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FR_22: Figurenscheibe um 1517: Hl. Wolfgang mit unbekannten Wappen
(FR_Freiburg_MAHF_FR_22)

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Titel

Figurenscheibe um 1517: Hl. Wolfgang mit unbekannten Wappen

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Räschi, Rudolf · zugeschrieben
Datierung
1517

Ikonografie

Beschreibung

Vor einer hügeligen Seelandschaft steht der hl. Wolfgang. Er trägt als Bischof eine Albe, eine gelbe Dalmatika und ein grünes Pluviale sowie Pluvialhandschuhe und auf dem Haupt eine mit Goldborten verzierte weisse Mitra. In der Armbeuge hält er Krummstab und Axt. Mit beiden Händen weist der Heilige das Kirchenmodell vor. Zu seinen Füssen neigen sich in heraldischer Höflichkeit die beiden unbekannten Stifterwappen einander zu. Auf den seitlichen schlanken Säulen stehen in den Zwickeln des mit Ast- und Blattwerk verzierten Bogens zwei gekrönte weibliche Heilige: links die hl. Katharina mit Rad und Schwert, rechts die hl. Barbara mit dem Kelch. Sie befinden sich hier – wie auf der vorigen Scheibe – als Patrone der Stadt Freiburg: ihre Stadt- und Kollegiatskirche St. Nikolaus hatte damals die Kollatur der Pfarrei Düdingen und damit auch der Kapelle St. Wolfgang inne.

Iconclass Code
11H(WOLFGANG) · männliche Heilige (WOLFGANG)
11HH(BARBARA) · Barbara, jungfräuliche Märtyrerin; mögliche Attribute: Buch, Kanone(nkugel), Krone, Kreuz, Kelch mit Hostie, Dioscuros (ihr Vater), Pfauenfeder, Schwert, Fackeln, Steinmetzwerkzeuge, Turm
11HH(CATHERINE) · Katharina von Alexandrien, jungfräuliche Märtyrerin; mögliche Attribute: Buch, Krone, Kaiser Maxentius, Palmwedel, Ring, Schwert, Rad
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen (Ackermann oder Horner-Techtermann?): Geteilt, oben in Blau ein schwarzes Hifthorn mit einem grünen Band, unten in schwarz eine liegende silberne Pflugschar.
Wappen (Winckler-Gugler?): In Rot ein goldenes Winkeleisen und eine silberne Kugel.

Inschrift

Keine

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Erhaltung: Zahlreiche Notbleie. Einzelne Ergänzungen im Fussteil, im rechten Wappen und in der rechten Säule. Winziges Flickstück.
Restaurierungen: 1882/83: Karl Wehrli, Zürich.

Technik

Farbloses, blaues, violettes und hellgrünes Glas. Rotes Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff. Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Die Scheibe trägt keine Inschrift, und die Wappen der Stifter konnten bisher nicht eindeutig identifiziert werde. Wenn die Schildbilder als sogenannte sprechende Wappen interpretiert werden, könnte es sich um Allianzwappen der Familien Horner / Techtermann und Winckler / Gugler handeln (Brügger 1972. S. 36. Das Wappen Horner mit dem Horn als Schildbild kommt denn auch auf dem 1647 datierten Bilderzyklus [Nr. 18] in der Kapelle St. Wolfgang vor [Stifter Niklaus Horner], vgl. Schafer 1970. Abb. 18). Anderes schlägt dagegen als Stifter die Mitglieder der Familien Ackermann und Winckler vor (Zum gleichen Schluss kommen auch die Recherchen von Claude-Georges Brülhart vom Bureau central d’Héraldique Suisse, s. Brief vom 18.6.1985 an Pierre Fasel, Musée du Vitrail, Romont. Freiburger Skulptur 2011. Bd. I. S. 275 [Schwarz/Winkler]). Die Familie Ackermann ist in den Gemeinden Düdingen, Brünisried, St. Antoni und Plasselb belegt. Das Wappen Winckler findet sich um 1560–1570 auch an der Decke und an der Wand der Kapelle. Die Familie führte verschiedene Wappen, die als gemeinsames Zeichen das sprechende Winkeleisen im Schild zeigen, und besitzt noch heute das Bürgerrecht von Düdingen, Barberêche und Freiburg.
Erstmals ist im Freiburgischen hier eine von einem Fluss durchzogene Landschaft zu sehen, sie findet sich im gleichen Jahr aber nochmals auf einer Scheibe des Kapitels St. Nikolaus im Schweizerischen Nationalmuseum (Bergmann 2014. Bd. 2. Abb 27.1). Sie geht laut Anderes vielleicht auf jenen Berner Glasmaler zurück, der schon 1505 eine Vedute auf der Wappenscheibe des Rudolf von Erlach in Jegenstorf geschaffen hatte (Lehmann ASA 1913. S. 206f, Taf. XVII. Lukas Schwarz zugeschrieben). Die Landschaft ist mit einfachen Mitteln gestaltet, das blaue Glas mit Silbergelb stellenweise grün eingetönt, Hügel, Bäume und Sträucher, Boote und Vögel sind mit wenigen Linien nur skizziert. Das Standmotiv des Heiligen und die Drapierung des bischöflichen Ornats erinnern an die Figurenscheibe des hl. Nikolaus von Ursenbach, die Bernhard Anderes in das Werk Jakob Meyers einordnete (Anderes 1963. S. 140, Abb. 97; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 22.1; BE_697). Die Malereien des Berner Glasmalers wirken jedoch in den wesentlichen Details kälter und steifer.
Von den aus der Kapelle St. Wolfgang stammenden Scheiben trägt nur eine das Datum 1517 (FR_21). Da der Glasmaler Rudolf Räschi in diesem Jahr auch eine Stiftung der Stadt Freiburg in die Kapelle von St. Wolfgang ausführte (SR 229, 1517/I, fol. 21v, zitiert bei Anderes 1963. S. 213, Nr. 259), ist anzunehmen, dass er auch die Scheiben der privaten Stifter dorthin schuf. Leider hat sich die Scheibe der Stadt Freiburg nicht erhalten. Trotz dieser eher unsicheren Ausgangslage bilden die Scheiben aus St. Wolfgang den Ausgangspunkt für sämtliche Zuschreibungen an den Freiburger Glasmaler (vgl. Bergmann 2014. S. 348). Tatsächlich entsprechen die überlieferten Traditionen in der Regel der Tatsache, dass eine zusammengehörige Serie von Glasgemälden von einem Glasmaler geschaffen wurde und nur selten durch die Schenkung einer von einem anderen Glasmaler ausgeführten Scheibe ergänzt wurde (vgl. FR_172).

Datierung
1517
Eingangsdatum
1882
StifterIn

Unbekannt

Schenker*in / Verkäufer*in

Kapelle St. Wolfgang, Düdingen

Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Musée d’art et d’histoire Fribourg (e-collection MAHF)

Vorbesitzer*in

Kapelle St. Wolfgang, Düdingen

Inventarnummer
MAHF 3455

Bibliografie und Quellen

Literatur

Grangier, Louis. Catalogue du Musée Marcello et des autres oeuvres d’art faisant partie du Musée cantonal de Fribourg. Fribourg 1887. S. 29, Nr. E 61.

Catalogue du Musée Cantonal des Beaux-Arts et d’Antiquités Fribourg. Répertoire général. 1909 ff. (Handschriftlicher Katalog Archiv MAHF) Nr. 170 oder 178?

Lehmann, Hans. Zur Geschichte der Glasmalerei in der Schweiz. (Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich Bd. 26, Heft 4–8, 1906–1912) Zürich 1906–1912. S. 393–394.

Anderes, Bernhard. Die spätgotische Glasmalerei in Freiburg i. Ü. Freiburg 1963. S. 138–140, 188, Nr. 96, Abb. 115.

Brügger, Alfons. Geschichte der Kapelle St. Wolfgang im Üchtland 1492–1972. Hrsg. von der Pfarrei Düdingen. In: Beiträge zur Heimatkunde 42, 1972. S. 17, Abb. S. 20.

Borgeaud, Georges, Pierre Fasel, Peter Friedli. Musée du vitrail. Fribourg 1981. S. 33, Nr. 18.

Bergmann, Uta. «Gemalt fenster und glasmaler». Die Sitte der Fenster- und Wappenstiftung in Deutschfreiburg. In: Freiburger Volkskalender 2009. S. 99–101, Abb. 4.

Gasser, Stefan, Katharina Simon-Muscheid und Alain Fretz. Mit Fotografien von Primula Bosshard. Die Freiburger Skulptur des 16. Jahrhunderts. Herstellung, Funktion und Auftraggeberschaft. 2 Bde. Petersberg 2011. Bd. 1. S. 275.

Bergmann, Uta. Die Freiburger Glasmalerei des 16.–18. Jahrhunderts / Le vitrail fribourgeois du XVIe au XVIIIe siècle (Corpus vitrearum Schweiz, Reihe Neuzeit, Bd. 6 / époque moderne vol. 6). 2 Bde / vol. Bern et al. 2014. Bd. 2. Kat.-Nr. 22.

Vgl.

Lehmann, Hans. Glasmalerei in Bern am Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts. In: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde (ASA) NF 15, 1913. S. 45–52, 100–116, 205–226, 321–346.

Schafer, Josef. Licht und Salz. St. Wolfgang. Estavayer-le-Lac, Selbstverlag [1970].

Weiteres Bildmaterial

SNM Zürich 6382

Bildinformationen

Name des Bildes
FR_Freiburg_MAHF_FR_22
Fotonachweise
© MAHF (Foto: Primula Bosshard)
Copyright
© Musée d'art et d'histoire Fribourg (MAHF)
Eigentümer*in

Musée d’art et d’histoire Fribourg (e-collection MAHF)

Inventar

Referenznummer
FR_22
Autor*in und Datum des Eintrags
Uta Bergmann 2015

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Zusätzliches Bildmaterial
Schema von Figurenscheibe um 1517: Hl. Wolfgang mit unbekannten Wappen