Traugott Zollikofer (1871, S. 25) vermutete, dass die vorliegende Familienscheibe aus dem Gesellschaftshaus zum Notenstein in St. Gallen stammen würde, gibt jedoch keine weitere Begründung zu dieser Annahme an (so auch Kesselring-Zollikofer/Zollikofer, 2010, S.130). Die Zollikofer gehörten als Kaufmänner der Zunft zum Notenstein an. Deswegen liegt es nahe, dass sie ein Fenster in das Gesellschaftshaus stifteten. Die Zunft hatte 1555 ein neues Gebäude beim Brühltor bezogen. Damals, 1558, stiftete die Stadt St. Gallen ein Glasgemälde in das Gesellschaftshaus (heute im Historischen Museum St. Gallen). 1710 fasste die Gesellschaft den Beschluss, siebzehn Scheiben durch den Glaser wegnehmen zu lassen. 1712 verzeichnet das Inventar noch “8 alte Fenster mit Wappen in einer obern Erggelkammer und Schitterthile” (Egli, 1925, S. 17). Dass einige dieser Glasgemälde erhalten blieben, beweist die im Historischen Museum St. Gallen bewahrte Stadtscheibe. Die vorliegende Scheibe könnte demnach ebenfalls zu diesen siebzehn Glasgemälden im Gesellschaftshaus zum Notenstein gehört haben. Ein um 1592 erfolgter Umbau, der Anlass zur Stiftung gegeben haben könnte, ist allerdings nicht dokumentiert. (vgl. Poeschel, 1957, 276–279).
Ebenfalls berichtet Zollikofer (1871, S. 25), dass die Scheibe tauschweise von Johann Nikolaus Vincent in Konstanz für das Museum im Schloss Altenklingen übernommen werden konnte.
Das Glasgemälde wurde ungewöhnlicherweise nicht von einer oder mehreren bestimmten Personen sondern von der Familie Zollikofer als Familienscheibe gestiftet. Ein vergleichbares Beispiel ist die 1563 gestiftete Wappenscheibe von Hallwyl im Bernischen Historischen Museum (BE_1478). Als Auftraggeber kommen mehrere Personen in Frage, so Georg II. Zollikofer (1525–1600), dessen Sohn Georg III. Zollikofer (23.7.1553–19.10.1612) oder Georgs II. Neffen Leonhart II. (1565–1637), David (2.6.1563–10.2.1647) oder Joachim (19.3.1547–21.9.1631).
Wie viele der Stiftungen von Mitgliedern der Familie Zollikofer von Altenklingen stammt auch die vorliegende Familienscheibe vermutlich aus der Werkstatt des Konstanzer Glasmalers Caspar Spengler (so bereits Albert Knoepfli, Karteikarten “Berufe: Altarbauer, Bildhauer, Glaser, Glasmaler” im Staatsarchiv Thurgau). Eine ähnliche Gestaltung der Figuren und Wappen,denselben Schriftcharakter und ähnliche Kompositionen zeigen etwa die signierten Scheiben Zollikofer-von Watt 1595 (TG_159), Zollikofer-Thumbacher 1595 (TG_163) und die Stadtscheibe Ermatingen von 1596 (TG_77).
Die Scheibe wird genannt in:
Zollikofer, 1871, S. 25.
Zollikofer/Fiechter-Zollikofer, 1925, S. 44.
Zollikofer/Fiechter-Zollikofer/Zollikofer, 1966, S. 65, Nr. 4.
Kesselring-Zollikofer/Zollikofer, 2010, S. 130, Farbtaf. S. 15.
Kesselring-Zollikofer, 2017, S. C17, D1 (29, 31).