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Als David Michel von Schwertschwendi 1586 seine Wappenstiftung machte, residierte er als Obervogt zu Aarburg im dortigen Schloss. Von seinem Vorgänger in diesem Amt, Daniel Bickhart, weiss man, dass er 1574/75 von Peter Balduin (1558–1602), "dem glassmaler vnd glasser von Zoffingen" die Neuherstellung und Ausbesserung von Fenstern im Schloss Aarburg sowie 1575/76 die Neufassung der Fenster im Pfrundhaus zu Brittnau ausführen liess (Lehmann 1945, S. 37f.). Als David Michel 1582 als Obervogt in Aarburg vom Berner Schultheissen Johann von Wattenwyl gebeten wurde, ins dortige Gasthaus zum Falken ein Fenster mit einer Berner Ämterscheibe zu verehren, erteilte er den Auftrag zur Anfertigung dieser Schenkung gleichfalls an Peter Balduin, der seine Werkstatt im rund 5 Kilometer südlich von Aarburg gelegenen Städtchen Zofingen hatte (Lehmann 1945, S. 43). Die Annahme liegt deshalb nahe, dass Michel mit der Herstellung seiner Wappengabe von 1586 wiederum diesen viel beschäftigten Glasmaler betraute. Dafür sprechen auch einzelne für das Schaffen Balduins typische Stilelemente des Glasgemäldes wie zum Beispiel der gefiederte Damast, der reiche Maskenschmuck oder der Schriftcharakter (Lehmann 1945, Abb. 9, 14, 18, 20, 24). In Zofingen selbst wurde 1583 das Zunfthaus der Schützen, Müller, Pfister und Schreiner neu erbaut. Wie dem alten Zunftbuch zu entnehmen ist, gelangten dorthin zwischen 1584 und 1586 Fenster- und Wappengaben von den Städten Bern, Luzern, Solothurn, Zürich, Burgdorf, Aarau, Brugg, Lenzburg, Aarburg, Baden, Bremgarten, Mellingen, Sursee, Huttwil und Zofingen. Ausser von Städten erhielt damals das neue Zofinger Zunfthaus zudem von etlichen hohen Amtsträgern aus Bern, Solothurn und Luzern Fenster- und Wappenschenkungen, wovon die eine von Junker David Michel, dem bernischen Landvogt auf Schloss Aarburg stammte. Die grosse Mehrheit der für das Zunfthaus bestimmten Stiftungen wurde dabei in der Zofinger Werkstatt Peter Balduins geschaffen (Lehmann 1945, S. 45–55). Weil die Michel von Schwertschwendi Besitzer des Hauses Hohengasse 23 in Burgdorf waren, glaubt Max Winzenried, dass die später angeblich ins Schloss von Aarburg gekommene Scheibe David Michels dort ihren ursprünglichen Standort hatte. Aufgrund obiger Darlegungen stellt sich jedoch die Frage, ob es sich bei ihr nicht um die von Michel ins Zofinger Zunfthaus verehrte Wappengabe handeln könnte.
David Michel von Schwertschwendi (1550–1599), der Sohn Jakobs und der Magdalena Haller, heiratete 1578 in Bern Johanna von Mülinen, die Tochter des Beat Ludwig und der Margaretha Nägeli. 1581 wurde er Obervogt zu Aarburg sowie 1591 Kleinrat in Bern und Gubernator zu Aigle (HBLS 5/1929, S. 110).
Von David Michel gibt es die 1586 möglicherweise ins Zunfthaus der Schützen, Müller, Pfister und Schreiner in Zofingen gestiftete Scheibe im Schlossmuseum Burgdorf. Für eine Wappengabe von ihm bestimmt war vermutlich auch der Scheibenriss mit der Darstellung von David und Bathseba in der Sammlung Wyss des Bernischen Historischen Museums (BHM Bern, Inv. 20036.719; Hasler 1996, Kat.-Nr. 258).
Datation
1586
Commanditaire / Donateur·trice
Michel von Schwertschwaêndi, David (1550–1599), Landvogt Aarburg
Localisation d'origine
Lieu de production
Propriétaire
Seit 1975 Rittersaalverein Burgdorf (Ankauf)
Propriétaire précédent·e
Aarburg, Landvogtei, Schloss. – 1964 und 1975 Galerie Jürg Stuker, Bern
Numéro d'inventaire
Inv. 4.1367