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Dieses Hinterglasbild gehört zu einer Serie von sechs Hinterglasbildern, die nach Radierungen von Stefano della Bella (1649–1651) ameliert worden sind. Es handelt sich um eine Folge von zwölf Graphiken unter dem Titel "Mehrere Köpfe nach Art der Perser frisiert". Vielleicht noch teilweise in Paris entstanden, teilweise aber sicher in Florenz, dürften diese weiterhin in Frankreich ediert worden sein. Sie liefern einen Terminus post quem für die Entstehung der Hinterglasbilder, die möglicherweise als Schubladen- oder Türfronten ursprünglich Teile eines Kabinettschrankes waren. Die Vorliebe für Exotisches ist durch Allegorien und idyllische Darstellungen der vier Kontinente in Hinterglasmalereien zeitgenössischer Kabinettschränke gut belegt (Vitrocentre Romont, Slg. R.+F. Ryser RY 3051; Neapel, um 1650).
Die Folge der sechs Hinterglasmalereien spiegelt besonders schön das gerade auch nach dem Dreissigjährigen Krieg sich verbreitende Interesse am Morgenland, wobei nun die Furcht vor dem grausamen Barbaren trotz der Bedrohung aus dem Osten – der Sieg vor Wien erfolgt erst 1683 – allmählich der Faszination für die fremde Kultur weicht. Die unterschiedlichsten Nationen – Türkei, Ungarn, Armenien usw. – werden unter dem vereinfachenden Sammelbegriff der "Persiennes" zusammengefasst. Sich "nach Art der Perser" zu (ver-)kleiden wird modisch. "Durch die kostbare exotische Kleidung wirken die Dargestellten zwar weiterhin fremd und faszinierend, nicht aber bedrohlich" (Vollmer 2005, S. 108). Der Glanz der goldfunkelnden Amelierung unterstreicht diesen Aspekt noch zusätzlich. Dass es sich bei den Porträtbüsten nicht unbedingt wirklich um Orientalen handelt, geht nicht nur aus dem Titelblatt der Graphik-Folge hervor, das einen jungen Mann mit europäischem Federbarett zeigt, sondern auch aus diesem Hinterglasbild, bei dem die Kopfbedeckung der jungen Frau letztlich mehr einer zweispitzigen burgundischen Haube des frühen 16. Jahrhunderts als einem Turban ähnelt.
Wenn für die Radierungen della Bellas Einflüsse Rembrandts geltend gemacht wurden, so ist bei den Hinterglasmalereien davon nichts zu verspüren, besonders auch, weil der langsame Entstehungsprozess einer Amelierung dem Zeichenstil des Niederländers geradezu entgegengesetzt ist. Della Bellas graziöse malerische Auffassung und seine spielerische Strichführung in goldschmiedeartiger Preziosität kamen hingegen einem Hinterglasmaler für die Umsetzung in die besondere Form der funkelnden Amelierung sehr entgegen.
Datation
Um 1660
Période
1650 – 1670
Date d'entrée
2000
Donateur·trice / Vendeur·euse
Lieu de production
Propriétaire
Propriétaire précédent·e
Rainer Zietz, London · R.+F. Ryser (2002)
Numéro d'inventaire
RY 981