In einem rundbogigen gotischen Arkadenrahmen der stehende Obersimmentaler Venner mit der Fahne seiner Landschaft. Im Hintergrund eine Flusslandschaft.
keine
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In einem rundbogigen gotischen Arkadenrahmen der stehende Obersimmentaler Venner mit der Fahne seiner Landschaft. Im Hintergrund eine Flusslandschaft.
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Nach Johann Karl Bossard soll der rechte Schenkel des Bannerträgers neu sein. Einige Sprungbleie.
Farbloses und farbiges Glas; Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb.
Diese Scheibe und ihr Pendant, das Glasgemälde mit dem Thuner Bannerträger der Sammlung Reding in Schwyz (SZ_1), müssen an den gleichen unbekannten Ort gestiftet worden sein. Ihr Schöpfer war zweifellos ein Glasmaler bernischer Lande. Von dortigen Werkstätten haben sich aus der Zeit um 1500 ähnlich komponierte Bannerträgerscheiben erhalten. Beispiele dafür bieten die aus der Kirche von Lenk stammende Scheibe Berns (Bernisches Historisches Museum, Inv. Nr. 366, BE_411) oder der Scheibenriss mit dem Bannerträger von Aeschi, Büren oder Nidau der Zeit um 1510 in der Sammlung Wyss des Bernischen Historischen Museums in Bern (BHM, Inv. 20036.1; Hasler, 1996/97, Bd. 1, S. 137f., Kat.-Nr. 144).
Wie Zeiners Zyklus aus Baden befand sich die Scheibe vielleicht in der Chartreuse bei Hilterfingen, der 1819–1821 erbauten Sommerresidenz des Berner Staatsmanns Niklaus Friedrich von Mülinen (1760–1833). 1831 wurde die Chartreuse von Rudolf Emil Adolf de Rougemont (1805–1844) erworben, und zwar unter Einschluss der dortigen Scheibensammlung von Mülinens. Nach de Rougemonts Tod blieb dessen Witwe Adele von Bonstetten (1814–1883) bis 1863 dort wohnhaft. Damals übersiedelte sie ins Schloss Hünegg, das sie und ihr zweiter Gemahl Albert von Parpart (1813–1869) nahe der Chartreuse hatten errichten lassen. Zu den von ihnen damals von dort in die Hünegg übenommenen Glasgemälden könnte auch die Obersimmentaler Scheibe gehört haben. Denkbar ist aber auch, dass sie erst nach 1863 in den Besitz des Paares gelangt ist. Beim Tode der Adele von Bonstetten war sie jedenfalls in der Hünegg, wurde sie doch von deren Erben Franz von Parpart, dem Neffen Alberts, 1884 nach Köln an die Auktion bei J. M. Heberle überführt. Gemäss dem dort an der Versteigerung anwesenden Luzerner Kunsthändler und Goldschmied Johann Karl Bossard (1846–1914) kam sie damals für 610 Mark an eine Person namens von Aren (Arens?). Danach verliert sich die Spur der Scheibe bis 1968. Damals tauchte sie im Schweizer Kunsthandel wieder auf, nämlich bei Sibyll Kummer-Rothenhäusler in Zürich. 1982 gelangte sie in der Berner Galerie Stuker wieder zur Auktion. Ihr heutiger Standort ist nicht bekannt.
Die Scheibe wird genannt in:
Heberle, 1884, S. 36, Nr. 497.
Bossard, 1884, Nr. 497.
Galerie Jürg Stuker, 1982, Nr. 2291.
Hasler, 2023 (BEZG), S. 45, Nr. 13.
Hasler, 2023, S. 10, Abb. 2.
Obersimmental, Landschaft
Vielleicht bis 1831 Niklaus Friedrich von Mülinen und bis 1863 Rudolf Emil Adolf de Rougemont bzw. Adele von Bonstetten, Chartreuse (Hilterfingen) · Seit oder nach 1863–1884 Albert von Parpart und Adele von Bonstetten, Schloss Hünegg (Hilterfingen) · 1884 Franz von Parpart bzw. Auktion Heberle, Köln · 1968 Sibyll Kummer-Rothenhäusler, Zürich · Seit 1968 W. Oswald, Zürich · 1982 Auktion Galerie Jürg Stuker, Bern
Bossard, J. K. (1884). Notizen zu Verkaufspreisen, Käufern, Zustand und Datierung der Glasgemälde, eingebunden im Exemplar des Kölner Heberle-Auktionskatalogs von 1884 der Schweizerischen Nationalbibliothek in Bern.
Galerie Jürg Stuker (1982). Auktionskatalog 215–227. 11.–27. November und 1.–4. Dezember 1982. Bern: J. Stuker.
Hasler, R. (2023). Die Glasgemälde der Sammlung. "Auf barbarische Weise verzettelt". Zur Kunstsammlung von Parpart-von Bonstetten. Berner Zeitschrift für Geschichte (BEZG), 85. Jahrgang, Nr. 1.
Hasler, R. (1996/97). Die Scheibenriss-Sammlung Wyss. Depositum der Schweizerischen Eidgenossenschaft im Bernischen Historischen Museum. 2 Bde., Bern: Stämpfli Verlag AG, Bd. 1.
Hasler, R. (2023). Sonderausstellung 2022–2023: "Auf barbarische Weise verzettelt". Jahresbericht 2022 Stiftung Schloss Hünegg. Hünegg: Stiftung Schloss Hünegg.
Heberle, J. M. (1884). Catalog der Kunst-Sammlungen des verstorbenen Herrn Albert von Parpart auf Schloss Hünegg am Thuner-See, Köln 20.10.1884, Köln: J. M. Heberle.
Bernisches Historisches Museum Bern, Foto 4908, 12306 (Erwin Küenzi)