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FR_114: Wappenscheibe um 1630 mit Passionswappen, Kreuzigung und Evangelisten
(FR_Freiburg_MAHF_FR_114)

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Titel

Wappenscheibe um 1630 mit Passionswappen, Kreuzigung und Evangelisten

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Wäber, Johann · zugeschrieben
Datierung
Um 1630

Ikonografie

Beschreibung

Die Scheibe ist heute in sechs Felder aufgeteilt, von denen das untere in der Mitte etwas höher und unten abgerundet ist, was darauf hindeuten dürfte, dass sich unterhalb ehemals eine Stifterinschrift anschloss. Die Darstellungen der vier im Schreiben begriffenen Evangelisten flankieren das von einer Ehrenkette umgebene Passionswappen und das Bild der Kreuzigung. Die von ihren Symbolwesen begleiteten Evangelisten sitzen jeweils über einem Fliesen- oder Rasenboden vor einem mit Vorhang dekorierten Pilaster. In der Schrifttafel des hl. Markus ist das Anfangswort "INITIV" lesbar. Im oberen Zentrum hängt Christus vor dem sich verdunkelnden Himmel am Kreuz, beseitet von der betenden Maria und dem hl. Johannes Evangelista. Im Hintergrund geht der Blick auf die am Gebirgssee liegende Stadt Jerusalem. Das Vollwappen steht in der unteren Mitte vor gelbem Rankengrund.

Iconclass Code
11H(JOHN) · Johannes der Evangelist, Apostel; mögliche Attribute: Buch, Kessel, Kelch mit Schlange, Adler, Palme, Schriftrolle
11H(LUKE) · der Evangelist Lukas; mögliche Attribute: Buch, (geflügelter) Ochse, Marienbildnis, chirurgische Instrumente, Malwerkzeuge, Schriftrolle
11H(MARK) · der Evangelist Markus, Bischof von Alexandria; mögliche Attribute: Buch, (geflügelter) Löwe, Schreibfeder und Tintenfaß, Schriftrolle
11H(MATTHEW) · der Apostel und Evangelist Matthäus; mögliche Attribute: Engel, Axt, Buch, Hellebarde, Schreibfeder und Tintenfaß, Geldbörse, Schriftrolle, Winkelmaß, Schwert
11I411 · die schreibenden Evangelisten
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
73D641 · der gekreuzigte Christus mit Maria und Johannes zu beiden Seiten des Kreuzes
73D81 · Arma Christi
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen: In Blau die silber-goldenen Passionswerkzeuge; Helm: golden; Helmdecke: blau und silbern; Helmzier: über einer Dornenkrone der über der Geisselsäule krähende Hahn, begleitet von Strick und Geissel.

Inschrift

Keine

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Erhaltung: Mehrere Sprünge und Notbleie. Rechte obere Ecke des Wappenfeldes und die roten unteren Abschlussleisten ergänzt, ein kleiner Scherben beim hl. Markus am rechten Bildrand eingeflickt.

Technik

Farbloses und hellblaues Glas. Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb, Eisenrot, blauen und violetten Schmelzfarben.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Auf dem Tartschenschild sind die “Arma Christi” dargestellt, d. h. die Leidenswerkzeuge der Passion: Grab, Kreuz, Leiter, Lanze, Stab mit Essigschwamm, Schwert, Geissel, Rute, Fesseln, Nägel, Hammer, Zange, Würfel, Purpurrock, Kelch, Kanne der Handwaschung, drei Salbbüchsen, Laterne und Schweisstuch der Veronika (?). Die Männerköpfe beziehen sich auf Personen, die an der Passion beteiligt waren: Herodes, Pontius Pilatus und Judas. Mit den "Waffen Christi” überwand der Heiland das Böse und erlöste die Menschheit. Diese “Kampfinsignien” wurden schon in der frühchristlichen Zeit als Triumphzeichen des auferstandenen Herrn verstanden. Die Verehrung der Passionsreliquien kam daher schon früh auf. Neben die Geisselsäule trat im 4. Jahrhundert das von der Kaisermutter Helena aufgefundene Golgathakreuz, später tauchten im Orient auch Nägel, Inschrifttafel, Dornenkrone usw. auf. Durch die Kreuzzüge gelangten solche Reliquien ins Abendland. Als Andachtsmotiv kommen Hoheits- und Siegeszeichen v. a. seit dem 14. Jahrhundert vor; sie werden dann auch mit den Bildmotiven des ”Ecce Homo” oder der “Gregorsmesse” verbunden. Als Verbildlichungen des Leidens Christi fanden die Waffenbilder aber auch durch Bernhard von Clairvaux (1091–1153) oder Franz von Assisi (1182–1226) Eingang in die Passionsfrömmigkeit der Mönche. Die Anordnung als heraldisches Wappen scheint seit dem Anfang des 14. Jahrhunderts aufgekommen zu sein, bedeuten “arma” doch sowohl “Waffen” als auch “Wappen”. Kupferstiche Israels von Meckenem oder des Meisters E. S. verbreiteten die Wappen Christi am Ende des 15. Jahrhunderts als Andachtsbilder (Meister E. S. 1986/1987. S. 74, Kat.-Nr. 89. Auch spätere Flugblätter trugen zur Verbreitung bei. Vgl. Deutsche illustrierte Flugblätter 1989. S. 30–31). Anhand dieser Bilder konnte sich der Gläubige die Leidensstationen Schritt für Schritt vergegenwärtigen. Sie waren ebenso Gedächtnishilfen wie Anregungsmittel der Meditation (Berliner 1955. S. 95). Die häufig dargestellten Evangelisten vertreten dabei die biblische Grundlage des Erlösungswerkes. Die inhaltliche Bedeutung der vorliegenden Scheibe ist somit komplex und tief religiös. Da eine Stifterinschrift fehlt, bleiben Datierung und Verwendungszweck ungeklärt. Als Stifter käme wohl am ehesten eine Bruderschaft in Frage, die das Leiden Christi verehrte, worauf auch die Ehrenkette unterhalb des Wappens weist (Eine Bruderschafts[?]-fahne mit dem Christuswappen hat sich im Schweizerischen Nationalmuseum Zürich erhalten. Inv.-Nr. LM 17724. Himmel, Hölle, Fegefeuer 1994. S. 215, Kat.-Nr. 38). Ein Scheibenriss mit dem Arma Christi-Wappen 1594 von Daniel Lindtmayer entstand nach Friedrich Thöne wohl im Auftrag einer Toten- oder Seelenbruderschaft (Karlsruhe, Staatliche Kunsthalle, Inv.-Nr. XI 117. Thöne 1975. S. 211, Nr. 266, Abb. 325; Mensger 2012. Bd. 1. S. 129, Nr. 164; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 114.1). In Freiburg käme vielleicht ebenfalls die bisher wenig erforschte Seelenbruderschaft in Frage. Aber auch die Kartäuser führten die Arma Christi in ihrem Wappen. Es müssen mehrere Scheiben dieser Ikonographie in Freiburg existiert haben. Im Musée Grobet-Labadié in Marseille hat sich zumindest als Fragment ein sehr ähnliches Passionswappen nach dem gleichen Riss erhalten (Inv.-Nr. SN-MGL-41. Unpubliziert. 18,30 x 12,90 cm; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 114.2). Als graphische Vorlagen für die Evangelisten standen dem Glasmaler vier Kupferstiche aus einem bei Kunst- und Buchhändler Paul Fürst (1608–1666) in Nürnberg erschienenen Druckwerk zur Verfügung, oder aber wahrscheinlicher die diesen zugrundeliegenden Kupferstiche des Hieronymus Wierix (1553–1619) (Die aus einem Band herausgelösten Stiche (S. 154–157) in der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel [Inv. A1:751–754]. [am 18.9.2013]. Mauquoy-Hendrickx 1978/1979. Bd. II. Nr. 844–847; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 114.3). Beide Graphikserien unterscheiden sich motivisch nur wenig, doch sind die Evangelisten bei Fürst in Ovale eingeschrieben und formal steifer. Als Glasmaler steht aufgrund des Figurenstils und der Technik Hans Wäber zur Diskussion, der mit grosser Wahrscheinlichkeit die Standesscheiben von 1622 und 1623 geschaffen hat (FR_95 und FR_96). Es dürfte eine Vorliebe des Glasers gewesen sein, wie hier auf blau getöntem Glas zu malen.

Datierung
Um 1630
Zeitraum
1625 – 1635
Eingangsdatum
1902/03
StifterIn

Unbekannt

Schenker*in / Verkäufer*in

Ernest de Gottrau, Freiburg

Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Musée d’art et d’histoire Fribourg (e-collection MAHF)

Vorbesitzer*in

Aus der ehem. Sammlung Charles-Auguste Von der Weid. Später Ernest de Gottrau. 1902/03: im Tausch von Herrn Ernest de Gottrau gegen eine Scheibe Reyff-Boccard 1704, die das Museum 1899 von Frl. Dafflon in La Tour-de-Trême angekauft hatte, erworben.

Inventarnummer
MAHF 4388

Bibliografie und Quellen

Literatur

Catalogue du Musée Cantonal des Beaux-Arts et d’Antiquités Fribourg. Répertoire général. 1909 ff. (Handschriftlicher Katalog Archiv MAHF) Nr. 143.

Borgeaud, Georges, Pierre Fasel, Peter Friedli. Musée du vitrail. Fribourg 1981. S. 33, Nr. 30.

A. F(ässler). Alte und neue Glasmalerei. Das Musée du vitrail in Romont. SA aus: Sandoz-Bulletin 66, 1983. S. 23, Abb. 9.

Dousse, Antoine. Schweizerisches Museum für Glasmalerei in Romont. Fribourg 1984. Abb. S. 5.

Bergmann, Uta. Die Freiburger Glasmalerei des 16.–18. Jahrhunderts / Le vitrail fribourgeois du XVIe au XVIIIe siècle (Corpus vitrearum Schweiz, Reihe Neuzeit, Bd. 6 / époque moderne vol. 6). 2 Bde / vol. Bern et al. 2014. Bd. 2. Kat.-Nr. 114.

Vgl.

Berliner, Rudolf. Arma Christi. In: Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst 3. Folge, Bd. IV, 1955. S. 35–152.

Lexikon der christlichen Ikonographie (LCI). Begr. von E. Kirschbaum. Hrsg. von W. Braunfels. Bd. I–VIII. Rom 1968–1976. Bd. 1, 1968. S. 183–187.

Thöne, Friedrich. Daniel Lindtmayer 1552–1606/07. Die Schaffhauser Künstlerfamilie Lindtmayer. (Oeuvrekatalog Schweizer Künstler 2) Zürich 1975.

Mauquoy-Hendrickx, Marie. Les estampes des Wierix conservées au Cabinet des estampes de la Bibliothèque Royale Albert Ier. 2 vol. Bruxelles 1978/1979.

Schiller, Gertrud. Ikonographie der christlichen Kunst. 5 (in 7) Bde. Gütersloh 1966ff. Bd. 2. 1983. S. 202–210 (Arma Christi).

Meister E. S. Ein oberrheinischer Kupferstecher der Spätgotik. Ausstellungskatalog München, Staatliche Graphische Sammlung und Berlin, Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen 1986/1987. München 1986.

Deutsche Illustrierte Flugblätter des 16. und 17. Jahrhunderts. Die Sammlung der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel. Kommentierte Ausgabe. Teil 3: Theologica. Quodlibetica. Hrsg. von Wolfgang Harms und Michael Schilling zusammen mit Albrecht Juergens und Waltraud Timmermann. Tübingen 1989.

Himmel, Hölle, Fegefeuer. Das Jenseits im Mittelalter. (Katalog zur Ausstellung im Schweizerischen Landesmuseum Zürich. Katalog von Peter Jezler) Zürich 1994.

Hoegger, Peter. Glasmalerei im Kanton Aargau. Kloster Wettingen. (Corpus Vitrearum Schweiz, Reihe Neuzeit Bd. 1). Aarau 2002. S. 280–281.

Mensger, Ariane. Die Scheibenrisse der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe. 2 Bde. Köln 2012.

Virtuelles Kupferstichkabinett URL: http//www.virtuelles-kupferstichkabinet.de (am 18.9.2013).

Vorlage

Kupferstiche von Hieronymus Wierix (1553–1619), Vier Evangelisten.

Bildinformationen

Name des Bildes
FR_Freiburg_MAHF_FR_114
Fotonachweise
© MAHF (Foto: Francesco Ragusa)
Copyright
© Musée d'art et d'histoire Fribourg (MAHF)
Eigentümer*in

Musée d’art et d’histoire Fribourg (e-collection MAHF)

Inventar

Referenznummer
FR_114
Autor*in und Datum des Eintrags
Uta Bergmann 2016