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Das Christophorus-Fenster in der heutigen Josephskapelle (bis in die 1870er Jahre Marienkapelle) ist eines von vier gleichartig gestalteten Fenstern mit Heiligenlegenden im östlichen Teil des Langhauses der Kirche Saint-Martin in L’Isle-Adam. Diese wurden gleichzeitig mit dem Rosenfenster in der Westfassade 1856/57 im Pariser Glasmalerei-Atelier Laurent, Gsell et Cie. (später Gsell-Laurent) für je 1200 Francs hergestellt (L’Isle-Adam, Musée d’Art et d’Histoire Louis-Senlecq: Archives paroissiales, Carton 6, Registre des délibérations de la Fabrique de la Paroisse Saint-Martin: 1825–1893, S… Plus
Das Christophorus-Fenster in der heutigen Josephskapelle (bis in die 1870er Jahre Marienkapelle) ist eines von vier gleichartig gestalteten Fenstern mit Heiligenlegenden im östlichen Teil des Langhauses der Kirche Saint-Martin in L’Isle-Adam. Diese wurden gleichzeitig mit dem Rosenfenster in der Westfassade 1856/57 im Pariser Glasmalerei-Atelier Laurent, Gsell et Cie. (später Gsell-Laurent) für je 1200 Francs hergestellt (L’Isle-Adam, Musée d’Art et d’Histoire Louis-Senlecq: Archives paroissiales, Carton 6, Registre des délibérations de la Fabrique de la Paroisse Saint-Martin: 1825–1893, S. 208–209). Im Musée Carnavalet in Paris wird eine Entwurfszeichnung zum Christophorus-Fenster aufbewahrt (D.16202). Sie zeigt, dass in der Bildszene unten rechts ursprünglich das Jesuskind auf den Schultern des Christophorus dargestellt war. Diese Partie der Glasmalerei war im 2. Weltkrieg zerstört und bei der Restaurierung 2003/04 durch einen blauen Hintergrund ersetzt worden. Im Musée Carnavalet in Paris existiert auch eine Entwurfszeichnung zu einem Josephsfenster in der Art der östlichen Langhausfenster mit vier Bildszenen (Vermählung mit Maria; Flucht nach Ägypten; Heilige Familie; Tod Josephs) von 1856 aufbewahrt (D.16310). Dieser Entwurf scheint nicht umgesetzt worden zu sein; ev. war das Josephsfenster ursprünglich anstelle des Christophorus-Fenster vorgesehen.
Die fünf Fenster von 1856/57 gehören zu einem Ensemble von über 30 Glasmalereien, die unter der Ägide von Jean-Baptiste Grimot (1810–1885; ab 1848 bis zu seinem Tod Pfarrer von L’Isle-Adam), einem grossen Erneuerer des Kirchengebäudes, entstanden (CG_73–CG_104). Alle diese Glasmalereien wurden von Grimot und diversen Bürgerinnen und Bürger von L’Isle-Adam gestiftet und zwischen 1852 und 1878 von Gsell-Laurent in Paris hergestellt. 1883 betrug ihr Gesamtwert 100’000 Francs (Registre des délibérations de la Fabrique de la Paroisse Saint-Martin 1825–1893, Inventaire des œuvres d’art et mobilier de l’église du 1.1.1883). Die Glasmalereien zeigen Werke der Barmherzigkeit, diverse Apostel und Heilige, einen Marienzyklus, sowie für Kirche und Staat wichtige Protagonisten. Entsprechend dem Baustil der Kirche wählte Gsell für die architektonischen Dekorelemente einen an die Renaissance (und vereinzelt die Gotik) anklingenden Stil. Das Ensemble zählt aufgrund seines Umfangs und seiner Qualität zu den Hauptwerken des Pariser Ateliers.
Im 2. Weltkrieg wurden die Glasmalereien schwer beschädigt. Die erhaltenen Felder und Fragmente wurden eingelagert und die Kirche erhielt 1956 zunächst eine einfache Blankverglasung. 1968–1970 setzte man im Chor neue expressionistische Glasmalereien mit zwölf Szenen aus dem Leben des heiligen Martin ein (Entwurf Maurice Rocher; Umsetzung Jean Dagusseau, Orléans) (Botto, 1998, S. 27–28). Im Zuge einer Kirchenrestaurierung wurden Ende der 1990er Jahre die eingelagerten Glasmalerei-Fragmente des 19. Jahrhunderts gereinigt und inventarisiert; ab ca. 2000 erfolgte ihre Restaurierung. 27 Glasmalereien von Gsell-Laurent konnten wieder an ihrem ursprünglichen Standort eingesetzt werden; zuletzt sind 2017 die Chorfenster von Rocher/Dagusseau eingelagert und durch die Glasmalereien des 19. Jahrhunderts ersetzt worden. Die abstrakte Glasmalerei im Couronnement des Christophorus-Fensters stammt von Rocher/Dagusseau aus den späten 1960er Jahren.
Moins Datation
ca. 1856/1970
Période
1856 – 1970
Commanditaire / Donateur·trice
ev. Kellermann, François Christophe Edmond (1802–1868, Duc de Valmy); Duchesse de Valmy
Localisation d'origine
Lieu de production