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FR_24: Wappenscheibe Fillistorf um 1517
(FR_Freiburg_MAHF_FR_24)

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Titel

Wappenscheibe Fillistorf um 1517

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Räschi, Rudolf · zugeschrieben
Datierung
Um 1517

Ikonografie

Beschreibung

Im Mittelbild präsentiert ein Engel mit ausgebreiteten Flügeln das Wappen der Gemeinde und Familie Fillistorf. Er ist weiss gekleidet und steht frontal hinter dem einfachen Schild auf einem Rasenboden. Seitlich begleiten ihn vor blauem Rankendamast die Heiligen Sebastian und Barbara. Der hl. Sebastian, dessen entblösster Oberkörper mit Pfeilen durchbohrt ist, trägt einen roten Mantel und hält drei Pfeile in seiner Linken. Die hl. Barbara steht neben dem Turm und hält in der linken Hand den Kelch mit der Hostie. Über zwei schmalen grünen Säulen wölbt sich ein grüner Astwerkrahmen mit saftigen Akanthusblättern und einer Samenkapsel in den Zwickeln. Über dem Engel steht die nachträglich eingefügte Inschrift: Sie suggeriert somit eine Stiftung des Jahres 1499, die Thomas, ein Angehöriger des Adelgeschlechtes Fillistorf, getätigt haben soll.

Iconclass Code
11G · Engel
11H(SEBASTIAN) · der Märtyrer Sebastian; mögliche Attribute: Pfeil(e), Bogen, Baumstamm
11HH(BARBARA) · Barbara, jungfräuliche Märtyrerin; mögliche Attribute: Buch, Kanone(nkugel), Krone, Kreuz, Kelch mit Hostie, Dioscuros (ihr Vater), Pfauenfeder, Schwert, Fackeln, Steinmetzwerkzeuge, Turm
46A122(FILISTORF) · Wappenschild, heraldisches Symbol (FILISTORF)
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Filistorf: geteilt von Grün mit einem gewendeten springenden silbernen Pferd und von Silber.

Inschrift

Stifterinschrift (17. Jahrhundert): Thomme vō Fil. / listorff. 1499.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Erhaltung: Einzelne Notbleie. Engel im 19. Jahrhundert ergänzt. Inschrift aus dem 17. Jahrhundert mit zu früher Datierung.
Restaurierungen: 1882/83: Karl Wehrli, Zürich.

Technik

Farbloses, rotes und blaues Glas. Grünes Glas in verschiedenen Farbstufen. Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb in verschiedenen Farbstufen.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Mit Sicherheit geht die Inschrift auf eine Restaurierung des 17. Jahrhunderts zurück. Der Schriftcharakter entspricht jenem des Glasmalers Sebastian Schnell, der zwischen 1624 und 1630 in Freiburg tätig war und in dieser Zeit das eine oder andere Glasgemälde restauriert haben muss. Ob er die Scheibe, die in der Rahmenarchitektur und im Rankendamast dem Glasgemälde mit dem hl. Wilhelm sehr nahe steht (s. FR_24), mit der Ergänzung irrtümlich falsch datierte, oder ob sich das Datum 1499 auf eine bisher unbekannte historische Begebenheit im Leben des Stifters bezieht, ist nicht mehr nachvollziehbar. Die Jahrzahl könnte jedoch auch darauf hinweisen, dass entweder schon seit Errichtung der Kapelle Glasgemälde gestiftet wurden, die dann aber um 1517 erneuert werden mussten, oder dass es sich teilweise um posthume Stiftungen handelt (vgl. FR_26).
Das Adelsgeschlecht der Fillistorf benannte sich nach einer kleinen Ortschaft nahe des Dorfes Düdingen. Thomas von Fillistorf, Sohn des verstorbenen Heinrich, wurde im Oktober 1499 Bürger von Freiburg (StAF I, 2 Bürgerbuch II, fol. 194v. Auf diesen Eintrag könnte sich beispielsweise die erneuerte Inschrift beziehen.). Im Jahr 1513 trat Thoman Fillystorff fry weybel im Namen der Gemeinde Düdingen in einer Notariatsakte auf, 1515 war er Schuldner (StAF RN 131, fol. 7r [7.2.1513]; RN 113, fol. 210r [2.6.1515]). 1518 stritt er sich mit dem Kirchherrn von Bösingen vor dem Freiburger Rat. Beide mussten eine Busse zugunsten des Kirchenbaus von St. Nikolaus und Düdingen zahlen (StAF RM 35, 1517/18, fol. 63v [18.2.1518]). Thomas Fillistorf ist möglicherweise noch 1527 und 1538 aktenkundig (StAF RM 44, 1526/27, p. 177 [11.2.1527]; RM 55, 1537/38, p. 199 [10.4.1538]).
Von den aus der Kapelle St. Wolfgang stammenden Scheiben trägt nur eine das Datum 1517 (FR_21). Da der Glasmaler Rudolf Räschi in diesem Jahr auch eine Stiftung der Stadt Freiburg in die Kapelle von St. Wolfgang ausführte (SR 229, 1517/I, fol. 21v, zitiert bei Anderes 1963. S. 213, Nr. 259), ist anzunehmen, dass er auch die Scheiben der privaten Stifter dorthin schuf. Leider hat sich die Scheibe der Stadt Freiburg nicht erhalten. Trotz dieser eher unsicheren Ausgangslage bilden die Scheiben aus St. Wolfgang den Ausgangspunkt für sämtliche Zuschreibungen an den Freiburger Glasmaler (vgl. Bergmann 2014. S. 348). Tatsächlich entsprechen die überlieferten Traditionen in der Regel der Tatsache, dass eine zusammengehörige Serie von Glasgemälden von einem Glasmaler geschaffen wurde und nur selten durch die Schenkung einer von einem anderen Glasmaler ausgeführten Scheibe ergänzt wurde (vgl. FR_172).

Datierung
Um 1517
Eingangsdatum
1882
StifterIn

Unbekannt

Schenker*in / Verkäufer*in

Kapelle St. Wolfgang, Düdingen

Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Musée d’art et d’histoire Fribourg (e-collection MAHF)

Vorbesitzer*in

Kapelle St. Wolfgang, Düdingen

Inventarnummer
MAHF 3450

Bibliografie und Quellen

Literatur

Grangier, Louis. Catalogue du Musée Marcello et des autres oeuvres d’art faisant partie du Musée cantonal de Fribourg. Fribourg 1887. S. 29, Nr. E 62.

Catalogue du Musée Cantonal des Beaux-Arts et d’Antiquités Fribourg. Répertoire général. 1909 ff. (Handschriftlicher Katalog Archiv MAHF) Nr. 179.

Catalogue des vitraux de familles fribourgeoises propriété du Musée cantonal, dressé par Alfred Weitzel en 1909. Manuskript mit Wappenzeichnungen. (Staatsarchiv Freiburg Ma 11), unpag.

Lehmann, Hans. Zur Geschichte der Glasmalerei in der Schweiz. (Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich Bd. 26, Heft 4–8, 1906–1912) Zürich 1906–1912. S. 393–394.

P[eissard], N[icolas]. Catalogue des vitraux armoriés exposés dans les galeries. Fribourg 1927. S. 3 (2me fenêtre).

Vevey-L’Hardy, Hubert de. Armorial du Canton de Fribourg. Orné de 166 dessins du peintre Eugène Reichlen. 3 Bde. Fribourg 1935–1943. Réimpression Genève 1978. Bd. II. 1938. S. 83, Abb. 108 (Wappen Fillistorf).

Anderes, Bernhard. Die spätgotische Glasmalerei in Freiburg i. Ü. Freiburg 1963. S. 138–140, 188, Nr. 97, Abb. 116.

Brügger, Alfons. Geschichte der Kapelle St. Wolfgang im Üchtland 1492–1972. Hrsg. von der Pfarrei Düdingen. In: Beiträge zur Heimatkunde 42, 1972. S. 17.

Borgeaud, Georges, Pierre Fasel, Peter Friedli. Musée du vitrail. Fribourg 1981. S. 33, Nr. 20.

A. F(ässler). Alte und neue Glasmalerei. Das Musée du vitrail in Romont. SA aus: Sandoz-Bulletin 66, 1983. S. 23.

Gasser, Stefan, Katharina Simon-Muscheid und Alain Fretz. Mit Fotografien von Primula Bosshard. Die Freiburger Skulptur des 16. Jahrhunderts. Herstellung, Funktion und Auftraggeberschaft. 2 Bde. Petersberg 2011. Bd. 1. S. 275.

Bergmann, Uta. Die Freiburger Glasmalerei des 16.–18. Jahrhunderts / Le vitrail fribourgeois du XVIe au XVIIIe siècle (Corpus vitrearum Schweiz, Reihe Neuzeit, Bd. 6 / époque moderne vol. 6). 2 Bde / vol. Bern et al. 2014. Bd. 2. Kat.-Nr. 24.

Vgl.

Généalogies Daguet F 9 (Fillistorf) (Staatsarchiv Freiburg).

Staatsarchiv Freiburg (StAF) I, 2 Bürgerbuch II, Notariatsregister (RN), Ratsmanuale (RM).

Weiteres Bildmaterial

SNM Zürich 6350, 6595

Bildinformationen

Name des Bildes
FR_Freiburg_MAHF_FR_24
Fotonachweise
© MAHF (Foto: Primula Bosshard)
Copyright
© Musée d'art et d'histoire Fribourg (MAHF)
Eigentümer*in

Musée d’art et d’histoire Fribourg (e-collection MAHF)

Inventar

Referenznummer
FR_24
Autor*in und Datum des Eintrags
Uta Bergmann 2015

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Zusätzliches Bildmaterial
Schema von Wappenscheibe Fillistorf um 1517