Hieronymus Lang der Ältere, der Stammvater der gleichnamigen Schaffhauser Künstlerfamilie, stammte aus Hüfingen in der Baar. In Schaffhausen fassbar wird er Anfang 1541, wo er damals Elisabeth Kloter ehelichte. Im gleichen Jahr erkaufte er sich dort das Bürgerrecht und die Mitgliedschaft in der Rüdenzunft. Seine Frau schenkte ihm drei Töchter sowie fünf Söhne, wovon die beiden ältesten, Daniel (1543–um/nach 1602) und Martin (*1546), später ebenfalls Glasmaler wurden. Mit seiner Familie seit 1544 im Haus Zur Löwengrube an der Münstergasse wohnhaft, konnte er später dank seiner guten finanziellen Verhältnisse zusätzlich das Gasthaus Zum Schwert erwerben. Sein hohes Ansehen, das er bei der Obrigkeit genoss, verhalf ihm dazu, von dieser 1575 die Erlaubnis zu erhalten, vor seinem Gasthof mit der städtischen Jungbürgerschaft die Geschichte Daniels in der Löwengrube auf die Bühne zu bringen.
Wo Lang seine Lehr- und Gesellenjahre verbrachte, verschweigen zwar die Quellen. Nach den später an ihn ergangenen Aufträgen muss er aber nicht nur Glasmaler-, sondern auch Flachmaler gewesen sein, arbeitete er doch als solcher für den Schaffhauser Rat 1543/44 am Rheintor, 1547 am Kaufhaus und 1549/50 am Fronwagturm sowie für den Konstanzer Bischof 1555 an dessen neu erbauten Amtshaus in Schaffhausen. Seine stilistische Nähe zu den Werken Carl von Egeris (1510/15–1562) lassen zudem vermuten, dass er zumindest einen Teil seiner Ausbildung in dessen Zürcher Glasmaler-Werkstatt verbrachte und dort möglicherweise auch mit Hans Asper oder Andreas Hör in Kontakt kam.
Im Vergleich zu den mehr als 200 Scheibenrissen, die man aus der Werkstatt Langs kennt, haben sich aus dessen rund vierzigjähriger Schaffenszeit nicht allzu viele Glasmalereien erhalten. Ausser mehreren unsignierten Werken gehören dazu gut zehn mit dem ligierten Monogramm “JLG” (Jeronymus Lang Glasmaler). Carl von Egeri nacheifernd, hat Lang seine farbig brillanten, vorzüglich ausgeführten Arbeiten nach der traditionellen Technik des Mosaiks mit farbigen Gläsern gestaltet, d.h. die um 1550 als Malmittel in Mode gekommenen Schmelzfarben darin äusserst moderat eingesetzt. Langs Scheiben zählen zu den bemerkenswertesten Zeugnissen der oberrheinischen Glasmalkunst aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Als traditionsbewusster, technisch versierter Glasmaler besass Lang insbesondere auf seine Schaffhauser Berufskollegen eine grosse Ausstrahlungskraft. Vermutlich über Jahre als Lehrknabe und Mitarbeiter in der Werkstatt des Vaters tätig, wurde namentlich Daniel Lang in seinem Schaffen stark von diesem geprägt. Die Werke von Vater und Sohn Lang lassen sich denn auch nicht immer klar auseinander halten. Dass sich ebenfalls andere Schaffhauser Meister an Hieronymus Lang inspirierten, zeigt sich an Felix Lindtmayer dem Jüngeren (1523/24–1574), der seiner 1549 für das Gemeindehaus von Unterstammheim geschaffenen Schaffhauser Standesscheibe eine Vorlage Langs zugrunde legte.
Um der Übertragbarkeit seiner Scheibenrisse auf Glas Genüge zu tun, begnügte sich Lang damit, die Motive darauf mit der Feder in den Konturen anzugeben und die Binnenzeichnung aufs Notwendigste zu reduzieren, d.h. er verzichtete fast ausnahmslos darauf, seine Zeichnungen zu modellieren oder zu schraffieren. In ihrer schlichten, ruhigen Formensprache sind die überaus dekorativ wirkenden Risse aus Langs Werkstatt an sich klar fassbar. Allerdings wurden sie nicht auschliesslich von ihm selbst, sondern teilweise von Mitarbeitern hergestellt. Dies zeigt sich exemplarisch an dessen Sohn Daniel, von dem es mehrere monogrammierte, sich eng an die väterlichen Arbeiten anschliessende Entwürfe gibt.
Lang besass dank seines vorzüglichen Könnens einen breitgefächerten Kundenkreis. Aus dem Raum Schaffhausen und dem angrenzenden eidgenössischen Umland zählten dazu die Munotstadt mit ihren Institutionen, benachbarte Orte, kirchliche Würdenträger sowie Mitglieder von mächtigen Bürgergeschlechtern und Handwerkerfamilien. Langs Kundschaft umfasste aber ebenfalls Institutionen und Personen aus dem rechtsrheinischen Gebiet wie z.B. die Grafen von Lupfen-Stühlingen und von Sulz, die Grafschaft Hauenstein, den Konstanzer Bischof, den Abt von St. Blasien, die Äbtissin von Wald, Beamte und Handwerker aus dem schwäbischen und südbadischen Raum sowie aus Lindau, Kempten und Ulm oder gar dem fränkischen Nürnberg, der Pfalz und dem Elsass.
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