versteigert wurde und die Himmelfahrt Christi darstellt (Foto SLM 4477; Auktion Messikommer 1904. S. 16, Nr. 25; heutiger Standort unbekannt; Bergmann 2014, Bd. 2, Abb. 104.1). Stilistische wie auch historische Gründe sprechen dafür, dass die beiden Scheiben zusammen mit den 1628 datierten Glasgemälden Guillaume Zurichs (FR_369) und Genet Robadeys (FR_105) in die Kirche Lessoc gestiftet wurden, die im Jahr 1627 anstelle einer alten Kapelle neu errichtet wurde, sich jedoch faktisch erst 1643/44 von der Pfarrei Grandvillard löste. Die Stiftung stimmt mit den Baudaten der Kirche überein, die Stifter stammen alle aus dem Greyerzerland, und alle vier Scheiben lassen sich dem gleichen Glasmaler zuweisen. Der unbekannte heilige Bischof auf der vorliegenden Scheibe dürfte daher wohl mit dem hl. Martin zu identifizieren sein, der Patron der Kirche in Lessoc war. In den Jahren 1880/90 wurde der Glasmaler Friedrich Berbig von Zürich mit der Erstellung eines Glasmalereizyklus beauftragt. Bei dieser Gelegenheit wurden die alten Bildscheiben offenbar entfernt und verkauft.
Die Gachet sind v. a. im Waadtland und Bern beheimatet (Payerne, Bioley-Orjulaz) und führen in Blau eine goldene Sonne als Wappenbild (Galbreath Armorial I. 1934. S. 261–262; vgl. FR_273). Aber auch im Greyerzerland ist die Familie Gachet schon seit dem 15. Jahrhundert belegt (SGHCF [Gachet]). Sie stellte zahlreiche Venner, Gouverneure, Notare, Weibel und kirchliche Würdenträger. Ein Jacques Gachet wurde 1647 Notar in Greyerz (Thorin 1881. S. 197, 390; StAF RM 198, 1647 [5.2.1647]).
Der Glasmaler der Scheibenserie ist nur schwer zu bestimmen. Sebastian Schnell kommt nur bedingt in Frage, da er schon im Juni 1627 Freiburg verlassen musste und 1628, als die späteren Scheiben der Serie geschaffen wurden, im luzernischen Willisau weilte. Er müsste die Arbeiten also kurz vor seinem Wegzug und direkt nach seiner Rückkehr ausgeführt haben. Jost Dugo war 1626 verstorben. Jakob Huser wurde erst 1629 in Freiburg ansässig. Aus stilistischen Gründen kommen Christoph Heilmann, aber auch Jost Hermann, der zwar wahrscheinlich schon seit ca. 1625 in Freiburg tätig war, als Autoren nicht in Frage. Peter Heinricher wird ab 1625 kaum mehr als Glasmaler aktiv gewesen sein. Es bleiben somit neben Schnell allein Johann Wäber und Hans Gartner als mögliche Verfertiger der Glasgemälde zur Auswahl. Hans Gartner wurde gerade in diesen Jahren als unfähig eingestuft (vgl. Bergmann 2014. Bd. 1. S. 260) und wird kaum die anspruchsvolle Scheibenserie geschaffen haben. Gegen Johann Wäber als Autor spricht die etwas zu rasch hingeworfene Zeichnung. Einzelne Motive der Auferstehung, wie das Standmotiv des Heilandes oder der Wächter links unten (seitenverkehrt) sind Daniel Lindtmayers Scheibenriss von 1599 entnommen, der einem Luzerner Glasmaler für die Ausführung der Appenzeller Standesscheibe für den Kreuzgang des Frauenklosters Rathausen zur Verfügung stand (Paris, Musée du Louvre, Cabinet des Estampes Inv.-Nr. 19.078. Thöne 1975. S. 226, Nr. 323; Bergmann 2014, Bd. 2, Abb. 104.2). Die Verwendung von Scheibenrissen Daniel Lindtmayers könnte für eine Autorschaft Sebastian Schnells sprechen, da er auch nachweislich solche Vorlagen verwendete (s. Bergmann 2014. S. 356).

Datierung
1627
Eingangsdatum
1904
StifterIn

Gachet, Jacques (?–?)

Schenker*in / Verkäufer*in

Auktion Messikommer, Zürich

Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Musée d’art et d’histoire Fribourg (e-collection MAHF)

Vorbesitzer*in

Ursprünglich Stiftung in die Martinskirche Lessoc. Aus der Sammlung de Trétaigne, Paris. 1904 an der Auktion Messikommer, Zürich, erworben.

Inventarnummer
MAHF 9037

Bibliografie und Quellen

Literatur

Auktion der Glasgemälde-Sammlung der Baronin de Trétaigne in Paris und von Glasgemälden aus der ehemaligen Vincent-Sammlung in Konstanz. (Auktionskatalog H. Messikommer in Zürich. 2.–3. Mai 1904) Zürich 1904. S. 18, Nr. 26.

Catalogue du Musée Cantonal des Beaux-Arts et d’Antiquités Fribourg. Répertoire général. 1909 ff. (Handschriftlicher Katalog Archiv MAHF) Nr. 12.

Bergmann, Uta. Die Freiburger Glasmalerei des 16.–18. Jahrhunderts / Le vitrail fribourgeois du XVIe au XVIIIe siècle (Corpus vitrearum Schweiz, Reihe Neuzeit, Bd. 6 / époque moderne vol. 6). 2 Bde / vol. Bern et al. 2014. Bd. 2. Kat.-Nr. 104.

Vgl.

Thorin, J.-H. Notice historique sur Gruyère. Fribourg 1881. S. 197, 390

Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz (HBLS) III, 1926. S. 367 (Gachet).

Dictionnaire historique et biographique de la Suisse (DHBS) III, 1926. S. 298 (Gachet).

Galbreath, D. L. Armorial vaudois. 2 Bde. Baugy sur Clarens 1934–1936.

Thöne, Friedrich. Daniel Lindtmayer 1552–1606/07. Die Schaffhauser Künstlerfamilie Lindtmayer. (Oeuvrekatalog Schweizer Künstler 2) Zürich 1975.

Site généalogique et héraldique du canton de Fribourg (SGHCF) URL: http://www.diesbach.com/sghcf/g/gachet.html [Gachet].

Staatsarchiv Freiburg (StAF): Ratsmanuale (RM).

Bildinformationen

Name des Bildes
FR_Freiburg_MAHF_FR_104
Fotonachweise
© MAHF (Foto: Primula Bosshard)
Copyright
© Musée d'art et d'histoire Fribourg (MAHF)
Eigentümer*in

Musée d’art et d’histoire Fribourg (e-collection MAHF)

Inventar

Referenznummer
FR_104
Autor*in und Datum des Eintrags
Uta Bergmann 2016

Weiteres Bildmaterial und verwandte Objekte

Zusätzliches Bildmaterial
Schema von Bildscheibe Jacques Gachet 1627: Auferstehung Christi