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BE_1624: Gerichtsscheibe Rohrbach
(BE_Bern_BHM_25656)

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Titre

Gerichtsscheibe Rohrbach

Type d'objet
Artiste
Datation
um 1684/85
Dimensions
32.4 x 23.3 cm im Licht

Iconographie

Description

In einem Zimmer mit gewölbter Balkendecke, fünf butzenverglasten Fenstern sowie grün und schwarz gefliestem Boden sitzen die Gerichtsherren an einem rechteckigen schwarzen Schiefertisch. Im Vordergrund steht der seinen Stab haltende Weibel in Amtstracht. Die Hauptperson des ganzen Gremiums ist der im Zentrum der Tischrunde platzierte Gerichtspräsident, der Landvogt Beat Fischer, zu dessen Linken der Landschreiber Hans Jakob Wild gerade am Referieren eines Textes ist. Über ihren Köpfen werden die am Tisch versammelten Männer auf gelben Schriftbändern namentlich bezeichnet. Auf dem Tisch liegen Tintenzeug, vier Pergamentbriefe mit Aufschriften und Siegeln, zwei Geldhaufen sowie vor dem Landvogt dessen Zepter. Zu Füssen des Weibels hat sich noch ein kleines Stück der einstmals am Scheibenfuss vorhandenen Stifterinschrift erhalten. Die Balkendecke über der Gerichtsversammlung wird von einem roten Flachbogen umfangen, in den eine blaue, kopfgeschmückte Scheitelkartusche eingesetzt ist. Auf ihm befinden sich als Zwickelfüllungen zwei Fruchtbouquets. Das Oberbild mit der von Musikanten unterhaltenen Tafelrunde ist ein altes Flickstück.

Code Iconclass
41C · nutrition, alimentation, aliments
44G · loi et jurisprudence
46A63 · réunion, assemblée
48C72 · musicien
Mot-clés Iconclass
Inscription

Hr: Beatus Fischer Land: / vogt zů Wangen / Herr zů Richenbach // Hr: Hans Jacob / Wild. Landschri= / ber zů Wangen. / Ullrich / Herman // Lorentz / Weiβ // ... // Abraham G(ru)ber // Caspar ... // Peter / Leüw // Ullrich / Haas // Adam / Meÿ // Hans Rüti. // Hans Beck. // Niclaus / Leüwenbärger // Ullrich / Kneübüler.

Signature

Keine

Technique / Etat

Etat de conservation et restaurations

Die Inschrift am Scheibenfuss nicht mehr erhalten; mehrere alte Flickstücke (ganzes Oberbild); Verluste in der Bemalung; Sprünge und Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Technique

Farbloses Glas; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb, Eisenrot sowie blauer Schmelzfarbe.

Historique de l'oeuvre

Recherche

Anhand der Namen der Gerichtssässen geht Staatsarchivar Kurz davon aus, dass hier das Vogtgericht von Rohrbach dargestellt ist (Wegeli 1936). Rohrbach, das 1504 von Bern erworben wurde, behielt in der Folge zahlreiche Sonderrechte. Das Gericht Rohrbach bestand aus 12 Gerichtsherren und dem Weibel, der in Abwesenheit des Landvogts den Vorsitz führte. Die Verhandlungen wurden in einem Wirtshaus, in einer besonderen Gerichtsstube, abgehalten. Die ursprünglich als Zivilgericht geführte Institution wandelte sich mit der Zeit zu einer administrativen Behörde (Vorläufer des Gemeinderates), während die richterlichen Funktionen immer mehr dem Landvogt übertragen wurden (Kasser 1979, S. 24).
Die undatierte Fragmentscheibe muss zwischen 1683 und 1686 entstanden sein, da Beat Fischer 1680–1686 Landvogt zu Wangen war und 1683 die Herrschaft Reichenbach kaufte. Weibel war zu dieser Zeit Ulrich Rychiger, dessen Namenskartusche am unteren Rand der Scheibe beschnitten ist (Kasser 1979, Anm. 4 und 5).
Beat Fischer (23.5.1641–23.3.1698), Sohn Beat Fischers und Esther Tribolets, machte sich als Gründer der Post in der Stadt und Republik Bern einen grossen Namen. Der Grossrat (ab 1673) und Deutschseckelmeister (ab 1674) erhielt schon 1675 das auf seine Anregung geschaffene bernische Postregal für 15 Jahre verpachtet. Er führte das erfolgreiche Unternehmen zu einem der schnellsten Postdienste in Europa und wurde wegen seiner Verdienste für die Verbindungen zwischen Deutschland und Spanien von Kaiser Leopold I. 1680 geadelt. Der weitsichtige, diplomatische und innovative Berner war auch 1675–1685 Pächter des Waisenhauses in Bern, 1677 Herausgeber der ersten Wochenzeitung in Bern und Pächter der Münzanstalt (1678–1681). Ab 1695 diente Beat Fischer seiner Stadt als Kleinrat. 1667 hatte er in Bümpliz Euphrosina Wurstemberger (1650–1727), Tochter Hans Rudolf Wurstembergers und Euphrosina Fischers, geheiratet, die zwischen 1668 und 1687 acht Kinder zur Welt brachte (Wegeli, Jb. BHM 1936; HLS 4/2005, S. 529; Kessel 2015; www.deutsche-biographie.de).
Hans Jakob Wild (1638–1700), erwarb 1655 das bernische Burgerrecht und wurde 1677 Landschreiber zu Wangen. Er war seit 1660 mit Rosina Fasnacht (* 1643), Tochter Gabriels und Magdalena Tribolets verheiratet (Wegeli, Jahrbuch BHM Bern 1936; Kessel 2015).
Die Scheibe kann dem Aarauer Glasmaler Hans Ulrich III. Fisch zugeschrieben werden. Als stilistischer Vergleich bietet sich vor allem die etwas jüngere Gerichtsscheibe Gränichen im Bernischen Historischen Museum an (Inv. 14199).

Datation
um 1684/85
Période
1683 – 1686
Commanditaire / Donateur·trice

Rohrbach, Gericht · Fischer, Beat, Landvogt zu Wangen · Wild, Hans Jakob, Landschreiber Wangen · Hermann, Ulrich · Wyss, Lorenz · Gruber, Abraham · Leu, Peter · Haas, Ulrich · May, Adam · Rüti, Hans · Beck, Hans · Leuenberger, Niklaus · Kneubühler, Ulrich

Localisation d'origine
Lieu de production
Propriétaire

Seit 1936 Bernisches Historisches Museum

Propriétaire précédent·e

Bis 1936 Sammlung in England.

Numéro d'inventaire
BHM 25656

Bibliographie et sources

Bibliographie

Rudolf Wegeli, Sammlungsbericht, in: Jahrbuch des Bernischen Historischen Museums, Jg. XVI, 1936, S. 92f., 98.

Karl H. Flatt, Beat Fischer Landvogt in Wangen, in: Jahrbuch des Oberaargaus, Jg. 2, 1959, Detail-Abb. nach S. 152.

Fritz Kasser, Rohrbach in altbernischer Zeit, in: Jahrbuch des Oberaargaus 1979, S. 46, Anm. 4.

Vgl.

Hans Braun, Barbara Braun-Bucher, Annelies Hüssy, Beat Fischer (1641–1698), Der Gründer der bernischen Post (Schriften der Burgerbibliothek Bern Bd. 24), Bern 2004.

Historisches Lexikon der Schweiz (HLS).

http://www.deutsche-biographie.de/pnd12685895.html (9.6.2016)

P. Kessel, Berner Geschlechter, 2016 (URL: http://www.bernergeschlechter.ch/humo-gen/family.php?database=humo_&id=F19347&main_person=I58056; http://www.bernergeschlechter.ch/humo-gen/family.php?database=humo_&id=F23570&main_person=I69629; 14.6.2016].

Informations sur l'image

Nom de l'image
BE_Bern_BHM_25656
Crédits photographiques
© Bernisches Historisches Museum, Bern. Foto: Yvonne Hurni
Date de la photographie
2007
Copyright
© Bernisches Historisches Museum, Bern (www.bhm.ch)
Propriétaire

Seit 1936 Bernisches Historisches Museum

Inventaire

Numéro de référence
BE_1624
Auteur·e et date de la notice
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016; Uta Bergmann 2016

Objets et images liés

Photographies complémentaires
Schema Gerichtsscheibe Rohrbach