Recherche
David Studer von Winkelbach (3.10.1551–15.11.1614) wurde als Sohn Josephs, Hauptmanns in französischen Diensten, und Margaretha Zollikofers im Schlösschen Winkelbach in St. Fiden in Tablat (heute Gemeinde St. Gallen) geboren. Er war katholischer Konfession und Edelknabe am königlichen Hof in Paris. Danach absolvierte er eine militärische Laufbahn in französischen, später in spanischen Diensten in Italien. Er war fürstäbtlich-sanktgallischer Rat und Truppenführer sowie 1582–1614 Hofmeister der Fürstabtei St. Gallen. 1604 begab er sich als Gesandter des Abts nach Mailand zur Erneuerung der Soldallianz mit Spanien. David Studer war mit Elisabeth Rugg von Tannegg verheiratet (HLS, 12/2013, S. 91). Die dem Bischof von Konstanz unterstehende Herrschaft von Tannegg im Kanton Thurgau wurde bis 1432 von bischöflichen Vögten aus der St. Galler Familie Rugg verwaltet. Der Zusatz “von Tannegg” blieb auch später bestehen (Leonhard, 2010; Trösch, 2011).
In der Sammlung Vincent, in der sich die vorliegende Scheibe befand, ist unter der Nr. 187 eine heute verschollene Stiftung des Hektor Studer von Winkelbach (*1554), des Bruders von David, verzeichnet (Rahn, 1890, Nr. 187). Da beide aus demselben Jahr 1595 stammen und die Masse (29.6 x 18.8 cm) übereinstimmen, handelte es sich wohl um eine gemeinsame Stiftung der Brüder. Hektor war Hauptmann, fürstlicher Rat und Landesobrist in Roggwil und heiratete 1578 Wendelburg Mötteli von Rappenstein (Alther, 1980, S. 52). Wohin die Brüder ihre beiden Scheiben stifteten, ist nicht überliefert. Der ursprüngliche Bestimmungsort kann sowohl in St. Gallen als auch im Thurgau liegen. Paul Boesch zog auch einen St. Galler Glasmaler, Caspar Kauter, als Hersteller in Erwägung (Boesch, 1946, S. 112). Weder Stil (Helmdecke, Putten, Oberbilder) noch der Schriftcharakter sprechen jedoch zwingend für eine Zuschreibung an diesen Meister, dem sich nur ein Glasgemälde gesichert zuweisen lässt. Näher verwandt ist der Stil des Glasgemäldes mit demjenigen des damals vielbeschäftigten Konstanzer Glasmalers Caspar Spengler, der sowohl für Thurgauer als auch St. Galler Bürger tätig war (vgl. etwa die Zollikofer Stiftungen auf Schloss Altenklingen, TG_159, TG_162, TG_163, TG_173, TG_177).
Eine analog komponierte, 1596 gestiftete Allianzscheibe befindet sich im Schweizerischen Nationalmuseum (Schneider, 1971, Bd. 2, Nr. 409). Die vom St. Galler Stadtschreiber Hans Jacob Widenhuber und seiner Frau Magdalena Peyer gestiftete Scheibe stammt sicherlich von demselben Glasmaler.
Das Oberbild mit der vor König David knienden Abigail schuf der Glasmaler nach der Vorlage von Tobias Stimmer, Neue Künstliche Figuren Biblischer Historien, 1576, 1 Kg 25 (Stimmer, 1576).
Die Scheibe wird genannt in:
Rahn, 1890, Nr. 190.
Heberle, 1891, Nr. 172.
Rahn, 1892, S. 13.
Büchi, 1892, S. 7.
Boesch, 1946, S. 111–113.
Früh, 2001, S. 46.
Datation
1595
Commanditaire / Donateur·trice
Studer, David (1551–1614) · Rugg, Elisabeth
Localisation d'origine
Propriétaire
Seit 1891 Historisches Museum Thurgau
Propriétaire précédent·e
Bis 1890 Sammlung Johann Nikolaus Vincent, Konstanz
Numéro d'inventaire
T 805