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TG_25: Figurenscheibe Jakob Erhart
(TG_Frauenfeld_HistMuseum_TG_25)

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Titel

Figurenscheibe Jakob Erhart

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Murer, Jos (Jodocus) · zugeschr.
Datierung
1564

Ikonografie

Beschreibung

Vor farblosem Grund steht der Arzt Jakob Erhart in kurzem violettem Mantel und schwarzem Barett mit einem Salbspachtel in der Hand zur Seite seines jugendlichen Gehilfen, der ihm das Arztbesteck mitträgt. Beide Figuren stehen auf dem beschrifteten Podium neben dem Stifterwappen. Blaue Pfeiler mit vorgelagerten Säulen tragen das mit Voluten geschmückte Gebälk, über dem eine weitere, von Karyatiden gestützte Säule die beiden Oberbilder trennt. Darin ist links eine Badstube mit Kachelofen dargestellt, rechts der Arzt beim Schröpfen.

Iconclass Code
46A122(ERHART) · Wappenschild, heraldisches Symbol (ERHART)
49G11 · Barbier als Arzt, Chirurg (historisch)
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Erhart, Jakob: Geteilt von Grün und sechsmal gespalten von Silber und Braun, überdeckt von einem silbernen Hauszeichen auf grünem Dreiberg; anstelle des Helms grüner Dreiberg; Decke: grün und golden; Zier: sechszackiger goldener Stern.

Inschrift

Jacob Erhart wundartzet und altt Bader zů Bürglen ·
1564

Signatur

keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Gut. Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Technik

Farbloses und farbiges Glas; rotes Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb, Eisenrot sowie blauer Schmelzfarbe.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Jakob Erhart (vor 1528–nach 1564) erwarb im Jahr 1528 für 200 Gulden Badrecht und Badstube zu Bürglen im Kanton Thurgau. 1539 war er als herrschaftlicher Amtmann, von 1549–1558 auch als Schreiber der Herrschaft Bürglen tätig. Er war verheiratet mit Margretha Nussbaumer. Sein Sohn, Jakob II. († vor 1580), übernahm 1558 die Badstube (Gächter, 1967, S. 43).

Gächter sieht davon ab, die Scheibe einem Glasmaler zuzuschreiben. Einzig Andreas Hör zieht er als Hersteller in Betracht, da um 1564 andere Glasmaler weit herum fehlen würden (Gächter 1967, S. 60). Für den Thurgau tätig waren damals aber auch Hans Balthasar Federlin, Niklaus Bluntschli, Hans Füchslin und Niklaus Wirt, die aber aus stilistischen Gründen als Hersteller der vorliegenden Scheibe nicht in Frage kommen. Auch Hörs signierte Scheiben sind wesentlich plumper als die vorliegende Scheibe ausgeführt. Anders steht es mit Jos Murer. Der Zürcher Glasmaler hatte zwischen 1559 und 1565 mehrere Scheiben für das Kloster Tänikon geschaffen (vgl. TG_27 und TG_30), 1564 eine Zürcher Standesscheibe für das Kloster Fischingen (Hegi, 1908, S. 80) und 1567 eine Wiler Stadtscheibe für den Hinteren Strasshof in Frauenfeld (Boesch, 1949, S. 10, vgl. TG_76). Die Figur des Baders auf vorliegender Scheibe lässt sich gut mit Murers Bannerträgern (etwa Solothurn 1572, Gotisches Haus, Wörlitz; Ruoss/Giesicke, 2012, Bd. 2, S. 416, Abb. 339; vergleichen. Ebenso entspricht der Schriftcharakter demjenigen von Murers Scheiben (vgl. etwa die Wappenscheibe für Hans Heinrich Lochmann 1576; Ruoss/Giesicke, 2012, Bd. 2, S. 368, Abb. 70). Besonders eng verwandt sind die Figuren auf der für Tänikon bestimmten Scheibe mit der Speisung der Fünftausend, die ebenfalls Jos Murer zuzuweisen ist (TG_30).

Die Scheibe wird genannt in:
Galerie Stuker, 1964, S. 72, Nr. 531, T. 27.
Gächter, 1967, S. 41–61.
Knoepfli, 1987, Abb. S. 149.
Menolfi, 1996, S. 219f., Abb. 214.
Früh, 2001, S. 74.
Abegg/Erni, 2018, S. 310.

Datierung
1564
StifterIn

Erhart, Jakob, Bader, Arzt, Bürglen

Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Seit 1965 Historisches Museum Thurgau

Vorbesitzer*in

Seit 1815 Nostell Priory, Wakefield · Nach 1954 Sammlung Baron Rothschild, Paris · 1964 Auktion Galerie Stuker, Bern · bis 1965 Fritz Dold, Zürich

Inventarnummer
T 3068

Bibliografie und Quellen

Literatur

Abegg, R. und Erni, P. (2018). Die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau, Bd. IX: Zwischen Bodensee und Bürglen. Die Kunstdenkmäler der Schweiz. Basel: Verlag Birkhäuser.

Boesch, P. (1949). Die Wiler Glasmaler und ihr Werk, 1949.

Früh, M. (2001). Führer durch das Historische Museum des Kantons Thurgau (2. Auflage 2001). Frauenfeld.

Gächter, B. (1967). Die Stifterscheibe des Baders und Wundarztes Jakob Erhart zu Bürglen. Thurgauer Jahrbuch, Jg. 42, S. 41–61, Abb. (vgl. die ungekürzte Version in den Nachweisakten des HMTG).

Galerie Jürg Stuker, Bern (1964), Auktionskatalog, S. 72, Nr. 531, T. 27.

Hegi, F. (1908). Zürcherische Fenster- und Wappenschenkungen aus den Jahren 1563 und 1564. Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde, 10, S. 80–81.

Knoepfli, A. (1987). Geschichte von Aadorf. Aadorf: Bürgergemeinde Aadorf.

Menolfi, E. (1996). Bürglen. Geschichte eines thurgauischen Dorfes vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Zürich: Chronos.

Meyer, H. (1884). Über die schweizerische Sitte der Fenster- und Wappenschenkung vom XV. bis XVII. Jahrhundert. Frauenfeld: J. Huber.

Ruoss, M., Giesicke, B. (2012). Die Glasgemälde im Gotischen Haus zu Wörlitz. 2 Bde. Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft.

Weiteres Bildmaterial

Schweizerisches Nationalmuseum Zürich, Foto 61649, Fotosammlung Inv. Nr. 5594

Bildinformationen

Name des Bildes
TG_Frauenfeld_HistMuseum_TG_25
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont (photo : Yves Eigenmann, Francesco Ragusa, Fribourg)
Aufnahmedatum
2018
Copyright
© Historisches Museum Thurgau
Eigentümer*in

Seit 1965 Historisches Museum Thurgau

Inventar

Referenznummer
TG_25
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2020; Sarah Keller 2020