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Das Masswerkfenster n V ist eines von 16 Fenstern der Kirche Saint-Godard in Rouen, für die das Pariser Atelier Gsell-Laurent zwischen 1857 und 1867 neue farbige Verglasungen schuf. Die untere Bildszene, die Predigt auf dem Friedhof, wird oft mit der Pest in Verbindung gebracht, der insbesondere im 14. Jahrhundert grosse Teile der Bevölkerung Rouens zum Opfer fielen. Laut Théodore Licquet handelt es sich bei dem hier gezeigten Bischof um Eudes Rigaud (1200–1275), Erzbischof von Rouen (vgl. Licquet, 1869, S… Plus
Das Masswerkfenster n V ist eines von 16 Fenstern der Kirche Saint-Godard in Rouen, für die das Pariser Atelier Gsell-Laurent zwischen 1857 und 1867 neue farbige Verglasungen schuf. Die untere Bildszene, die Predigt auf dem Friedhof, wird oft mit der Pest in Verbindung gebracht, der insbesondere im 14. Jahrhundert grosse Teile der Bevölkerung Rouens zum Opfer fielen. Laut Théodore Licquet handelt es sich bei dem hier gezeigten Bischof um Eudes Rigaud (1200–1275), Erzbischof von Rouen (vgl. Licquet, 1869, S. 72). Für die eucharistischen Prozessionen in Rouen – deren Durchführung auch in Zeiten der Pest eine wichtige Rolle spielte – war die in Saint-Godard ansässige Bruderschaft des Heiligen Sakraments verantwortlich. Die Prozession führte von der Kathedrale nach Saint-Godard und zurück und erlaubte es den Gläubigen, das Altarssakrament zu verehren.
Im Musée Carnavalet in Paris werden zwei Entwurfszeichnungen zu diesem Fenster aufbewahrt (D.16084; D.16085). Darauf ist zu sehen, dass als Inschrift unter dem Steinprofil mit Drachen an der Friedhofsmauer ursprünglich die Inschrift «Sanct Romanus» anstatt «Michel» vorgesehen war, eine Anspielung auf die Legende des heiligen Romanus also, der ein nahe der Stadt Rouen in der Seine lebendes Ungeheuer bezwungen haben soll.
Alle Glasmalereien von Gsell-Laurent für die Kirche Saint-Godard wurden während der Amtszeit des Priesters Pierre Lanchon (1804–1868) erstellt, der sich stark für die Aufwertung des Kirchenraums einsetzte. Die ersten Glasmalereien des Pariser Ateliers wurden in den Seitenschiffen in der Nähe des Chors eingesetzt, das letzte 1867 in der Westfassade der Kirche. Die Glasmalereien erzählen von der Stadtgeschichte sowie dem Leben und Sterben biblischer Personen und Heiliger, die oftmals für Rouen und die Normandie, oder für die Kirche und den Staat Frankreich relevant waren. Häufig sind zwei Bildszenen übereinander angeordnet; passend zum Stil der Kirche wurde für die Rahmen der Bildszenen und die Masswerkfüllungen meist ein Dekor im Stil der Gotik, selten auch im Stil der Renaissance gewählt.
Der Glasmaler Caspar Gsell war in den 1840er Jahren kurzzeitig mit Pierre-Charles Marquis (1798–1874) assoziiert gewesen, der 1852 die drei Glasmalereien für den Chor der Kirche Saint-Godard schuf. In Rouen war Gsell Mitte der 1850er Jahre bereits bekannt als Autor der Verglasungen der neu erbauten Kirche Notre-Dame im benachbarten Bonsecours (CG_105–CG_150). Bei den Glasmalereien für die Kirche Saint-Godard handelt es sich um einen frühen und umfangreichen Zyklus innerhalb seines Werks aus der Zeit, in der sich Gsell definitiv als einer der wichtigsten Glasmaler in Paris etablierte. Mit der Heirat der Tochter seines Firmenpartners 1859 erfolgte auch die Umbenennung des Ateliers von «Laurent, Gsell et Cie.» in «Gsell-Laurent».
Während der Bombardierungen der Stadt Rouen im 2. Weltkrieg wurden die historistischen Glasmalereien der Kirche Saint-Godard teils erheblich beschädigt. Ihre Restaurierung konnte in den 1980er und 1990er Jahren durch Michel Durand (1950–2006) vorgenommen werden.
Moins Datation
ca. 1857
Localisation d'origine
Lieu de production