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TG_166: Wappenscheibe Ambrosius Schlumpf
(TG_Wigoltingen_SchlossAltenklingen_TG_166)

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Titel

Wappenscheibe Schlumpf

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Datierung
um 1630
Masse
42.4 x 32.8 cm im Licht
Standort
Lage
Ahnensaal, 1. Westfenster
Inventar

Ikonografie

Beschreibung

Das Vollwappen Schlumpf befindet sich im Zentrum eines perspektivisch stark verkürzten architektonischen Gehäuses, das sich vor farblosem Grund auf einem hohen blauen Podium erhebt. Zwei lachsfarbene schlanke Säulen auf roten, mit Tiermasken verzierten Postamenten stützen das zurückfluchtende rote Gebälk, das an der Rückfront auf blauen Pilastern ruht. Vor den beiden Seitenöffnungen des Gehäuses sind zwei allegorische Frauengestalten als Schildbegleiterinnen postiert. Während von diesen die Erstere in violettem Gewand, blauem Brustpanzer und Helm sowie mit einem Speer in der Hand erscheint, trägt die Letztere ein gelbes Untergewand und eine violette Tunika sowie auf dem Kopf als ihr Attribut eine Taube mit Palmzweig im Schnabel. Sie verkörpert demnach die Pax und ihr Gegenüber die Victoria. Die Tafel mit dem Stifternamen (Flickstück) ist unten am Podium zwischen den Säulenpostamenten platziert. Im Oberbild sind in offener Landschaft Reiter mit ihren Gehilfen und Hunden bei der Hirsch und Rehjagd dargestellt.

Iconclass Code
43C111241 · Hirschjagd
45A20 · Symbole, Allegorien des Friedens; Pax; Ripa: Pace
46A122(SCHLUMPF) · Wappenschild, heraldisches Symbol (SCHLUMPF)
54F2 · Sieg
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Schlumpf: In Gold drei schwarz gebänderte, schwarze Harsthörner übereinander; Helm: blau; Helmdecke: golden und schwarz; Helmzier: über schwarz-goldenem Wulst zwei von Gold und Schwarz (rechts) und von Schwarz und Gold (links) geteilte Hörner, verknüpft mit zwei goldenen Bändern.

Inschrift

Ambrosÿ Schlumpff / Anno Domini · 16 · 18 · (Flickstück)

Signatur

ISP auf Flickstück

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Die Inschrift ist ein altes Flickstück. Ein weiteres Flickstück in der Figur der Pax; eine kleine Ergänzung am oberen Rand; das Stück unter der Inschrift verkehrt eingesetzt; einige Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Technik

Farbloses und farbiges Glas; rotes Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb, Eisenrot sowie blauer, grüner und violetter Schmelzfarbe.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Da die Inschrift der vorliegenden Scheibe ein Flickstück ist, ist ihr Stifter nicht zwingend Ambrosius Schlumpf. Es könnte sich auch um Jakob Schlumpf handeln, der 1640 mit seiner Frau Anna Magdalena ein Rundscheibenpaar stiftete (Schloss Altenklingen, TG_182).

Ambrosius Schlumpf (9.11.1573–29.11.1635) von St. Gallen, der Sohn Davids und der Katharina Haltmayer, war zweimal verheiratet. 1597 ehelichte er Anna Kaiser, Tochter des Heinrich, und 1629 Weibratha Scherrer, Tochter des Kaspar. Er war in St. Gallen 1615–1620 Zunftmeister der Weberzunft, 1618–1620 Unterbürgermeister, 1620–1635 im Dreijahresturnus Amtsbürgermeister sowie Altbürgermeister und Reichsvogt (Historisches Lexikon der Schweiz, 11/2012, S. 110).
Jakob Schlumpf (1602) war Kaufmann zu St. Gallen, Stadtrichter, Stadtammann und in der Zunft zu Webern. 1631 heiratete er Anna Magdalena Schlumpf (1605), eine Patrizierin aus Nürnberg. Ihre Tochter Maria Magdalena Schlumpf (1640–1693) heiratete 1659 Hans Kaspar Zollikofer (1627–1685)(Bodmer, 1933, 13).

In der Scheibe Schlumpf widerspiegeln sich Einflüsse Christoph Murers. Ihr architektonisches Rahmengehäuse beispielsweise findet sich in nahe verwandter Form auf Murers Scheibenriss von 1596 mit der Darstellung der Geburt Christi in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe (Mensger 2012, Bd. 2, Kat.-Nr. 589). Bei der Figur des Friedens andererseits handelt es sich um eine leicht veränderte Variante der Pax auf Murers Entwurf von 1601 für eine Scheibe Kaiser Rudolphs II. Auf diesem ebenfalls in Karlsruhe befindlichen Entwurf bildet die Pax das Pendant zur Figur der Victoria in Gestalt eines behelmten, in ein langes Gewand und einen Waffenrock gehüllten Kriegers, der in seiner Rechten einen Speer hält (Mensger 2012, Bd. 2, Kat.-Nr. 608). Die Figur in Kriegsmontur dürfte demnach ebenfalls die Victoria versinnbildlichen.

Das Flickstück mit der Inschrift trägt das Monogramm ISP, das sich auf den Konstanzer Glasmaler Hieronymus Spengler (1589–1635) bezieht. Dieser hatte offenbar 1618 eine Scheibe für Ambrosius Schlumpf geschaffen, jedoch handelt es sich dabei sicher nicht um die vorliegende Scheibe. Diese stammt nicht von Spengler, wie der Vergleich mit dessen signierten Werken zeigt (TG_1683, TG_45, TG_1263, TG_259). Im Werk der Zürcher Werkstatt der Nüscheler hingegen, lassen sich verwandte Glasgemälde finden. So ist insbesondere deren Scheibenserie von 1631/1632 (vgl. TG_1453, TG_94) mit ihren ebenso stark perspektivischen Rahmenarchitekturen und den zahlreichen, fein gezeichneten Details ähnlich. Diese Vergleiche sprechen für eine Entstehung der Scheibe in den 1630er Jahren.

Die Scheibe wird genannt in:
Fiechter-Zollikofer, 1920, S. 40, Nr. 7.
Zollikofer/Fiechter-Zollikofer, 1925, S. 40.
Boesch, 1956, S. 27.
Zollikofer/Fiechter-Zollikofer/Zollikofer, 1966, S. 58f., Nr. 7.
Kesselring-Zollikofer/Zollikofer, 2010, S. 127.
Kesselring-Zollikofer, 2017, S. C14, C19, D3 (28, 30, 32).

Datierung
um 1630
Zeitraum
1610 – 1650
StifterIn

Schlumpf

Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Fideikommiss Zollikofer, Schloss Altenklingen

Bibliografie und Quellen

Literatur

Boesch, P. (1956). Die alte Glasmalerei in St. Gallen. 96. Neujahrsblatt hrsg. vom Historischen Verein des Kantons St. Gallen. St. Gallen: H. Tschudy & Co.

Fiechter-Zollikofer, E. (1920). Beschreibung des Schlosses Altenklingen (Zollikofer'sches Familienmuseum).

Kesselring-Zollikofer, M.-H. (2017). Museum (Museumsinventar), Schlossarchiv Altenklingen, Bibl. Nr. 1097 (Transkription).

Kesselring-Zollikofer, M.-H. und Zollikofer, Chr.L. (2010). Das Fideikommiss der Zollikofer von Altenklingen. Weinfelden: Wolfau-Druck AG.

Mensger, A. (2012). Die Scheibenrisse der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe. 2 Bde., Köln/Weimar/Wien: Böhlau Verlag.

Schnitzer, P. (2012). Schlumpf, Ambrosius. Historisches Lexikon der Schweiz (HLS). Abgerufen von http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D21805.php

Zollikofer, T., Fiechter-Zollikofer, E. (1925). Altenklingen. Zollikofer'sches Familien-Fideikommiss. St. Gallen: Zollikofer & Cie.

Zollikofer, T., Fiechter-Zollikofer, E. und Zollikofer, K. (1966). Altenklingen. Zollikofersche Familien-Stiftung. St. Gallen: Zollikofer & Co. AG.

Weiteres Bildmaterial

Schweizerisches Nationalmuseum Zürich, Foto 13654

Bildinformationen

Name des Bildes
TG_Wigoltingen_SchlossAltenklingen_TG_166
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2018
Copyright
© Fideikommiss der Zollikofer von Altenklingen
Eigentümer*in

Fideikommiss Zollikofer, Schloss Altenklingen

Inventar

Referenznummer
TG_166
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2020; Sarah Keller 2020

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Zusätzliches Bildmaterial
Schema