Der aus Zürich gebürtige Peter Hirzel (1554–1613), Sohn des Peter und der Barbara Stoll, war 1576 Zünfter zu Saffran. 1579 trat er in die Schmidenzunft ein, wurde 1602 Zwölfer im Grossen Rat und 1611 Landvogt zu Eglisau. 1576 heiratete er Regula Heidegger (1558–1613), Tochter des David und der Elisabeth Wüest (Keller-Escher, 1899, Hirzel, Tafel I, XIII; Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz, 4/1927, S. 231). Als Stifter vorliegender Scheibe käme allenfalls auch sein Sohn Peter (1581–1619) in Frage. Dieser war 1604 Zünfter zu Schmiden und 1615 Zunftmeister sowie seit 1604 mit Veronika Schmid aus Stein am Rhein verheiratet.
Der zweite Stifter, Salomon Hirzel (1580–1652, Zürich) war der Onkel Peters und der Sohn Salomons und der Regula Rollenbutz. In erster Ehe war er seit 1595 mit Elisabeth Keller, Tochter des Felix, Ratsherrn, und in zweiter Ehe seit 1627 mit Küngolt Meyer von Knonau, Tochter des Bernhard, Junkers, und Witwe des Hans Ulrich Wolf, verheiratet. Als Tuchhändler und Grosskaufmann führte er zunächst mit grossem Erfolg das väterliche Geschäft weiter, ehe er es 1620 seinen Nachkommen übertrug. Seine politische Karriere startete er 1609 im Grossen Rat Zürichs als Vertreter der Saffranzunft, der er 1612–1637 als Zunftmeister vorstand. Zusätzlich wirkte er ab 1621 als Statthalter, 1625 als Baumeister, ab 1627 als Seckelmeister, 1628 als Reichsvogt und 1613–1629 als Vogt von Rümlang. 1637 wurde er schliesslich zum Bürgermeister von Zürich ernannt (Lassner, 2007, S. 383). Von Salomon Hirzel und seiner ersten Ehefrau Elisabeth Keller befand sich eine Allianzscheibe aus dem Jahr 1621 auf der Auktion Stuker 1954 (Galerie Stuker, 1954, Nr. 17, T. 1).
Hans Konrad Heidegger (1569 Zürich–1652 Uster) war der Sohn des Hans Jakob, Zünfters zur Saffran, und der Barbara Eberhard. In erster Ehe heiratete er 1597 Elisabeth Maag, Tochter des Beat, Grossrats der Schuhmacher, sowie in zweiter seit 1615 mit Katharina Hagenbuch, Tochter des Baders Hans Jakob von Bonstetten. Heidegger übte den Goldschmiedeberuf aus. 1611 übernahm er als oberster Salzdiener sein erstes politisches Amt. Als Mitglied der Kämbelzunft wurde er 1623 in den Zürcher Grossen Rat gewählt, ein Jahr später sass er als Zunftmeister der Kämbel im Kleinen Rat. Diese Stellung behielt er bis zu seinem Tod, obschon er sich 1645 aus Altersgründen nach Uster zu seinem Schwiegersohn Felix Balber, der dort Dekan war, zurückzog. Ab 1627 gehörte er als Statthalter dem engsten Regierungskreis Zürichs an. Daneben übte er noch weitere politische Ämter aus. So war er 1627–1633 Vogt von Wipkingen, 1634–1646 Obervogt des Neuamts, 1630 Stiftspfleger und 1637 Kornmeister (Lassner, 2007, S. 196).
Das Historische Museum des Kantons Thurgau besitzt zwei Bildscheiben von 1610, wovon die eine die Erblindung des alten Tobias (TG_52) und die andere Tobias beim Abschied von seinen Eltern (TG_49) darstellt. Salomon Hirzel, einer der Auftraggeber des vorliegenden Glasgemäldes, heiratete im Jahr 1627 die Witwe des Hans Ulrich Wolf, der 1610 zusammen mit Hans Jakob Gessner die andere der beiden genannten Scheiben bestellt hatte (TG_52). Die drei Stifter der vorliegenden Scheibe sowie die zwei Stifter der zugehörigen Scheibe waren alle Zunftmeister und damit auch Mitglieder des Grossen Rates von Zürich. Die beiden Scheiben werden 1610 demnach an den gleichen unbekannten Ort gestiftet worden sein. Dafür spricht auch, dass sie auf einer umfangreichen, von Christoph Murer gegen 1600 in Zürich geschaffenen Serie von Rissen zur Tobias-Geschichte beruhen. Sechs davon haben sich im Kunsthaus Zürich erhalten (Vignau-Wilberg, 1982, S. 30f.) und ein weiterer, derjenige mit der Erblindung des alten Tobias, gelangte über die Sammlung Wyss aus Bern ins British Museum in London (Inv.Nr. 1899,0120.35; britishmuseum.collection.org). Es ist durchaus möglich, dass die beiden Glasgemälde von 1610 in Frauenfeld ursprünglich zu einem umfangreicheren, nach den Vorlagen Murers gestalteten Tobias-Zyklus für Zürcher Zunftmeister und Grossräte gehörten. Bei den beiden im Historischen Museum befindlichen Scheiben dürfte es sich um Arbeiten aus Murers Zürcher Werkstatt handeln, wobei als ausführende Hand wohl eher Josias denn Christoph Murer in Frage kommt.
Murers Entwurfsserie wurde im frühen 17. Jahrhundert mehrmals von Glasmalern kopiert. Einer von ihnen war Lorenz Lingg (1582–1639). Von ihm gibt es in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe insgesamt elf auf Murers Tobias-Folge basierende Entwürfe von 1607, darunter auch die Blätter mit der Erblindung des alten Tobias und dem Abschied des jungen Tobias (Mensger 2012, Bd. 1, Nrn. 420–430, insbesondere Nrn. 421, 428 [das letztere Blatt von Mensger irrtümlicherweise nicht als Abschied, sondern als Rückkehr des Tobias bezeichnet]). Linggs Serie wird im Museum von Karlsruhe zudem durch drei weitere Kopien ergänzt, die vermutlich nach 1607 in dessen Strassburger Werkstatt von unbekannter Hand gezeichnet wurden (Mensger, 2012, Bd. 2, Nrn. 920–922). Darüber hinaus besitzt das Victoria and Albert Museum in London zehn auf Murers Folge beruhende Scheiben (C560-1921–C569-1921; collections.vam.ac.uk), die im frühen 17. Jahrhundert gleichfalls in der Strassburger Lingg-Werkstatt entstanden sein dürften (Mensger, 2012, Bd. 1, Nr. 420). Zwei davon bringen wie die Glasgemälde in Frauenfeld die Erblindung des alten Tobias (C561_1921) und den Abschied des jungen Tobias (C563_1921) zur Darstellung.
Christoph Murer entwarf noch mehrere andere Tobias-Folgen. Dies zeigt dessen in der Staatlichen Graphischen Sammlung in München aufbewahrter Riss von 1589 mit der Erblindung des Tobias in einer alternativen Gestaltung (Inv. 40777; vgl. Mensger, 2012; Hasler, 1996/97, Bd. 2, Kat.-Nrn. 584, 585; Vignau-Wilberg, 1982, S. 26, 30f.).
Auch die 1612 von Salomon Keller für Hans Jakob von Schönau geschaffene Scheibe mit Tobias und Sara im Historischen Museum Thurgau (TG_32) beruht auf einem Entwurf Christoph Murers.
Die Scheibe wird genannt in:
Ausstellung von Glasgemälden aus dem Nachlasse des Dichters Johann Martin Usteri aus Schloss Gröditzberg in Schlesien zurückerworben im April 1894 (1894). Zürich: Ulrich & Co. im Berichtshaus, Nr. 78 (Werkstatt Murer).
Früh, 2001, S. 96.