Laut der Stifterinschrift stammte Hans Jakob Dolder aus Neukirch an der Thur (Bezirk Bischofszell), das zusammen mit Schönenberg, Kradolf und verschiedenen Einzelhöfen wie Halden, Schweizersholz oder Aspenreuti das vom bischöflichen Obervogt zu Bischofszell verwaltete Schönenberger Amt bildete. Dank der Ehebücher der evangelischen Kirchgemeinde Neukirch weiss man, dass sein Wohnsitz der Einzelhof Aspenreuti war und dass er am 29. Mai 1687 Barbara Bötsch aus Buhwil heiratete (Staatsarchiv Thurgau, Slg. 13.2.0/240).
Die Rundscheibe gehört zu einer Serie von mindestens dreizehn Rundscheiben, von denen sich zwölf ehemals im Museo Storico in Como befanden (Galerie für Glasmalerei; Fotos im Historischen Museum Thurgau). Nur diejenige von Hans Joachim Keller und Anna Scherb befindet sich noch heute dort. Alle Rundscheiben sind gleich wie die vorliegende aufgebaut und messen etwa 16 cm im Durchmesser. Die Stifter sind folgende:
Elisabeth Bornhauser, Weinfelden; Hans Heinrich Engeli und Maria Zumsteg, Sulgen; Barbara Schönholzer, Witwe des Georg Schwyzer, Wilen; Hans Heinrich Bornhauser, Weinfelden; Johannes Engeli und Anna Vogt, Schönenberg; Johannes Schweizer und Katharina Rutishauser, Schönenberg; Ulrich Schönholzer und Barbara Schönholzer, Wilen; Hans Joachim Keller und Anna Scherb, Sangen (Ortsteil von Weinfelden) (vgl. TG_84); Hans Heinrich Scherb und Anna Haffter, Weinfelden (vgl. TG_85); Hans Jakob Keller und Margaretha Engeli, Weinfelden (vgl. TG_486, TG_1375); Steffen Lerch und Barbara Foster, Leimbach; Anton Engeler und Euphrosina Glinz, St. Gallen. Alle Stifter stammen aus dem an St. Gallen angrenzenden Südosten des Thurgau. Wilen unterstand dem fürstäbtlich-sankt-gallischen Gericht Rickenbach, Leimbach gehörte zum Gericht Uerenbohl, das ebenfalls St. Gallen unterstand (Historisches Lexikon der Schweiz).
Johannes Engeli und Anna Vogt stifteten ausserdem 1691 eine von Jakob Forrer signierte Scheibe, die sich heute im Victoria & Albert Museum in London befindet (Inv. Nr. 929-1907; vgl. Boesch, 1955, S. 100).
Die meisten Rundscheiben der Serie bringen eine alttestamentarische Szene zur Darstellung (Prophet Elisa, Esther vor Ashaver, Daniel und der Drache, Judith und Holofernes, David und Saul, Joseph und seine Söhne, Adam und Eva im Paradies, Samson mit dem Eselskiefer, Tod aller Erstgeborenen, das goldene Kalb, Traum des Jakob). Ausnahmen sind die Scheiben Engeler/Glinz und Lerch/Forster mit einer Darstellung des Barmherzigen Samariters resp. der Steinigung des hl. Stephanus.
Als ursprünglicher Bestimmungsort kommt die auf halbem Weg zwischen Wilen und Weinfelden gelegene Johanniter-Komturei Tobel in Frage. Ein grosser Teil der Komtureigebäude, darunter das Gebäude mit dem Rittersaal, stürzte 1692 ein und wurde in der Folge neu erbaut (Knoepfli, 1955, S. 345). 1697 stifteten die Gemeinden Braunau und Tägerschen je eine von Hans Balthasar Gallati (1659 – 1734) geschaffene Rundscheibe dorthin (heute im Schweizerischen Nationalmuseum, Inv. Nr. IN 112a und b; Schneider, 1971, Bd. 2, Nr. 708, 709). Diese weisen mit 16 cm Durchmesser dieselben Masse wie die Rundscheiben der Serie auf.
Der Stil der in Grisaille gemalten Gemeindescheiben ist jedoch recht anders. Die Serie in Como stammt nicht von Gallati. Ebensowenig kommt aus stilistischen Gründen der damals vielbeschäftige Johann Georg Spengler als Hersteller in Frage. Aufschluss gibt eine im Schweizerischen Nationalmuseum bewahrte Rundscheibe, die der Glasmaler Hans Ulrich Nüscheler (1645–1707) gestiftet und sehr wahrscheinlich selbst geschaffen hatte (Schneider, 1971, Bd. 2, Nr. 725). Die 1699 gestiftete Rundscheibe entspricht nicht nur im Stil der vorliegenden Scheibe sondern auch in der Komposition. Es ist nicht auszuschliessen, dass, obwohl der Stifter Hans Ulrich Nüscheler aus Zürich stammt, die ebenfalls 16 cm messende Scheibe zu derselben Serie gehört. Sicherlich lässt sich aus ihr schliessen, dass der Schöpfer der Allianzscheibe Dolder-Bötsch dieser Zürcher Glasmaler war.
Die Scheibe ist unpubliziert.