Recherche
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzten sich die beiden Pfarrer François Xavier Lemaire (1858–1867) und Célestin Laurent (1867–1897) für die Restaurierung der Kirche Notre-Dame von Senlis und ihre Ausstattung, unter anderem mit einem umfangreichen Glasmalereiensemble, ein (Aubert, 1910, 49). Dazu gehören die beiden Glasmalereien in der Josefskapelle von 1877 (CG_278, CG_279) aus dem Pariser Glasmalerei-Atelier Gsell-Laurent (das dritte Fenster der Kapelle zum Tod Josefs ist nicht erhalten; siehe Laurent, 1889, 16–17).
Der Glasmaler Caspar Gsell hatte seit 1861 verschiedene Aufträge für die Kirche Notre-Dame ausgeführt. Als erstes lieferte er das Livanius-Fenster, ein Medaillonfenster mit Szenen aus dem Leben des Heiligen (CG_277). Gleichzeitig war das Pariser Atelier von Claudius Lavergne mit einem Medaillonfenster zum heiligen Ludwig IX. beauftragt worden (siehe dazu Gérin, 1865). Als 1869 der Architekt Edmond Duthoit (1837–1889) die Restaurierung der Kirche plante, schlug der Pfarrer Laurent vor, die Gelegenheit zu nutzen, um die Fenster im Chorobergaden mit farbigen Glasmalereien zu versehen. Der Auftrag sollte an einen der beiden in Senlis bereits bekannten Glasmaler vergeben werden. Gemeindemitglieder, Kirchenkommission und Pfarrer sprachen sich für Lavergne aus; die Wahl fiel schliesslich auf den vom Architekten bevorzugten Caspar Gsell. Zu Ostern 1870 wurden die hauptsächlich durch Spenden finanzierten sieben Glasmalereien für insgesamt 18’500 Francs im Obergaden des Chors zur Zufriedenheit aller Beteiligten eingesetzt (Laurent, 1889, 28 und Registres des délibérations du Conseil de Fabrique, Einträge von April 1869 bis Juni 1870). Sie zeigten im oberen Bereich der Lanzetten die Geburt Marias, die Präsentation Marias im Tempel, die Verkündigung, die Heimsuchung, die Geburt Jesu Christi, die Hochzeit in Kana und die Krönung Marias, sowie im unteren Bereich der Lanzetten die Schutzpatrone der Stadt und der sieben mit der Revolution aufgelösten und später der Kirchgemeinde Notre-Dame angegliederten Kirchgemeinden von Senlis (siehe Laurent, 1889, 28–34 und Aubert, 1910, 165–167). Die sieben Fenster wurden während der beiden Weltkriege im 20. Jahrhundert zerstört, überliefert ist einzig eine Entwurfszeichnung von 1869 im Pariser Musée Carnavalet (D.16082) für das zentrale Chorfenster.
Laurent arbeitete zudem für die übrigen 14 Obergadenfenster in Chor und Langhaus ein Bildprogramm aus, das in jedem Fenster die Darstellung einer Begebenheit aus dem Leben Jesu Christi mit deren Ankündigung durch eine Erzählung im Alten Testament ergänzte (siehe Übersichtsplan in Laurent, 1889). Umgesetzt wurden durch Gsell zwischen ca. 1877 und 1888 vermutlich die zehn Fenster östlich des Querhauses; sechs davon sind bis heute erhalten (CG_280–285).
Ebenfalls aus dem Atelier Gsell-Laurent stammt ein Katharina-Fenster von 1881/82 (CG_276). Nicht erhalten sind: das Medaillonfenster zum Leben des heiligen Frambourg; das Fenster mit Szenen aus dem Leben von Johannes dem Täufer und Jesus Christus für die Taufkapelle (Registres des délibérations du Conseil de Fabrique, Eintrag vom 4. April 1880); die Rose (1885) für das Südquerhaus, die im Zentrum den Heiligen Geist als Taube, darum angeordnet sechs Bischöfe von Senlis und darunter sechs Apostel zeigte (siehe Müller, 1887, 23–24; Laurent, 1889, 3–5, 12–14, 16, 35–36; Aubert, 1910, 167).
Datation
ca. 1877–1878
Période
1877 – 1878
Commanditaire / Donateur·trice
Madame Fénaux de Maismont
Localisation d'origine
Lieu de production