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Das Masswerkfenster s X ist eines von 16 Fenstern der Kirche Saint-Godard in Rouen, für die das Pariser Atelier Gsell-Laurent zwischen 1857 und 1867 neue farbige Verglasungen schuf. Es wurde von der ältesten Vinzenzgemeinschaft (Société de Saint-Vincent-de-Paul) Rouens gestiftet, die vom 1840 nach Rouen zugezogenen Auguste le Taillandier (1811–1886) initiiert wurde. Taillandier war ein Freund Frédéric Ozanams (1813–1853), der in den 1830er Jahren in Paris die erste Vinzenzgemeinschaft gegründet hatte, die sich für die Ärmsten der Gesellschaft einsetzte… Plus
Das Masswerkfenster s X ist eines von 16 Fenstern der Kirche Saint-Godard in Rouen, für die das Pariser Atelier Gsell-Laurent zwischen 1857 und 1867 neue farbige Verglasungen schuf. Es wurde von der ältesten Vinzenzgemeinschaft (Société de Saint-Vincent-de-Paul) Rouens gestiftet, die vom 1840 nach Rouen zugezogenen Auguste le Taillandier (1811–1886) initiiert wurde. Taillandier war ein Freund Frédéric Ozanams (1813–1853), der in den 1830er Jahren in Paris die erste Vinzenzgemeinschaft gegründet hatte, die sich für die Ärmsten der Gesellschaft einsetzte. Namensgeber und Vorbild der Gemeinschaften war der französische Priester Vinzenz von Paul (1581–1660), der als Begründer der neuzeitlichen Caritas gilt. Das Bildmedaillon am Fuss der linken Lanzette zeigt wohl die Gründungsversammlung der Vinzenzgemeinschaft in Rouen 1841 (vgl. Chaline/Chaline, 2017, S. 103). Im Musée Carnavalet in Paris wird eine Entwurfszeichnung zu diesem Fenster aufbewahrt (D.16042).
Alle Glasmalereien von Gsell-Laurent für die Kirche Saint-Godard wurden während der Amtszeit des Priesters Pierre Lanchon (1804–1868) erstellt, der sich stark für die Aufwertung des Kirchenraums einsetzte. Die ersten Glasmalereien des Pariser Ateliers wurden in den Seitenschiffen in der Nähe des Chors eingesetzt, das letzte 1867 in der Westfassade der Kirche. Die Glasmalereien erzählen von der Stadtgeschichte sowie dem Leben und Sterben biblischer Personen und Heiliger, die oftmals für Rouen und die Normandie, oder für die Kirche und den Staat Frankreich relevant waren. Häufig sind zwei Bildszenen übereinander angeordnet; passend zum Stil der Kirche wurde für die Rahmen der Bildszenen und die Masswerkfüllungen meist ein Dekor im Stil der Gotik, selten auch im Stil der Renaissance gewählt.
Der Glasmaler Caspar Gsell war in den 1840er Jahren kurzzeitig mit Pierre-Charles Marquis (1798–1874) assoziiert gewesen, der 1852 die drei Glasmalereien für den Chor der Kirche Saint-Godard schuf. In Rouen war Gsell Mitte der 1850er Jahre bereits bekannt als Autor der Verglasungen der neu erbauten Kirche Notre-Dame im benachbarten Bonsecours (CG_105–CG_150). Bei den Glasmalereien für die Kirche Saint-Godard handelt es sich um einen frühen und umfangreichen Zyklus innerhalb seines Werks aus der Zeit, in der sich Gsell definitiv als einer der wichtigsten Glasmaler in Paris etablierte. Mit der Heirat der Tochter seines Firmenpartners 1859 erfolgte auch die Umbenennung des Ateliers von «Laurent, Gsell et Cie.» in «Gsell-Laurent».
Während der Bombardierungen der Stadt Rouen im 2. Weltkrieg wurden die historistischen Glasmalereien der Kirche Saint-Godard teils erheblich beschädigt. Ihre Restaurierung konnte in den 1980er und 1990er Jahren durch Michel Durand (1950–2006) vorgenommen werden.
Moins Datation
ca. 1865
Commanditaire / Donateur·trice
Société Saint-Vincent de Paul, Rouen
Localisation d'origine
Lieu de production