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Zum vorliegenden Glasgemälde gehört sicher eine nahezu formatidentische Scheibe des Greyerzers Philipp Fracheboz (Fracheboud) von 1627, die gleichzeitig aus der ehemaligen Sammlung de Trétaigne im Jahr 1904 versteigert wurde und die Himmelfahrt Christi darstellt (Foto SLM 4477; Auktion Messikommer 1904. S. 16, Nr. 25; heutiger Standort unbekannt; Bergmann 2014, Bd. 2, Abb. 104.1). Stilistische wie auch historische Gründe sprechen dafür, dass die beiden Scheiben zusammen mit den 1628 datierten Glasgemälden Guillaume Zurichs (… Plus
Zum vorliegenden Glasgemälde gehört sicher eine nahezu formatidentische Scheibe des Greyerzers Philipp Fracheboz (Fracheboud) von 1627, die gleichzeitig aus der ehemaligen Sammlung de Trétaigne im Jahr 1904 versteigert wurde und die Himmelfahrt Christi darstellt (Foto SLM 4477; Auktion Messikommer 1904. S. 16, Nr. 25; heutiger Standort unbekannt; Bergmann 2014, Bd. 2, Abb. 104.1). Stilistische wie auch historische Gründe sprechen dafür, dass die beiden Scheiben zusammen mit den 1628 datierten Glasgemälden Guillaume Zurichs (FR_369) und Genet Robadeys (FR_105) in die Kirche Lessoc gestiftet wurden, die im Jahr 1627 anstelle einer alten Kapelle neu errichtet wurde, sich jedoch faktisch erst 1643/44 von der Pfarrei Grandvillard löste. Die Stiftung stimmt mit den Baudaten der Kirche überein, die Stifter stammen alle aus dem Greyerzerland, und alle vier Scheiben lassen sich dem gleichen Glasmaler zuweisen. Der unbekannte heilige Bischof auf der vorliegenden Scheibe dürfte daher wohl mit dem hl. Martin zu identifizieren sein, der Patron der Kirche in Lessoc war. In den Jahren 1880/90 wurde der Glasmaler Friedrich Berbig von Zürich mit der Erstellung eines Glasmalereizyklus beauftragt. Bei dieser Gelegenheit wurden die alten Bildscheiben offenbar entfernt und verkauft.
Die Gachet sind v. a. im Waadtland und Bern beheimatet (Payerne, Bioley-Orjulaz) und führen in Blau eine goldene Sonne als Wappenbild (Galbreath Armorial I. 1934. S. 261–262; vgl. FR_273). Aber auch im Greyerzerland ist die Familie Gachet schon seit dem 15. Jahrhundert belegt (SGHCF [Gachet]). Sie stellte zahlreiche Venner, Gouverneure, Notare, Weibel und kirchliche Würdenträger. Ein Jacques Gachet wurde 1647 Notar in Greyerz (Thorin 1881. S. 197, 390; StAF RM 198, 1647 [5.2.1647]).
Der Glasmaler der Scheibenserie ist nur schwer zu bestimmen. Sebastian Schnell kommt nur bedingt in Frage, da er schon im Juni 1627 Freiburg verlassen musste und 1628, als die späteren Scheiben der Serie geschaffen wurden, im luzernischen Willisau weilte. Er müsste die Arbeiten also kurz vor seinem Wegzug und direkt nach seiner Rückkehr ausgeführt haben. Jost Dugo war 1626 verstorben. Jakob Huser wurde erst 1629 in Freiburg ansässig. Aus stilistischen Gründen kommen Christoph Heilmann, aber auch Jost Hermann, der zwar wahrscheinlich schon seit ca. 1625 in Freiburg tätig war, als Autoren nicht in Frage. Peter Heinricher wird ab 1625 kaum mehr als Glasmaler aktiv gewesen sein. Es bleiben somit neben Schnell allein Johann Wäber und Hans Gartner als mögliche Verfertiger der Glasgemälde zur Auswahl. Hans Gartner wurde gerade in diesen Jahren als unfähig eingestuft (vgl. Bergmann 2014. Bd. 1. S. 260) und wird kaum die anspruchsvolle Scheibenserie geschaffen haben. Gegen Johann Wäber als Autor spricht die etwas zu rasch hingeworfene Zeichnung. Einzelne Motive der Auferstehung, wie das Standmotiv des Heilandes oder der Wächter links unten (seitenverkehrt) sind Daniel Lindtmayers Scheibenriss von 1599 entnommen, der einem Luzerner Glasmaler für die Ausführung der Appenzeller Standesscheibe für den Kreuzgang des Frauenklosters Rathausen zur Verfügung stand (Paris, Musée du Louvre, Cabinet des Estampes Inv.-Nr. 19.078. Thöne 1975. S. 226, Nr. 323; Bergmann 2014, Bd. 2, Abb. 104.2). Die Verwendung von Scheibenrissen Daniel Lindtmayers könnte für eine Autorschaft Sebastian Schnells sprechen, da er auch nachweislich solche Vorlagen verwendete (s. Bergmann 2014. S. 356).
Moins Datation
1627
Date d'entrée
1904
Commanditaire / Donateur·trice
Donateur·trice / Vendeur·euse
Auktion Messikommer, Zürich
Localisation d'origine
Lieu de production
Propriétaire
Propriétaire précédent·e
Ursprünglich Stiftung in die Martinskirche Lessoc. Aus der Sammlung de Trétaigne, Paris. 1904 an der Auktion Messikommer, Zürich, erworben.
Numéro d'inventaire
MAHF 9037