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Die 1916 auf der Auktion Muller in Amsterdam versteigerte Scheibe gelangte laut Jahresbericht des Bernischen Historischen Museums von 1916 (darin fälschlicherweise unter Inv. 10379 angeführt) als Legat Challande ins Museum.
Die im Auktionskatalog gemachte Gleichsetzung mit der aus der Sammlung Bürki stammenden Bernscheibe (Kat. Basel 1881, Nr. 357) ist sicher falsch. Letztere wurde 1888 vom Bernischen Historischen Museum aus der Erbschaft Bürki angekauft (heute BHM Bern, Inv. 418). Das vorliegende Glasgemälde (BHM Bern, Inv. 10377), das bis auf die seitlichen Säulen, grössere Teile des Damastes und eine Hinterpranke des linken Löwens eine Neuschöpfung des 19. Jahrhunderts darstellt, kopiert die Wappenpyramide und das Oberbild (seitenverkehrt) von der genannten Bernscheibe aus der Sammlung Bürki, die statt der Löwen zwei Kriegerfiguren als Schildhalter zeigt. Von letzterer schuf der Berner Glasmaler Johann Heinrich Müller (1822–1903) eine Pause (heute im Schweizerischen Nationalmuseum Zürich, Inv. LM 24498). Er kommt damit auch als Restaurator der vorliegenden Berner Standesscheibe in Frage. Die Löwen dagegen folgen einem Entwurf zu einer Zürcher Standesscheibe, den der damals wohl bei Carl von Egeri in Zürich weilende Abraham Bickhart monogrammierte und 1555 datierte (Berlin, Kunstbibliothek der Staatlichen Museen, Hdz 1767; vgl. Hasler 2002, S. 224, Abb. 67). Die Zeichnung ist wiederum identisch komponiert wie eine im Schweizerischen Nationalmuseum in Zürich befindliche Zürcher Standesscheibe von 1561 (Schneider 1971, Bd. I, Kat.-Nr. 288). Als Vorbild dürfte dem Glasmaler-Restaurator zudem die ebendort aufbewahrte Wappenscheibe des Gotteshausbundes von 1548 gedient haben. Diese weist auch die motivisch gleichen, noch originalen Architekturteile auf (Schneider 1971, Bd. I., Kat.-Nr. 244).
In Stil und Komposition sind beide Berner Standesscheiben von 1554 im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 418 und 10377) gut vergleichbar. Dies und der Zusammenhang mit der Wappenscheibe des Gotteshausbundes lassen vermuten, dass auch die originalen Teile der vorliegenden Scheibe der Werkstatt oder dem Umkreis Carl von Egeris in Zürich entstammen.
Datation
1554
Période
1554 – 1900
Commanditaire / Donateur·trice
Localisation d'origine
Lieu de production
Propriétaire
Seit 1916 Bernisches Historisches Museum
Propriétaire précédent·e
Sammlung Bachofen. – Sammlung Richard Challande, Bern
Numéro d'inventaire
BHM 10377