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Die beiden Kartuschen mit den Stifterinschriften gehören nicht zu den Wappen der Scheibe, noch waren sie, wie ihre unterschiedliche Form zeigt, ursprünglich zusammengehörig. Das Männerwappen ist dasjenige der Familie Scherb. Gideon Scherb (*um 1633), Sohn des Gideon und der Anna Rietmann, war Gerichtsschreiber in Weinfelden und mit Margaretha Bridler verheiratet. Die Bischofszeller Familie Bridler trägt einen Rebstock mit blauen Trauben im Wappen (Rickenmann, 1940). Nun befand sich nach Meyer (1888, S… Plus
Die beiden Kartuschen mit den Stifterinschriften gehören nicht zu den Wappen der Scheibe, noch waren sie, wie ihre unterschiedliche Form zeigt, ursprünglich zusammengehörig. Das Männerwappen ist dasjenige der Familie Scherb. Gideon Scherb (*um 1633), Sohn des Gideon und der Anna Rietmann, war Gerichtsschreiber in Weinfelden und mit Margaretha Bridler verheiratet. Die Bischofszeller Familie Bridler trägt einen Rebstock mit blauen Trauben im Wappen (Rickenmann, 1940). Nun befand sich nach Meyer (1888, S. 23, einer unbekannten Quelle folgend) unter den aus dem Rathaus Weinfelden stammenden Scheiben auch eine Allianzscheibe Gideon Scherb und Margaretha Bridler. Die Scheiben aus dem 1831 abgerissenen Rathaus wurden 1823 an Oberamtmann Paul Reinhart, Besitzer des Scherbenhofs in Weinfelden, verkauft. Nach Meyer (1888, S. 22) sollen die Scheiben um 1843 von dort ins Hotel de Cluny in Paris gelangt sein. Im Musée de Cluny (Musée du Moyen Age) sind diese Werke aber schon 1983 (Das Rathaus Frauenfeld, 1983, S. 36) nicht nachweisbar (vgl. auch Boesch, 1945, S. 141; vgl. Keller, 1931, 172; vgl. TG_78).
Neben der Gemeindescheibe Weinfelden (TG_78) scheint mit der vorliegenden Scheibe somit ein weiteres Glasgemälde aus dem Rathaus Weinfelden zumindest fragmentarisch erhalten zu sein. Als Meyer die Allianzscheibe Scherb-Bridler nannte, war die originale Inschrift wohl noch vorhanden. Er nennt aber keine Jahreszahl. Dafür befand sich offenbar das Monogramm “WSP Konstanz” des Glasmalers Wolfgang Spengler auf der Scheibe.
Derselbe Glasmaler schuf für Gideon Scherb 1683 eine Scheibe, die sich im Rathaus Weinfelden befindet (TG_1450, mit identischem Oberbild). Wie die die Inschriftkartusche begleitenden Rankenfiguren zeigen, stammt Scherbs Scheibe aus demselben Stifungskontext wie die beiden Flickstück-Inschriftkartuschen der vorliegenden Allianzscheibe. Wie Gideon Scherbs Scheibe stammen die Inschriften von Weinfelder Bürgern und Gerichtsangehörigen und datieren in das Jahr 1683. Hans Ulrich Dünnenberger (1612–1688) war Weinfelder Ammann (vgl. TG_87), Klemens Burckhart war Gerichtsangehöriger. Im Jahr 1683 wurden mindestens zwei weitere Scheiben von Weinfelder Gerichtsangehörigen gestiftet: die von Rudolf Müller, Hans Bornhauser und Joachim Dünnenberger gestiftete Scheibe im Rosgartenmuseum in Konstanz (signiert von Wolfgang Spengler, vgl. Bornhauser, 1922, S. 39f., 45, Fig. 21) sowie diejenige des Hans Jakob Keller, Hans Ulrich Haffter und Daniel Reinhart im Haffterhaus Weinfelden (TG_1375). Dies bedeutet, dass die zwölf Mitglieder des Gerichts von Weinfelden 1983 bei Wolfgang Spengler einen Zyklus in Auftrag gaben. Die vorliegende Scheibe (mit Ausnahme der Flickstück-Inschriftkartuschen) gehörte wohl als Allianzscheibe nicht zu diesem Zyklus. Sie stammt aber, wie der Vergleich mit der Scheibe Gideons Scherbs (TG_1450) mit demselben, auf Matthäus Merians d.Ä. Kupferstich mit der Segnung Jakobs beruhenden Oberbild zeigt, ebenfalls von Wolfgang Spengler und datiert in dieselbe Zeit.
Die Scheibe ist unpubliziert.
Moins Datation
um 1683
Période
1680 – 1685
Commanditaire / Donateur·trice
Scherb, Gideon · Bridler, Margaretha · Dünnenberger, Hans Ulrich (Flickstück) · Burckhardt, Klemens (Flickstück)
Lieu de production
Propriétaire
Historisches Museum Thurgau