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TG_489: Allianzwappenscheibe Hans Dietrich von Gemmingen und Magdalena Muntprat von Salenstein (Spiegelberg?)
(TG_Weinfelden_Rathaus_TG_489)

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Titel

Allianzwappenscheibe Hans Dietrich von Gemmingen und Magdalena Muntprat von Spiegelberg

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Bluntschli, Niklaus · zugeschr.
Datierung
1553
Masse
ca. 36,8 x 28,5 cm im Licht
Standort
Lage
Treppenhaus, Zwischenboden 1. OG – 2. OG
Inventar

Ikonografie

Beschreibung

Vor rotschwarzem Damastgrund stehen die Vollwappen von Hans Dietrich von Gemmingen und Magdalena Muntprat auf dem schmalen Podium, dessen Front die Stifternamen zieren. Die sich dahinter erhebende doppelachsige Architekturrahmung besteht aus einem grünen Mittelpfeiler mit vorgelegter Balustersäule, zwei violetten Rahmenpfeilern und einem violetten Doppelbogen. Während das Kapitell der Mittelstütze zwei Schafsköpfe schmückt, sind diejenigen der beiden Aussenpfeiler mit einer Männer- beziehungsweise Frauenbüste dekoriert. Das Oberbild zeigt im linken Feld Noahs Arche in der Sintflut und die mit dem Ölzweig im Schnabel zurückkehrende Taube (Gn 8, 11–12) und im rechten Noah, der nach der Sintflut mit seinen Leuten und den Tieren die Arche verlässt (Gn 8, 18–19). Die beiden Oberbildszenen trennen zwei aus rotem Akanthusblattwerk herauswachsende weibliche Halbfiguren.

Iconclass Code
46A122(GEMMINGEN VON) · Wappenschild, heraldisches Symbol (GEMMINGEN VON)
46A122(MUNTPRAT) · Wappenschild, heraldisches Symbol (MUNTPRAT)
71B331(+4) · die Arche schwimmt auf dem Wasser, während das Leben auf der Erde ausgelöscht wird (wurde) (+ Teufel)
71B342 · Noah, seine Familie und die Tiere verlassen die Arche (manchmal mit dem Regenbogen von Noahs Bund kombiniert)
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Gemmingen, Hans Dietrich von: In Blau zwei goldene Balken; Helm: blau; Helmdecke: blau und golden; Helmzier: zwei blaue Hörner mit zwei goldenen Balken.
Wappen Muntprat von Spiegelberg, Magdalena: Geteilt von Schwarz und Silber mit drei (2, 1) Lilien in gewechselten Farben; Helm: blau; Helmdecke: silbern und schwarz; Helmzierde: über goldener Krone ein geschlossener, von Schwarz und Silber geteilter Flug mit dem Schildbild.

Inschrift

[H]ans Dietrich v[on] Gemingen zů / Hannshaim ... [z]ů Winfelden // Madalena von Gemingen / geborne Muntprattin · 1553 · (in eckigen Klammern die fehlenden Teile)
ARCHA NOI / NOI

Signatur

keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Eine Klarglasergänzung links der Inschrift und ein kleines Flickstück beim Helm über dem Wappen Muntprat; Sprungbleie.

Technik

Farbloses und farbiges Glas; rotes und grünes Überfangglas mit vorderseitigem Ausschliff; blaues Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Hans Dietrich von Gemmingen (12.10.1516–30.4.1566 Mühlhausen), der Sohn Ottos, entstammte der katholischen Linie des gleichnamigen schwäbischen Freiherrengeschlechts. Er war Herr zu Mühlhausen an der Würm und zu Tiefenbronn. 1539 oder 1540 ehelichte er Magdalena Muntprat, die Tochter Sebastians und Christinas von Altheim. 1551, beim Tode von deren Vater, kam er in den Besitz von Schloss und Herrschaft Weinfelden. Von seinem eigenem Vater erbte Hans Dietrich Heimsheim und Mühlhausen im Amte Pforzheim, wo er Wohnsitz nahm und zwischen 1551 und 1553 das Wasserschloss Trutzluther erbaute. Seine Weinfelder Herrschaft, die er durch den Vogt Lutz (Lux) Ulmer verwalten liess, verkaufte er bereits 1555 an Johann Jakob Fugger in Augsburg (Kindler von Knobloch, Bd. I, 1898, S. 431; Lei, 1983; Historisches Lexikon der Schweiz, 5/2006, S. 202).
Im selben Jahr 1553 stiftete auch Magdalena Muntprats Mutter, Christina von Altheim ein Glasgemälde (vormals in der Sammlung Debruge-Dumenil, dann Kahlbau befindliche, heute verschollene Scheibe (Wartmann, 1909, S. 178, Nr. 488; Helbing, 1912, Nr. 6, Abb)). Trotz identischer Masse der beiden Scheibe spricht ihre unterschiedliche Komposition gegen einen gemeinsamen Stiftungszusammenhang. Die Allianzscheibe des Besitzers der Herrschaft Weinfelden entstand vermutlich in einer Zürcher Werkstatt. Als Glasmaler in Frage kommen die ab 1558 für Tänikon tätigen Meister Niklaus Bluntschli und Jos Murer, und auch Carl von Egeri schuf Scheiben in ähnlichem Stil. Der Schriftcharakter mit den langgezogenen Initialen ist aber ein typisches Merkmal von Niklaus Bluntschlis Scheiben (vgl. etwa die Luzerner Standesscheibe um 1559, Schweizerisches Nationalmuseum Dep. 3410, Jahresbericht, 1975, Abb. 88; Wappenscheibe Meliora vom Grüth 1562, Kloster Wettingen, Hoegger, 2002, S. 332) ebenso die von Schafsköpfen besetzten Kapitelle (vgl. etwa Wappenscheibe Kaspar Letter und Anna Locher 1559, SNM, Dep. 3411, Jahresbericht, 1975, S. 76, Abb. 89; Standesscheibe Zug 1558, SNM, IN 67/14, Schneider, 1971, Bd. 1, Nr. 274; TG_29), weswegen auch das vorliegende Glasgemälde diesem Zürcher Glasmaler zugewiesen werden kann.

Die Scheibe wird genannt in:
Bye, 1925, S. 36, Nr. 20.
Lei, 1983, S. 57f., Taf.-Abb. nach S. 80.
Knoepfli, 2001, S. 184, Farbtaf.

Datierung
1553
StifterIn

Gemmingen, Hans Dietrich von (1516–1566) · Muntprat von Spiegelberg, Magdalena

Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Gemeinde Weinfelden

Vorbesitzer*in

Sammlung F.W. Lewis, Philadelphia · Pennsylvania Museum, Philadelphia USA · Antiquarische Gesellschaft Zürich · 1975 Sybill Kummer-Rothenhäusler

Bibliografie und Quellen

Literatur

Bye, A.E. (1925). Catalogue of the collection of stained and painted glass in the Pennsylvania Museum. Philadelphia USA: Pennsylvania Museum and School of Industrial Art.

Helbing, H., München (21. November 2012). Katalog einer Kollektion von alten Schweizer und deutschen Glasgemälden aus dem Besitze des Herrn Hofrat Eduard Kahlbau, Stuttgart, etc., München. Abgerufen von http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/helbing1912_11_21a/0017

Jahresbericht Schweizerisches Landesmuseum (1975). Glasgemälde. Neuerwerbungen 1974. 83. Jahresbericht 1974 Schweizerisches Landesmuseum Zürich. Zürich: Verlag des Schweizerischen Landesmuseums.

Kindler von Knobloch, J. (1898–1919). Oberbadisches Geschlechterbuch. 3 Bde., Heidelberg: Verlag Winter.

Knoepfli, A. (2001). Schloss Weinfelden. Geschichte und Geschicke. Weinfelden: Verlag Wolfau-Druck Rudolf Mühlemann.

Lei, H. (1983). Weinfelden. Die Geschichte eines Thurgauer Dorfes. Weinfelden: R. Mühlemann.

Wartmann, W. (1909). Schweizerische Glasgemälde im Auslande: alte französische Kataloge. In Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde 11, 1909.

Weiteres Bildmaterial

Schweizerisches Nationalmuseum 97150

Bildinformationen

Name des Bildes
TG_Weinfelden_Rathaus_TG_489
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2018
Copyright
© Stadt Weinfelden
Eigentümer*in

Gemeinde Weinfelden

Inventar

Referenznummer
TG_489
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2020; Sarah Keller 2020