Beim Stifter handelt es sich entweder um Melchior I. Maag (1565–1643) oder um seinen gleichnamigen Sohn Melchior II. (1597–1674). Melchior I., Sohn des Beat und der Agnes Ulinger, war verheiratet mit Anna Rützensdorfer, Tochter des Heinrich. Schuhmacher von Beruf, amtete er 1595–98 als Zunftmeister dieser Gilde, 1599–1606 als Amtmann von Winterthur, 1607–1612 als Zürcher Ratsherr, 1613–1619 als Landvogt von Kyburg, ab 1619 als Oberstzunftmeister und ab 1620 als Statthalter. Er gehörte der Gesellschaft der Schildner zum Schneggen an. Als Abgeordneter seiner Stadt hielt er sich häufig auswärts auf, und zwischen 1621 und 1629 nahm er für diese an sämtlichen Tagsatzungen der reformierten Orte teil (Lassner, 2008).
Melchior II. (1597–1674) war wie sein Vater Schuhmacher in Zürich. 1643 ersetzte er seinen Vater als Zunftmeister zu Schuhmachern im Kleinen Rat von Zürich. 1668 trat er altershalber von diesem Amt zurück (Schnyder, 1962, S. 404, 430). Seit mindestens 1636 (seit 1629?) amtete Melchior II. als Amtmann in Winterthur und 1656 als Bauherr in Zürich (Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz, 4/1927, S. 782f.).
Da sich der Stifter der vorliegenden Scheibe 1632 als Amtmann von Winterthur bezeichnet, handelt es sich wohl um Melchior II.
Im Schweizerischen Landesmuseum befindet sich eine 1629 von Melchior Maag gestiftete Scheibe. Maag bezeichnet sich bereits als Amtmann von Winterthur. Schneider identifiziert den Stifter zwar mit Melchior I., wahrscheinlich ist aber, dass sie sich ebenfalls auf Melchior II. bezieht (Schneider, 1971, Bd. 2, Nr. 538). Die Scheibe im SNM hat als Pendant eine Scheibe des Amtsverwalters von Töss bei Winterthur Heinrich von Schännis (Schneider, 1971, Bd. 2, Nr. 537). Beide Scheiben sind vom Winterthurer Glasmaler Christoph Kaufmann signiert.
Auch die vorliegende Scheibe hat ein Pendant: in der identisch gestalteten Scheibe des Obervogts von Weinfelden Hans Berger (TG_1453). Beide Glasgemälde wurden 1632 sicherlich an denselben Ort gestiftet. Da für beide Stifter ein Bezug zu Zürich vorliegt, lag der ursprüngliche Bestimmungsort wohl in Zürich. Möglicherweise gehörte zu derselben Serie auch die Scheibe des Johannes Escher (1580–1633), oberster Hauptmann der Stadt Zürich und Landvogt des Thurgaus, gestiftet im Jahr 1631 (Prag, Kunstgewerbemuseum, Foto Vitrocentre Romont). Sie ist nach einem sehr ähnlichen Schema aufgebaut und entstand sicher in derselben Werkstatt.
Paul Boesch wies die Scheibe Hans Bergers (TG_1453) Hans Jakob I. Nüscheler zu. Zu den signierten Scheiben der Werkstatt Nüscheler (Vater und Sohn) im Schweizerischen Nationalmuseum (Schneider, 1971, Bd. 2, Nrn. 573, 574), im Schützenhaus Basel (Giesicke, 1991, Kat. Nr. 42) und in Privatbesitz Schaffhausen (Hasler, 2010, Kat.-Nr. 189) bestehen enge stilistische und kompositorische Parallelen. Dieselbe detailreich ausgeführte architektonische Rahmung, die feine Zeichnung der Helmdecken und ähnliche Gesichter finden sich auch in zwei Scheiben, die Hasler der Werkstatt Nüscheler zuwies (Museum Allerheiligen, Schaffhausen, Hasler, 2010, S. 265).
Die Entstehung der Scheiben von Melchior Maag und Hans Berger in einer Zürcher Werkstatt wird durch zwei Risse mit zürcherischem Wasserzeichen bestätigt (Inv. 20036.449, Sammlung Wyss, Bernisches Historisches Museum; Inv. AG 11945, Schweizerisches Nationalmuseum). Sie entsprechen bis ins Detail den beiden Glasgemälden. Die beiden Risse gehen auf eine Vorlage Christoph Murers zurück (Hasler, 1996/97, Bd. 2, Nr. 608). Hasler datiert den Riss in der Sammlung Wyss zwischen 1640–50 und lässt die Zuschreibung offen. Da die identisch gestalteten Risse vermutlich als direkte Vorlage für die 1632 entstandenen Scheiben dienten, sind auch sie um 1630 zu datieren und der Werkstatt Nüscheler zuzuweisen.
Die Scheibe wird genannt in:
Büchi, 1890, S. 37, Nr. 14.
Stähelin, 1890, S. 45, Nr. 35.
Rathaus Frauenfeld, 1983, S. 30.
Früh/Ganz, 1987, S. 14.