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Hans Rudolf Rahn (1560 in Zürich–1627 in Zürich), der Sohn Heinrichs und der Dorothea Ammann, war reformierten Glaubens. 1586 heiratete er Regula Hegner, Tochter des Diethelm, Stadtschreibers von Winterthur. 1586 trat Rahn in Zürich als geschworener Schreiber in den Staatsdienst und erhielt gleichzeitig als Vertreter der Widderzunft Einsitz im Grossen Rat. Nur zwei Jahre später gelangte er in den Kleinen Rat und diente 1587–1608 als Zensor, 1588–1606 als Obervogt von Wiedikon, 1590 als eidgenössischer Landvogt in den Freien Ämtern sowie 1594–1606 als Obmann gemeiner Klöster… Plus
Hans Rudolf Rahn (1560 in Zürich–1627 in Zürich), der Sohn Heinrichs und der Dorothea Ammann, war reformierten Glaubens. 1586 heiratete er Regula Hegner, Tochter des Diethelm, Stadtschreibers von Winterthur. 1586 trat Rahn in Zürich als geschworener Schreiber in den Staatsdienst und erhielt gleichzeitig als Vertreter der Widderzunft Einsitz im Grossen Rat. Nur zwei Jahre später gelangte er in den Kleinen Rat und diente 1587–1608 als Zensor, 1588–1606 als Obervogt von Wiedikon, 1590 als eidgenössischer Landvogt in den Freien Ämtern sowie 1594–1606 als Obmann gemeiner Klöster. Als Reformfreund sass er 1601 an der Spitze der obrigkeitlichen Kommission für eine neue Schulordnung, die den Schülern eine genügende Grundausbildung für höhere Studien verschaffen sollte. 1607 zum Bürgermeister von Zürich erkoren, bestimmte Rahn von Beginn weg die Politik. Zusammen mit Leonhard Holzhalb gelang ihm ab 1609 eine erfolgreiche Bündnispolitik. Mit Hartnäckigkeit und Verhandlungsgeschick half er nach dem Gachnangerhandel von 1610 mit, einen Krieg mit den katholischen Orten zu verhindern und neue Bündnisse mit dem Markgrafen von Baden-Durlach (1612), mit Frankreich (1614) und Venedig (1615) abzuschliessen. Rahn war zu seiner Zeit eine der bestimmenden Persönlichkeiten der eidgenössischen Politik (Historisches Lexikon der Schweiz, 10/2011, S. 73).
Das Historische Museum Thurgau besitzt von Rahns Sohn Hans Heinrich eine Scheibe (TG_304).
Die vier Inschriften auf vorliegender Scheibe beziehen sich auf die apokryphe Geschichte von König Darius und seinen drei Leibwächtern (3. Buch Esra, Kap. 3). Diese nannten ihrem Herrscher in einem Wettstreit, was sie für das Mächtigste auf Erden hielten: “fortius est vinum. alius scripsit: fortior est rex. tertius autem scripsit: fortiores sunt mulieres, super omnia autem vincit veritas.” Diese Aussagen werden auf der vorliegenden Scheibe mit anderen biblischen Szenen verbildlicht. So steht das Gastmahl des Belsazar für die Macht des Weines, die Eroberung Babylons durch Darius den Meder und Kyros II. für die Macht des Königs, Judith mit dem Haupt des Holofernes' für die Macht der Frauen und die erfüllte Prophezeiung von Elias für die höchste Macht der göttlichen Wahrheit. Der Vergleich endet damit, dass König Darius den dritten Leibwächter Zorobabel, der für die Macht der göttlichen Wahrheit plädiert hatte, zum Sieger des Wettstreites kürte. Zorobabel wird daraufhin zum zweiten Mann im Grossreich, gleich nach dem König. In dieser Funktion erinnert Zorobabel den König an sein Versprechen, Jerusalem und den Tempel wieder aufzubauen. Die Geschichte dieses Triumphs der Wahrheit und des Wiederaufbaus der gottesfürchtigen Gemeinde war ein beliebtes Thema der reformatorischen Autoren, vor allem für dramatische Adaptionen (vgl. Pfeiffer, 2016, S. 77–78; Adomatis et al., 1974, Bd. 1, S. 909–910).
Ein um 1590 entstandener Scheibenriss zeigt dasselbe Bildthema der drei Leibwächter, wählte jedoch eine andere Darstellungsform (Hasler 1996/97, Bd. 2, Kat.-Nr. 654).
Die Gestalt der Veritas wiederholt in leicht abgewandelter Form die allegorische Figur der Wahrheit, die Christoph Murer 1598 auf seiner Scheibe für die Stadt Nürnberg festhielt, die sich heute in der dortigen Städtischen Kunstsammlung befindet (Vignau-Wilberg 1982, Abb. 118). An Entwürfe dieses Zürcher Glasmalers dürften sich auch die anderen Figurenszenen der vorliegenden Scheibe anlehnen, die Christoph Murers Bruder Josias signierte. Die Geschichte des König Darius und seines Leibwächters Zorobabel war diesem dabei sicherlich wohlbekannt: sein Vater Jos hatte 1575 ein Drama “Zorobabel” (nach der Vorlage von Sixt Birck) verfasst (erschienen bei Froschauer in Zürich; Adomatis et al., 1974, Bd. 1, S. 907f.).
Die Scheibe wird genannt in:
Rahn, 1894, Nr. 70.
Früh, 2001, S. 83.
Moins Datation
1607
Commanditaire / Donateur·trice
Rahn, Rudolf, Bürgermeister Zürich
Localisation d'origine
Lieu de production
Propriétaire
Seit 1955 Historisches Museum Thurgau
Propriétaire précédent·e
Bis 1894 Sammlung Johann Martin Usteri · Sammlung Bachmann, Schloss Frauenfeld
Numéro d'inventaire
T 6461