Recherche
Johann Rudolf von Graffenried (1584 in Burgdorf–1648 in Dalmatien) war ein Sohn des Schultheissen Niklaus von Graffenried und der Maria Charlotte Wyss. Am 16. Januar 1606 heiratete er Maria von Büren, Tochter des Hans von Büren und der Appollonia Augsburger. Johann Rudolf studierte die Rechtswissenschaften und arbeitete seit 1612 als Notar in Bern. Nach dem Tod Maria von Bürens ehelichte er 1617 Anna Türk oder Anna Däntz, Tochter des Jost (die Artikel im HLS 5/2006, S. 590, und in "Berns mächtige Zeit" 2006, S. 292, widersprechen sich diesbezüglich). 1619 wurde Johann Rudolf von Graffenried Landschreiber in Interlaken, 1624 Grossrat und 1634 Landvogt in Unterseen. Nach einem Konkurs 1636 verlor er sein Amt und trat daraufhin in venezianische Kriegsdienste. Seine Ehe mit Anna wurde zwei Jahre später (1638) geschieden. Als Autodidakt hatte sich Johann Rudolf von Graffenried schon früh beachtliche Kenntnisse in den exakten Wissenschaften angeeignet und mathematische Bücher sowie eine Schrift über Sonnenuhren publiziert (HLS 5/2006, S. 590; Berns mächtige Zeit 2006, S. 292–294).
Eine Scheibe Johann Rudolf von Graffenrieds aus dem gleichen Jahr 1634 dokumentieren eine Pause von Johann Heinrich Müller im Schweizerischen Nationalmuseum in Zürich (Inv. LM 24498) und eine farbige Zeichnung im Album des Emanuel Edmund von Graffenried (1829–1881) im Bernischen Historische Museum (BHM Bern, Inv. 6202.17). Verschollen ist ebenso die Ovalscheibe, die von Graffenried 1626 stiftete (Kat. Stuker 1978, Nr. 3020).
Die vorliegende Scheibe gab Johann Rudolf von Graffenried in seinem ersten Amtsjahr als Landvogt von Unterseen in Auftrag. Erstaunlicherweise nimmt sie das Wappen seiner verstorbenen Ehefrau Maria von Büren (ohne Angabe ihres Todes!) auf, während er laut Forschungsstand zu dieser Zeit mit Anna Türk bzw. Däntz verheiratet war. Ob dies in Zusammenhang mit ehelichen Zwistigkeiten gestanden haben könnte, aufgrund derer die Ehe vier Jahre später geschieden wurde, bleibt offen. Möglicherweise stiftete Johann Rudolf aber auch zwei Scheiben mit seinen jeweiligen Ehefrauen. Denn es ist offensichtlich, dass die vorliegende Scheibe aus einem familiären Umfeld stammen muss. Hans Rudolf von Graffenrieds Stiftung von 1634 ist nämlich analog komponiert wie die drei um ein Jahr jüngeren, im Besitz des Schweizerischen Nationalmuseums in Zürich befindlichen ovalen Allianzwappenscheiben des Anton von Graffenried und der Ursula du Moulin (Inv. LM 6374a), des Niklaus Tschiffeli und dessen Frauen Barbara von Graffenried und Elisabeth Tribolet (Inv. LM 6374c) sowie des Albrecht Manuel und der Katharina von Bonstetten (Inv. LM 6374b; Schneider 1971, Bd. 2, Kat.-Nrn. 557–560). Diese drei Abraham Sybold zugeschriebenen und bis 1902 bei der Familie von Graffenried in Thun nachgewiesenen Scheiben des Nationalmuseums stimmen mit derjenigen Johann Rudolfs von 1634 auch in den Massen überein (19,4 x 14,5 cm ). Alle vier Werke stammen demnach sicher aus einem Zyklus, der 1634/35 für den gleichen unbekannten Ort geschaffen wurde.
Datation
1634
Commanditaire / Donateur·trice
Graffenried, Hans (Johann) Rudolf von (1584–1648) · Büren, Maria von
Localisation d'origine
Lieu de production
Propriétaire
Propriétaire précédent·e
Familienbesitz von Diesbach-von Büren