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Christoph von Diesbach (1519–1577), der dritte Sohn des Johann Rudolf von Diesbach, diente 1550 als Hauptmann in französischen Diensten. 1569 gelangte er in den Grossen Rat in Bern, und 1570 amtet er als Schultheiss zu Murten. Durch Erbschaft seiner ersten Frau kam er in den Besitz der Güter um Liebistorf. Er war zunächst mit Katharina von Erlach verheiratet und in zweiter Ehe seit 1576 mit Adelaide Sigelmann aus Delsberg. Die mit ihm und seiner zweiten Gemahlin in Verbindung gebrachte Allianzscheibe in Freiburger Privatbesitz wurde bestimmt nicht von ihm, sondern von einem unbekannten Paar schon wesentlich früher (um 1525) gestiftet (dazu Bergmann 2014, Bd. 2, Kat.-Nr. 347). Von Christoph von Diesbach kennt man jedoch noch eine verschollene, aus dem Auktionshandel bekannte Wappenscheibe von 1563 (Kat. Stuker 1964, Nr. 530).
Die vorliegende Scheibe gehörte mit der ebenfalls 1550 datierten Rundscheibe Wilhelm von Diesbachs im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 11597) wohl zu einer Reihe von Bibelscheiben, von denen sich allein die der beiden Gebrüder erhalten haben. Die hier geschilderte Begebenheit ist nicht sehr häufig dargestellt: Nach dem Tod Josuas zogen Juda und sein Bruder Simeon gemeinsam gegen die Kanaanäer. Bei Besek schlugen sie zehntausend Mann. Der Stadtherr Adoni-Besek floh, wurde jedoch ergriffen und an den Daumen und Zehen verstümmelt. Adoni-Besek deutete sein Schicksal als gerechte Vergeltung Gottes (Ri 1,1–7).
Die Vorlage zu dieser Bibelszene entnahm der Glasmaler einem Holzschnitt in Hans Holbeins des Jüngeren "Icones", die erstmals 1538 in Lyon veröffentlicht worden waren (Hasler 1996/97, Bd. 1, Abb. 175.1).
Neben der Rundscheibe des Christoph von Diesbach ist auch der Rundriss mit dem Wappen von Erlach und der Fusswaschung Christi in der Zentralbibliothek Zürich ganz ähnlich komponiert (Graphische Sammlung Inv. A III 37). Er trägt den späteren Besitzervermerk des Glasmalers Abraham Sybold von 1611, aber keine Meistersignatur.
Scheidegger schrieb die vorliegende Rundscheibe dem Berner Glasmaler Heinrich Steinegger zu, den er mit dem Monogrammisten SHB gleichsetzt, indem er das Monogramm in "Steinegger Heinrich von Bern" auflöst. Dieser Monogrammist signierte in den 1530er Jahren zwei in der Sammlung Wyss im Bernischen Historischen Museum erhaltene Rundrisse, auf denen die Landschaft wie auf der vorliegenden Scheibe ein wesentliches Element darstellt (Inv. 20036.77, 20036.78; Scheidegger 1947, S. 67–71; Hasler 1996/97, Bd. 1, Kat.-Nrn. 172, 173). Conrad von Mandach dagegen deutete das Monogramm als "Sigmund HolBein" (von Mandach 1948, S. 9, 13–15, 18f.). Der Bruder Hans Holbeins des Älteren zog einige Monate vor seinem Tod nach Bern, wo er 1540 verstarb. Denkbar ist immerhin, dass er in Bern die jüngst in Lyon erschienene Bilderbibel Hans Holbeins des Jüngeren verbreitete. Sein künstlerisches Schaffen bleibt jedoch weitgehend unbekannt. In die Nachfolge oder in den Umkreis des Monogrammisten SHB werden zwei weitere, ebenfalls in der Sammlung Wyss befindliche Rundrisse gesetzt, unter denen derjenige mit dem Doppelwappen vom Stein die gleiche Szene wiedergibt wie die vorliegende Bildscheibe Christoph von Diesbachs (BHM Bern, Inv. 20036.653, 20036.133; Hasler 1996/97, Bd. 1, Kat.-Nrn. 174, 175). Im Gegensatz zu den anderen genannten Zeichnungen im Bernischen Historischen Museum und in der Zentralbibliothek Zürich stellt der letztere eine reine Federzeichnung dar.
Die Zuschreibungsversuche sowohl der Risse wie auch der Glasgemälde sind leider rein hypothetisch. Der Meister der vorliegenden Rundscheibe muss daher bis auf weiteres unbekannt bleiben.
Datation
1550
Commanditaire / Donateur·trice
Diesbach, Christoph von (1519–1577)
Localisation d'origine
Lieu de production
Propriétaire
Seit 1919 Bernisches Historisches Museum
Propriétaire précédent·e
Bis 1919 Robert von Diesbach (Geschenk von ihm an das BHM Bern)
Numéro d'inventaire
BHM 11598