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FR_236: Wappenscheibe Franz von Arsent um 1508
(FR_Barbereche_Pfarrkirche_FR_236)

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Titel

Wappenscheibe Franz von Arsent um 1508

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Werro, Hans der Ältere · zugeschrieben
Datierung
Um 1508
Masse
33.1 x 31.8 cm (im Licht)

Ikonografie

Beschreibung

Das Vollwappen von Arsent steht auf blattbewachsenem Boden vor blauem Nelkendamast. Über entwurzelten Bäumchen, die oben und unten von Kaffgesimsen eines Pfeilers gehalten werden, setzt ein Astbogen mit Akanthuslaub an. Neben dem beschnittenen Zimier sind die Insignien des Ordens der hl. Katharina vom Berge Sinai und des hl. Grabes von Jerusalem angebracht.

Iconclass Code
46A122(ARSENT) · Wappenschild, heraldisches Symbol (ARSENT)
46A1241(CATHERINE OF SINAI)1 · Ritterorden (CATHERINE OF SINAI) - Insignien eines Ritterordens, z.B. Abzeichen, Kette (CATHERINE OF SINAI)
46A1241(HOLY SEPULCRE)1 · Ritterorden (HOLY SEPULCRE) - Insignien eines Ritterordens, z.B. Abzeichen, Kette (HOLY SEPULCRE)
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Arsent: Gespalten von Silber und Rot, belegt mit je einer goldgebutzten Rose in verwechselten Farben; Stechhelm: gelb; Helmdecke, rot und silbern; Helmzier: über rot-silbernem Wulst ein wachsender geflügelter grüner Drache, rote Flammen speiend.

Inschrift

Keine

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Erhaltung: Oben beschnitten, rechtes Bäumchen ergänzt.
Restaurierung: 1904: Glasmaleratelier Karl Wehrli, Zürich.

Technik

Farbloses, gelbes, blaues und grünes Glas in verschiedenen Farbstufen. Rotes Überfangglas mit beidseitigem Ausschliff.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Das Glasgemälde ist in seinem oberen Teil beschnitten und weist keine Stifterinschrift auf. Dennoch ist unbestritten, dass es von Franz von Arsent (um 1457–1511) gestiftet wurde, der zur fraglichen Zeit Besitzer des Schlosses von Barberêche war. Arsent gehört zu den berühmtesten und tragischsten Gestalten der Freiburger Geschichte. Der Sohn des Jakob von Arsent war in zweiter Ehe mit Margaretha von Diesbach, Tochter Wilhelm von Diesbachs (1442–1517) verheiratet. Franz von Arsent war Teilhaber der Papiermühle in Marly (ASHF IV, 1886 [Séance du 31 janvier 1878]. S. 149; Cuony 1901. S. 99; SGHCF [Arsent]). Er durchlief zunächst eine steile politische Karriere. 1483–1485 war er Grossrat, 1485–1494 Sechziger (Nach Ducrest 1913 und SGHCF) und ab 1494 Ratsherr. 1491–1494 diente er als Venner des Burgquartiers. 1507–1509 schliesslich übte er das höchste Amt des Schultheissen aus. Das Ringen der französischen und päpstlichen Partei um die eidgenössische Unterstützung in den Auseinandersetzungen in Oberitalien wurde Arsent jedoch bald zum Verhängnis. Franz von Arsent war ein überzeugter Anführer der französischen Partei und bezog eine Pension von Frankreich. Als Georg Supersaxo (um 1450–1529), politischer Gegner des Bischofs von Sitten Matthäus Schiner (um 1465–1522), im September 1510 auf seiner Flucht in Freiburg gefangengenommen wurde, ernannte man Arsent zu seinem Verteidiger. Doch Supersaxo gelang im Januar 1511 die Flucht. Angetrieben durch den Schiner-Freund und damaligen Freiburger Venner Peter Falck beschuldigte man den unglücklichen Arsent – zu Recht oder Unrecht – der Mithilfe und des Hochverrats und liess ihn am 18.3.1511 enthaupten, obwohl Freunde, Verwandte und sogar die eidgenössischen Stände zu seinen Gunsten intervenierten (Sein Widersacher Peter Falck erwarb sein Anwesen in Barberêche 1519 von Christoph von Diesbach). Schon zur damaligen Zeit erregte der Prozess grosses Aufsehen und schlug sich noch im 19. Jahrhundert in zahlreichen Debatten und schriftstellerischen Verarbeitungen nieder (z. B. im Drama Charles de Raemys († 1922): L’avoyer d’Arsent. Fribourg 1905).
Arsent besass das Haus im Burgquartier, das heute den Sitz der Kantonspolizei bei der Grenette beherbergt. Ein Relief über seiner Haustür trug sein Wappen, das – mit veränderter Tinktur – wie im Glasgemälde unter einem Astwerkbogen stand (Museum für Kunst und Geschichte Freiburg, Inv.-Nr. MAHF 7555; vgl. Gemmingen 1994. S. 155–156; Simon-Muscheid/Fretz 2007; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 236.1). Sein Wappen findet sich ebenfalls am Chorgestühl der Liebfrauenkirche (Strub. Kdm FR II. 1956. S. 186).
Die historischen Umstände datieren das Glasgemälde auf fünf Jahre genau, wobei das Todesdatum Arsents 1511 den terminus ante quem liefert. 1506 hatte Arsent eine Wallfahrt nach Jerusalem unternommen, wo er zum Ritter geschlagen wurde. Auf dieses Ereignis, das den terminus post quem bildet, beziehen sich die Insignien der beiden geistlichen Ritter-Orden zu Seiten des Wappens. Es ist anzunehmen, dass die Scheibe des Freiburger Schultheissen im gleichen Jahr und vom gleichen Glasmaler geschaffen wurde, wie die Freiburger Standesscheibe (FR_235), d. h. um 1508 von Hans Werro d. Ä. Die diesem Glasmaler ebenfalls zugeschriebene Freiburger Standesscheibe im Musée Ariana in Genf (Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 235.1) besitzt ganz ähnliche Säulchen, die das Kaffgesims der Rahmenpilaster durchbrechen (Ein sehr ähnliches Motiv in Form eines dünnen Säulchens zeigt auch die Wappenscheibe Freiburger aus der Kirche in Aetingen SO, Bern um 1500, heute im Schweizerischen Nationalmuseum Zürich, Inv.-Nr. LM 6338. Schneider 1971. Bd. I. S. 39–40, Nr. 50).
Einer der Söhne des Franz, Wilhelm oder Peter von Arsent († 1533), die beide 1519 eine Wallfahrt nach Jerusalem unternommen hatten (vgl. FR_1), stifteten 1529 eine Wappenscheibe, die heute im Schweizerischen Nationalmuseum aufbewahrt wird (Inv.-Nr. LM 29511. Schneider 1971. Bd. I. S. 73–74, Nr. 182; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 236.2). Eine weitere Wappenscheibe Arsent trägt das modern ergänzte Datum 1523. Die in der Sammlung James A. de Rothschild im Waddesdon Manor, Buckinghamshire, England befindliche Scheibe (Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 236.3) zeigt sich der Stiftung Franz von Arsents sehr verwandt, es fehlen jedoch die Ritterorden zu Seiten des Wappens (Rothschild Collection 1977. S. 304–305, Nr. 89). Sie könnte daher vor 1506 für Franz von Arsent entstanden sein, doch ist wahrscheinlicher, dass sie zwischen 1511 und 1519 für einen seiner Söhne in der Werkstatt Hans Werros oder Rudolf Räschis geschaffen wurde.

Datierung
Um 1508
Zeitraum
1506 – 1511
StifterIn

Arsent, Franz von (um 1457–1511)

Herstellungsort
Eigentümer*in

Barberêche, Pfarrei

Bibliografie und Quellen

Literatur

Lehmann, Hans. Zur Geschichte der Glasmalerei in der Schweiz. (Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich Bd. 26, Heft 4–8, 1906–1912) Zürich 1906–1912. S. 396.

Vevey-L’Hardy, Hubert de. Armorial du Canton de Fribourg. Orné de 166 dessins du peintre Eugène Reichlen. 3 Bde. Fribourg 1935–1943. Réimpression Genève 1978. Bd. III. 1943. S. 15.

Anderes, Bernhard. Die spätgotische Glasmalerei in Freiburg i. Ü. Freiburg 1963. S. 132, 185, Nr. 88, Abb. 107.

Schöpfer, Hermann. Les monuments d’art et d’histoire du canton de Fribourg. Tome IV. Le district du Lac I. (Les monuments d’art et d’histoire de la Suisse vol. 81) Bâle 1989. S. 27–28, Nr. 2, Abb. 26.

Bergmann, Uta. «Gemalt fenster und glasmaler». Die Sitte der Fenster- und Wappenstiftung in Deutschfreiburg. In: Freiburger Volkskalender 2009. S. 97, 100, Abb. 2.

Bergmann, Uta. Die Freiburger Glasmalerei des 16.–18. Jahrhunderts / Le vitrail fribourgeois du XVIe au XVIIIe siècle (Corpus vitrearum Schweiz, Reihe Neuzeit, Bd. 6 / époque moderne vol. 6). 2 Bde / vol. Bern et al. 2014. Bd. 2. Kat.-Nr. 236.

Vgl.

Archives de la Société d’Histoire du Canton de Fribourg 4, 1886 [Séance du 31 janvier 1878]. S. 149.

Diesbach, Max de. Les pélerins fribourgeois à Jérusalem. Etude historique. In: Archives de la Société d’Histoire du Canton de Fribourg 5, 1893. S. 208–209.

Cuony, H. La papeterie de Marly. In: Nouvelles étrennes fribourgeoises 35, 1901, p. 97–113.

Zimmermann, Jos. Peter Falck. Ein Freiburger Staatsmann und Heerführer. In: Freiburger Geschichtsblätter 12, 1905. S. 21–33, 127–131.

Ducrest, F. Une lettre de François d’Arsent, avoyer de Fribourg, en 1508. In: Annales fribourgeoises 1, 1913, p. 245–252.

Zurich, Pierre de. Catalogue des avoyers, bourgmaîtres, bannerets, trésoriers et chanceliers de Fribourg au XVIme siècle. In: Annales fribourgeoises 7, 1919. S. 256.

Ghellinck Vaernewyck. La Généalogie de la Maison de Diesbach. Gent 1921. S. 145–147.

Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz (HBLS) I, 1921. S. 447–448, Nr. 4 (mit Abb. der Scheibe).

Dictionnaire historique et biographique de la Suisse (DHBS) I, 1921. S. 427–428, Nr. 4 (mit Abb. der Scheibe).

Castella, Gaston. Histoire du canton de Fribourg depuis les origines jusqu’en 1857. Fribourg 1922. S. 208–212.

Strub, Marcel. Les monuments d’art et d’histoire du canton de Fribourg. Tome II: La ville de Fribourg. (Les monuments d’art et d’histoire de la Suisse vol. 36) Bern 1956.

Schneider, Jenny. Glasgemälde. Katalog der Sammlung des Schweizerischen Landesmuseums Zürich. 2 Bde. Stäfa o. J. [1971].

Glass and Stained Glass. Limoges and other Enamels (Madeleine Marcheix et R. J. Charleston). The James A. de Rothschild Collection at Waddesdon Manor. London/Fribourg 1977.

Gemmingen, Hubertus von. «Ein Brücklin by unser Frowenkilchen ». Der Liebfrauenplatz. Theaterspielorte und Theaterbauten in der Stadt Freiburg. In: Freiburger Geschichtsblätter 71, 1994. S. 155–156.

Castella, Pierre de. Les Fribourgeois qui ont fait de leur ville le 10e canton suisse (1157–1502). Fribourg 1996. S. 178–179.

Historisches Lexikon der Schweiz (HLS) 1, 2002. S. 522–523.

Dictionnaire historique de la Suisse (DHS) 1, 2002. S. 501.

Simon-Muscheid, Katharina und Alain Fretz. Steinrelief mit dem Wappen des Franz Arsent (Anfang 16. Jh.). Blätter des MAHF 2007-5.

Foerster, Hubert. Liste alphabétique et chronologique des avoyers, baillis, bannerets, bourgmestres, conseillers, membres des 60 et des 200, péagers de la Singine, secrétaires du Conseil et trésoriers 1399–1798. Fribourg 2008. (Staatsarchiv Freiburg Rg 3). S. 10.

Diesbach de Belleroche, Benoît. Site génealogique et héraldique du canton de Fribourg: les familles du canton de Fribourg (SGHCF) URL: http://www.diesbach.com/sghcf/index/html (Arsent am 3.4.2014).

Weiteres Bildmaterial

SNM Zürich 6497, 6663

Bildinformationen

Name des Bildes
FR_Barbereche_Pfarrkirche_FR_236
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont (Foto: Yves Eigenmann)
Aufnahmedatum
2013
Copyright
© Paroisse de Barberêche-Courtepin-Courtaman
Eigentümer*in

Barberêche, Pfarrei

Inventar

Referenznummer
FR_236
Autor*in und Datum des Eintrags
Uta Bergmann 2016

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