Peter Schmid (1559 Baar–1633 Wettingen), Sohn des Gotthard, trat 1574 ins Zisterzienserkloster Wettingen ein und wurde 1580 zum Priester geweiht. Sein geistiger Vater war der Luzerner Schultheiss Ludwig Pfyffer. 1581–1588 studierte Schmid in Paris und auf der Rückreise von dort besuchte er Cîteaux. Danach war er in Wettingen Prior unter Abt Christoph Silberysen. Im Streit um die Reform des Konvents setzte sich Schmid 1593 gegen Silberysen durch und wurde ein Jahr später selbst zum Abt gewählt. Er sanierte den überschuldeten Haushalt und sorgte für die bauliche Erneuerung des Klosters. Die Bautätigkeit sowie die Eröffnung einer Philosophie- und Theologieschule 1624 sollten auch der Reform des monastischen Lebens dienen. Für die nachreformatorische Zeit gilt Schmid als der wichtigste Wettinger Abt (Historisches Lexikon der Schweiz, 11/2012, S.133f.; Bergmann, 2004, S. 287). Schmid stiftete die vorliegende Scheibe aller Wahrscheinlichkeit nach ins Kloster Magdenau, denn in der Stifterinschrift nennt er sich ausdrücklich Visitator von Magdenau. Zudem war er Vaterabt dieses Konvents und auf Einladung der Äbtissin Margaretha Frei im Herbst 1596 dort zur Besichtigung der neuen Bauten anwesend (Anderes, 1994, S. 198). 1597 gelangten ausserdem eine Scheibe des Standes Schwyz sowie eine von Balthasar Tschudi d. J. von Gräpplang in das Kloster (Boesch, 1946, S. 4).
Das 1597 verehrte Glasgemälde ist die älteste der zahlreichen von Peter Schmid bekannten Wappenstiftungen. Dazu zählen zwei Scheiben von 1600 und 1613 im Historischen Museum Baden (Inv. Nr. 3723, 3729, vormals in der Sammlung von Lord Sudeley in Toddington Castle), ein Rundscheibchen von 1607 aus der Sammlung Vincent in Konstanz, eine vormals in Angers befindliche Bildscheibe von 1612 (Wartmann, 1905/06 S. 240f.; heute verschollen), die Bildscheibe für den Kreuzgang des Zisterzienserinnenklosters Rathausen von 1617 im Schweizerischen Nationalmuseum Zürich, die Scheibe von 1621 im Musée Ariana von Genf, ein 1622 datiertes Scheibenfragment im Gotischen Haus zu Wörlitz, die Doppelscheibe von 1623 im Kreuzgang des Klosters Wettingen und die um die gleiche Zeit entstandene Wappenscheibe in Baarer Privatbesitz, die Wappenscheibe von 1625 aus der Beinhauskapelle von Baar im dortigen Pfarrheim, ein Scheibenpaar von 1629 in der Pfarrkirche Mellingen, zwei Scheiben von 1632 im Museum der Burg Zug, eine weitere Scheibe von 1632 in Nostell Church sowie schliesslich eine vormals im Kunsthandel nachweisbare undatierte Scheibe Schmids (zu diesen Stiftungen ausführlich: Bergmann, 2004, S. 287).
Unter den angeführten Werken verbildlichen zwei das gleiche Thema in analoger oder zumindest ähnlicher Weise wie das vorliegende. Es handelt sich um die Scheibe von 1612 (vormals Musée Pincé in Angers, heute verschollen) und die stark ergänzte in Baarer Privatbesitz (Bergmann, 2004, Kat.-Nr. 89). Sie alle sind der Interzession Mariens und Christi vor Gottvater gewidmet, das heisst sie zeigen die Gottesmutter und ihren Sohn als Fürbitter für die Menschheit vor dem Allerhöchsten, indem beide ihre Gnadenmittel vorweisen, Maria ihre Milch und Christus sein am Kreuz vergossenes Blut. Das betreffende, in Zisterzienserkreisen sehr beliebte Motiv basiert auf einer im Umfeld des hl. Bernhard von Clairvaux entstandenen literarischen Quelle des 12. Jahrhunderts (“De laudibus B. Mariae Virginis”). Erstmals bildlich geprägt findet sich das Motiv im Heilsspiegel des 14. Jahrhunderts, dem “Speculum humanae salvationis”. Im Kunsthaus Zürich gibt es einen Riss für eine Scheibe von Abt Schmid, der das betreffende Thema ganz ähnlich wie auf dessen Scheiben wiedergibt. Laut Aufschrift verehrte der Zürcher Glasmaler Gotthard Ringgli denselben 1626 an seinen Künstlerkollegen Hans Ulrich Jegli. Gemäss Achim Riether (München) lässt sich dieser Entwurf Ringgli zuschreiben (Bernhard Anderes sah darin noch ein Werk Hans Jeglis; Anderes, 1995, S. 102, Abb.). Da der Riss nicht exakt mit der Scheibe von 1597 übereinstimmt, wird er kaum die direkte Vorlage dafür gebildet haben.
Das gleiche Thema erscheint auf der dem Zuger Glasmaler Christoph Brandenberg zugewiesenen Scheibe des Jesuitenordens, die 1909 im Zürcher Kunsthandel war (Bergmann, 2004, S. 282; SNM Zürich, Foto 6547).
Schon Boesch wies Schmids Scheibe einer Wiler Werkstatt zu (Boesch, 1941, S. 14; Boesch, 1945, S. 9). Als Schöpfer eines 1608 nach Magdenau gestifteten Zyklus’ vermutete er den Wiler Glasmaler Melchior Schmitter (gen. Hug) (Boesch, 1946, S. 5; Boesch, 1949, S. 27). Zwei von Schmitter signierte, 1611 datierte Glasgemälde für Georg Eigenmann weisen denn auch sehr ähnlich gestaltete Figuren (s. Stifterfigur, Christus...) mit kleinen Köpfen auf (TG_1201). Anderes Zuschreibung an Tobias Erhart aus Winterthur überzeugt hingegen nicht (Anderes, 1995, S. 102).
Die Scheibe wird genannt in:
Büchi, 1890, S. 36, Nr. 8.
Stähelin, 1890, S. 42, Nr. 17.
Boesch, 1941, S. 14.
Boesch, 1945, S. 9.
Boesch, 1946, S. 4f., Abb.
Anderes, 1994, S. 198, Nr. 7, Abb. S. 194.
Anderes, 1995, S. 102, Abb.
Bergmann, 2004, S. 281f., 287, Abb. 89.1.