Hans Ulrich Wolf (1559–1624) (Historisches Lexikon der Schweiz: Falschangabe 1637, Zürich), der Sohn des Johannes, war reformierten Glaubens. Er heiratete in erster Ehe Susanna Peyer, in zweiter Elisabeth Stucki, Tochter des Hans Wilhelm, und in dritter Küngolt Meyer von Knonau, Tochter des Bernhard, Amtmanns von Winterthur. Wolf war 1595–1600 und 1609–1624 Zunftmeister zu Saffran, 1601–1607 Vogt von Kyburg, ab 1612 Zürcher Statthalter und ab 1618 Seckelmeister. 1610/11 hielt er sich als Gesandter bei Herzog Karl Emmanuel von Savoyen auf, 1615 bei Erzherzog Leopold V. von Österreich und 1621 beim spanischen Gouverneur in Mailand (Lassner, 2014, S. 567).
Hans Jakob Gessner, Sohn des Hans, war des Rats von Zürich, 1610 Zunftmeister, 1613 Obervogt von Hegi ZH und 1624 wieder Zunftmeister (Leu, 1754, S. 478).
Das Historische Museum Thurgau besitzt zwei Bildscheiben von 1610, wovon die eine die Erblindung des alten Tobias (TG_52) und die andere Tobias beim Abschied von seinen Eltern (TG_49) darstellt. Salomon Hirzel, einer der Auftraggeber des Glasgemäldes mit dem Abschied des Tobias, heiratete im Jahr 1627 die Witwe des Hans Ulrich Wolf, der 1610 zusammen mit Hans Jakob Gessner die vorliegende Scheibe bestellt hatte. Die zwei Stifter der vorliegenden Scheibe sowie die drei Stifter der zugehörigen Scheibe waren alle Zunftmeister und damit auch Mitglieder des Grossen Rates von Zürich. Dieselben werden 1610 sicher an den gleichen unbekannten Ort gestiftet worden sein. Dafür spricht auch, dass sie auf einer umfangreichen, von Christoph Murer gegen 1600 in Zürich geschaffenen Serie von Rissen zur Tobias-Geschichte beruhen. Sechs davon haben sich im Kunsthaus Zürich erhalten (Vignau-Wilberg, 1982, S. 30f.) und ein weiterer, derjenige mit der Erblindung des alten Tobias, gelangte über die Sammlung Wyss aus Bern ins British Museum in London (Inv.Nr. 1899,0120.35;britishmuseum.collection.org).
Es ist durchaus möglich, dass die beiden Glasgemälde von 1610 in Frauenfeld ursprünglich zu einem umfangreicheren, nach den Vorlagen Murers gestalteten Tobias-Zyklus für Zürcher Zunftmeister und Grossräte gehörten. Bei den beiden im Historischen Museum befindlichen Scheiben dürfte es sich um Arbeiten aus Murers Zürcher Werkstatt handeln, wobei als ausführende Hand wohl eher Josias denn Christoph Murer in Frage kommt.
Murers Entwurfsserie wurde im frühen 17. Jahrhundert mehrmals von Glasmalern kopiert. Einer von ihnen war Lorenz Lingg (1582–1639). Von ihm gibt es in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe insgesamt 11 auf Murers Tobias-Folge basierende Entwürfe von 1607, darunter auch die Blätter mit der Erblindung des alten Tobias und dem Abschied des jungen Tobias (Mensger, 2012, Bd. 1, Nrn. 420–430, insbesondere Nrn. 421, 428 [das letztere Blatt von Mensger irrtümlicherweise nicht als Abschied, sondern als Rückkehr des Tobias bezeichnet]). Linggs Serie wird im Museum von Karlsruhe zudem durch drei weitere Kopien ergänzt, die vermutlich nach 1607 in dessen Strassburger Werkstatt von unbekannter Hand gezeichnet wurden (Mensger, 2012, Bd. 2, Nrn. 920–922). Darüber hinaus besitzt das Victoria and Albert Museum in London zehn auf Murers Folge beruhende Scheiben (C560-1921–C569-1921; collections.vam.ac.uk), die im frühen 17. Jahrhundert gleichfalls in der Strassburger Lingg-Werkstatt entstanden sein dürften (Mensger, 2012, Bd. 1, Nr. 420). Zwei davon bringen wie die Glasgemälde in Frauenfeld die Erblindung des alten Tobias (C561_1921) und den Abschied des jungen Tobias (C563_1921) zur Darstellung.
Christoph Murer entwarf mehrere andere Tobias-Folgen. Dies zeigt dessen in der Staatlichen Graphischen Sammlung in München aufbewahrter Riss von 1589 mit der Erblindung des Tobias in einer alternativen Gestaltung (Inv. 40777; vgl. Mensger, 2012; Hasler, 1996/97, Bd. 2, Kat.-Nrn. 584, 585; Vignau-Wilberg, 1982, S. 26, 30f.). Auch die 1612 von Salomon Keller für Hans Jakob von Schönau geschaffene Scheibe mit Tobias und Sara im Historischen Museum Thurgau (TG_32) beruht auf einem Entwurf Christoph Murers.
Die Scheibe wird genannt in:
Früh, 2001, S. 96.