Image commandée

FR_87: Allegorische Bildscheibe Peter Hans 1610: Der Zwiespalt des Gemüts
(FR_Freiburg_MAHF_FR_87)

Coordonnées

Prière de compléter le champ "Prénom".
Prière de compléter le champ "Nom".
Prière de compléter le champ "E-Mail".
Votre adresse e-mail n'est pas valide.

Veuillez s’il vous plaît indiquer autant d’informations que possible (titre de la publication, base de données, éditeur, nombre d’exemplaires, année de parution, etc.)

Le Vitrocentre Romont ne peut mettre à votre disposition que ses propres images. Nous ne pouvons malheureusement pas vous fournir des images de tiers. Si votre commande concerne des photographies de tiers, nous vous enverrons volontiers l'adresse de contact où vous pourrez obtenir les images.

Les données personnelles que vous avez indiquées dans ce formulaire sont utilisées par le Vitrocentre Romont exclusivement pour le traitement de votre commande d'images. La correspondance relative à la commande est archivée à des fins de traçabilité interne. Les données ne seront utilisées à aucune autre fin que celles énumérées ici, ni transmises à des tiers. En envoyant un formulaire de commande, vous acceptez tacitement cette utilisation de vos données personnelles.

Pour toute question complémentaire, veuillez contacter info@vitrosearch.ch.

Titre

Allegorische Bildscheibe Peter Hans 1610: Der Zwiespalt des Gemüts

Type d'objet
Artiste
Lieu de production
Datation
1610

Iconographie

Description

Vor einer gebirgigen Landschaft und einer gelben Balustrade steht ein bärtiger Mann in gelben engen Hosen und gelbem Wams. Er hat einen stoffreichen blauen Mantel über die Schultern drapiert und trägt eine turbanartige Kopfbedeckung. Aus seiner Brust wächst ein dicker Ast, in dessen Zweigen ein bärtiger Kopf, eine sonnenumstrahlte nackte und betende Figur sowie ein Herz erscheinen. Mit einer Säge schickt sich der Mann an, den Ast an seiner Brust zu entfernen. Über den seitlichen roten Podesten stehen zwei Heiligenfiguren vor den rahmenden Pilastern, links der hl. Petrus in weisser Tunika und blauem Mantel, den Schlüssel in der Rechten, rechts die hl. Barbara mit Kelch, Palme und Turm. Die Heilige trägt ein violettes Kleid und eine Krone auf dem Haupt, welche sie als Prinzessin kennzeichnet. Über dem trennenden roten Architrav mit grüner Mittelkartusche und neben dem rahmenden, maskenverzierten Podest tauft der hl. Johannes den im Jordan stehenden Christus. Am linken Bildrand hält ein Engel ein Tuch bereit. Der rechte Teil des Oberbildes ist mit einer nicht zugehörigen Bauernszene ergänzt. Vor einem puttenkopfgeschmückten Sockel kniet links am Fuss der Scheibe der geistliche Stifter im Gebet. Er trägt über der schwarzen Sutane die Fellalmutie. Ein Spitzbart und glattes, gerade geschnittenes Haar mit Tonsur charakterisieren ihn. Auf der gegenüberliegenden Seite steht sein Wappen. In der Mitte ruht die Inschrifttafel, die eine lateinische und deutsche Reimschrift enthält und darunter den Namen des Pfarrers nennt. Auf dem oberen Abschluss des Sockels steht das Datum 1610.

Code Iconclass
11H(PETER) · l'apôtre Pierre, premier évêque de Rome; attributs possibles : livre, coq, croix (à l'envers), crosse (triple), poisson, clef, rouleau, navire, tiare
11HH(BARBARA) · Barbe, vierge et martyre; attributs possibles : livre, (boulet de) canon, couronne, croix, ciboire surmonté d'une hostie, Dioscure (son père), plume de paon, épée, torches, instruments de maçonnerie, tour
46A122(HANS) · armoiries, héraldique (HANS)
47I123 · labourer
52BB2 · Doute; 'Dubbio' (Ripa)
7(+5) · Bible (+ donateur(s), avec / ou sans saint(s) protecteur(s))
73C121 · le baptême de Jésus-Christ dans la rivière du Jourdain : Jean Baptiste verse de l'eau sur la tête de Jésus-Christ; le Saint-Esprit descend
Mot-clés Iconclass
Héraldique

Wappen Hans: In Blau über grünem Dreiberg ein goldenes Hauszeichen, begleitet oben von drei goldenen sechsstrahligen Sternen, seitlich von je drei schwarzen Kugeln.

Inscription

Stifterinschrift: Si dubitas animo vitæ quæ fata sequaris / Elige et obserua quod melius fuerit / Ist dir dÿn gmüt allso gespalten / vnd Zwÿfflest was dir sÿ zuhalten / so sÿ standthaft erwehl ein ding / zu thun so wirt dir alles ring / D: PETRVS IOĀNES P[A]RO= FRIB:
Datum: 1610.

Signature

Keine

Technique / Etat

Etat de conservation et restaurations

Erhaltung: Zahlreiche Notbleie und geklebte Sprünge, im Mittelbild doubliert. Flickstücke im Oberbild, im Architrav und in der rechten Heiligenfigur. Kleine Ergänzung im Mittelbild. Der Titel des Stifters (parochus) wurde wohl bei der Herstellung falsch geschrieben, wieder ausgekratzt und neu geschrieben. Das A fiel dabei aus unbekannten Gründen wieder ab, darunter wieder sichtbar das verschriebene U.
Restaurierung: 1904/05: Kirsch & Fleckner, Freiburg.

Technique

Farbloses, grünes, rotbraunes und rotes Glas. Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb, jeweils in verschiedenen Farbstufen sowie blauen und violetten Schmelzfarben.

Historique de l'oeuvre

Recherche

Die Scheibe weist eine besondere Ikonographie auf, die den Pfarrern öfters eigen ist. Der Geistliche lässt sich selbst am Fuss der Scheibe als frommer Stifter in Chorherrenkleidung darstellen. Sein hl. Namenspatron Petrus ist als Seitenfigur links zu sehen. Mit der Taufe Christi wird auf den zweiten Namenspatron Johannes den Täufer und auf die Tätigkeit des Geistlichen als Kindstäufer (s. u.) angespielt. Das Mittelbild zeigt die allegorische Darstellung des Zweifels. Die Zweige, Sinnbild eines zwiespältigen Charakters, enden in verschiedenen symbolischen Figuren: der Mensch muss sich zwischen dem Verstand (dem Kopf), den Begierden (dem strahlenden Homunculus) und dem Gefühl (dem Herz) entscheiden. Die Darstellung geht recht genau auf einen Holzschnitt zurück, den der mit Notnamen als Petrarca-Meister bezeichnete Stecher für das Buch des Francesco Petrarca “Von der Artzney bayder Glueck des guten und widerwaertigen” schuf (Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 87.1). Dieses war eines der meistgelesenen Werke seiner Zeit, das in deutscher Sprache erstmals in Ausgburg 1532 erschien, bis 1620 mehrere Neuauflagen erlebte und seit der zweiten Auflage auch “Trostspiegel” genannt wurde. Petrarca erklärt darin, dass die Philosophen das Gemüt aus drei Quellen herleiten, aus dem Kopf, welcher das menschliche Leben regiert, aus dem Herzen, wo sich Zorn und Wut aufstauen und entfachen, und aus der Region unterhalb des Herzens, dem Ort der Begierde und Unreinheit (Scheidig 1955. S. 274–275; Lemmer 1984. Das ander Buch, p. LXXXIX. Freundlicher Hinweis von Achim Riether, München). Der Autor sagt, ebenso wie die erklärende Bildinschrift der Scheibe in Latein und Deutsch, dass sich der von Zweifel geplagte, innerlich gespaltene Mensch auf ein Ziel konzentrieren und Gefühls- und Triebleben überwinden soll, damit er zum inneren Frieden gelange. Mit Entschlossenheit entfernt die allegorische Figur also den Ast, der die innere Zerrissenheit darstellt. Das Bild spielt aber möglicherweise auch auf vergleichbare Emblemata an, die darlegen, dass aus einem abgesägten Ast wieder neue, junge und kräftige Zweige, d. h. neue Kräfte wachsen werden.
Ob der Stifter selbst infolge persönlicher Erlebnisse seelische Nöte durchstand und sich daher von diesem Petrarca-Motiv besonders angesprochen fühlte, ist in seiner Biographie nicht ablesbar. Die Scheibe, welche auch Glasmaler des 19. Jahrhunderts inspirierte (Vgl. die Zeichnung im Vitrocentre Romont, Nachlass Hans Meyer, Kiste Adolf Kreuzer; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 87.2), wurde bisher stets unter dem Stifternamen Peter Johann Puro (Pürro) geführt, dies aufgrund des ausgekratzten Buchstabens U in der Inschrift. Ein Geistlicher mit diesem Namen ist bislang jedoch nicht nachweisbar. Auch das dargestellte Wappen ist unbekannt. Wegen der korrigierten Inschrift könnte vielleicht auch der Name Perrod erwogen werden. Ein Peter Perrod oder Perroud wurde 1623 Pfarrer in Jaun und starb am 20.3.1625 (Clergé séculier et régulier. S. 142; Thürler 1997, Nr. 5490). Den Pfarrer Jean Perroud und sein Wappen kennen wir aus seiner Scheibenstiftung von 1624 (FR_98).
Die feinsinnige Ikonographie der Scheibe und das Chormäntelchen des Dargestellten lässt hingegen an einen bedeutenderen Stifter und Chorherren denken. Die Merkmale treffen auf Peter Hans zu, der 1597 Canonicus und 1610 Pfarrer in St. Nikolaus wurde. Der Reverendus Dominus führte zwischen 1608 und 1618 auch Taufen in der Stadtkirche durch (StAF Taufbuch IIa 4a). Er amtete 1626 als Kantor und 1636 als Dekan des Kapitels. Während der Pest des Jahres 1616 bewies er seine Aufopferungsbereitschaft und Nächstenliebe und erhielt dafür von der Obrigkeit eine Auszeichnung. Peter Hans resignierte 1617 aus gesundheitlichen Gründen und unter grossem Bedauern der Obrigkeit als Pfarrer der Stadtkirche (StAF RM 168, 1617, p. 651 [14.12.1617] und p. 661 [17.12.1617]). Er unternahm daraufhin eine Wallfahrt nach Santiago de Compostela, und am 3.8.1640 wurde der Geistliche von Kaiser Ferdinand III. geadelt sowie zum Ritter des Goldenen Sporns und Pfalzgrafen ernannt. Dazu verlieh der Kaiser ihm ein geviertes Wappen, das Symbole des Reiches und der Wallfahrt im Schild zeigte (1 und 4 in Gold ein halber gekrönter schwarzer goldbewehrter Adler, 2 und 3 in Silber ein roter Querbalken, belegt mit 3 silbernen Muscheln). 1649 hielt Peter Hans um das durch den Tod von Franz Schmid frei werdende Benefizium und die Verwaltung der hinter Attalens liegenden Kapelle an, die letzterer mit einem Gewölbe ausgestattet hatte (StAF RM 200, 1649, p. 59 [18.2.1649]). Peter Hans starb nur ein Jahr später am 1.7.1650 und vermachte dem Kapitel ein Stück Land beim Murtentor, wo noch heute eine Baumallee den Namen „Palatinat-Promenade“ trägt, in Anspielung auf den Titel des Pfalzgrafen, den der Stifter führte (Brasey 1912. S. 162; Amman 1921. S. 19–21; HBLS IV, 1927. S. 73, Nr. 3; DHBS III, 1926. S. 762). Dass dieser Geistliche vor 1640 noch ein anderes, schlichteres Wappen trug und dieses auf der Scheibe darstellen liess, ist durchaus denkbar. Statt des als Familienname gelesenen Wortes „PURO“ muss vielmehr der Berufstitel des Pfarrers „PARO(CHUS)“ gestanden haben.
Der Glasmaler dieser aussergewöhnlichen Scheibe ist bislang unbekannt geblieben. Der Schriftcharakter unterscheidet sich deutlich von dem sorgfältigen und regelmässigen Duktus der vorangehenden Scheiben, findet sich aber in der Inschrift der nächsten, allerdings zusammengesetzten Scheibe (FR_88).

Datation
1610
Date d'entrée
1904
Commanditaire / Donateur·trice

Hans, Peter († 1650)

Donateur·trice / Vendeur·euse

Auktion Messikommer, Zürich

Localisation d'origine
Lieu de production
Propriétaire

Musée d’art et d’histoire Fribourg (e-collection MAHF)

Propriétaire précédent·e

Aus der Sammlung de Trétaigne, Paris. 1904 an der Auktion Messikommer Zürich erworben.

Numéro d'inventaire
MAHF 3451

Bibliographie et sources

Bibliographie

Auktion der Glasgemälde-Sammlung der Baronin de Trétaigne in Paris und von Glasgemälden aus der ehemaligen Vincent-Sammlung in Konstanz. (Auktionskatalog H. Messikommer in Zürich. 2.–3. Mai 1904) Zürich 1904. S. 14, Nr. 22.

Catalogue du Musée Cantonal des Beaux-Arts et d’Antiquités Fribourg. Répertoire général. 1909 ff. (Handschriftlicher Katalog Archiv MAHF) Nr. 2.

Catalogue des vitraux de familles fribourgeoises propriété du Musée cantonal, dressé par Alfred Weitzel en 1909. Manuskript mit Wappenzeichnungen. (Staatsarchiv Freiburg Ma 11), unpag.

P[eissard], N[icolas]. Catalogue des vitraux armoriés exposés dans les galeries. Fribourg 1927. S. 7 (10me fenêtre).

Vitraux héraldiques fribourgeois (Exposition Romont, Musée du Vitrail du 28 février au 10 avril 1988). Romont 1988. Nr. 33.

Bergmann, Uta. Die Freiburger Glasmalerei des 16.–18. Jahrhunderts / Le vitrail fribourgeois du XVIe au XVIIIe siècle (Corpus vitrearum Schweiz, Reihe Neuzeit, Bd. 6 / époque moderne vol. 6). 2 Bde / vol. Bern et al. 2014. Bd. 2. Kat.-Nr. 87.

Vgl.

(Maurice Villard?) Clergé séculier et régulier. Original in den Archives de l’Evêché Fribourg. (Staatsarchiv Freiburg Rr 26.1).

Brasey, Gustave. Le chapitre de l’insigne et exempte collégiale de Saint-Nicolas à Fribourg, Suisse 1512–1912. Notice Historique. IVme Centenaire de la Fondation du V. Chapitre de Saint-Nicolas Fribourg 1512–1912. Fribourg 1912.

Amman, Alfred d’. Lettres d’armoiries et de noblesse concédées à des familles fribourgeoises. In: Archives héraldiques suisses / Schweizer Archiv für Heraldik 1921, p. 16–29, 55–70.

Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz (HBLS). 7 Bde. und Suppl. Neuenburg 1921–1934.

Dictionnaire historique et biographique de la Suisse (DHBS). 7 vol. et suppl. Neuchâtel 1921–1933.

Scheidig, Walter. Die Holzschnitte des Petrarca-Meisters zu Petrarcas Werk von des Artzney bayder Glück des guten und wiederwärtigen Augsburg 1532. (Veröffentlichung der deutschen Akademie der Künste) Berlin 1955.

Petrarca, Francesco. Von der Artzney Bayder Glück, des Guten und Widerwertigen. Hrsg. und kommentiert von Manfred Lemmer. Hamburg 1984.

Thürler, Athanas. Catalogue alphabétique des prêtres séculiers et réguliers au service du diocèse de Lausanne, Genève et Fribourg jusqu’en 1996 / Alphabetisches Verzeichnis der Priester aus dem Welt- und Ordensklerus im Dienst der Diözese Lausanne, Genf und Freiburg bis 1996. Uebewil 1997 (Ms. BCU und StAF Rr 26.5).

Staatsarchiv Freiburg (StAF), Ratsmanuale (RM), Taufbücher St. Nikolaus.

Modèle

Francesco Petrarca “Von der Artzney bayder Glueck des guten und widerwaertigen”, Augsburg 1532.

Informations sur l'image

Nom de l'image
FR_Freiburg_MAHF_FR_87
Crédits photographiques
© MAHF (Foto: Primula Bosshard)
Copyright
© Musée d'art et d'histoire Fribourg (MAHF)
Propriétaire

Musée d’art et d’histoire Fribourg (e-collection MAHF)

Inventaire

Numéro de référence
FR_87
Auteur·e et date de la notice
Uta Bergmann 2016

Objets et images liés

Photographies complémentaires
Schema von Allegorische Bildscheibe Peter Hans 1610: Der Zwiespalt des Gemüts