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Das Masswerkfenster s VI ist eines von 16 Fenstern der Kirche Saint-Godard in Rouen, für die das Pariser Atelier Gsell-Laurent zwischen 1857 und 1867 neue farbige Verglasungen schuf. Es wurde 1855 von der Stadt Rouen gestiftet (Archives départementales de la Seine-Maritime: 7 V 205, Église Saint-Godard, 185–187) und 1857 eingesetzt. Mit den Taufen von Chlodwig I. und Rollo (vgl. Licquet, 1869, S. 71) stellt die Glasmalerei die Bekehrung von zwei für Frankreich und die Normandie wichtigen Herrschern dar… Plus
Das Masswerkfenster s VI ist eines von 16 Fenstern der Kirche Saint-Godard in Rouen, für die das Pariser Atelier Gsell-Laurent zwischen 1857 und 1867 neue farbige Verglasungen schuf. Es wurde 1855 von der Stadt Rouen gestiftet (Archives départementales de la Seine-Maritime: 7 V 205, Église Saint-Godard, 185–187) und 1857 eingesetzt. Mit den Taufen von Chlodwig I. und Rollo (vgl. Licquet, 1869, S. 71) stellt die Glasmalerei die Bekehrung von zwei für Frankreich und die Normandie wichtigen Herrschern dar. Chlodwig I. wird als Begründer des Frankenreichs angesehen, zu dessen Hauptstadt er Paris machte. Rollo kommandierte den letzten grossen Überfall der Wikinger auf das Westfrankenreich und wurde von Karl III. dem Einfältigen zum Grafen von Rouen ernannt; seine Nachkommen waren die Herzöge der Normandie. In der unteren Bildszene sind zwei Heilige gezeigt, die der Konversion und Taufe von Chlodwig I. beigewohnt haben, womöglich der Kirchenpatron Gildard (Saint Godard) und sein vermeintlicher Bruder Medardus (Saint Médard), oder ein dritter im Journal de Rouen vom 22. August 1857 erwähnter Heiliger, Vedastus (Saint Vaast).
Die Figuren des Bischofs und des Dämons im Masswerk nehmen Bezug auf den letzten Überfall der Wikinger auf das Westfrankenreich. Der Dämon droht Remigius damit, er werde Fremde auf ihn hetzen, der Bischof antwortet ihm, dass er diese bekehren werde (siehe Journal de Rouen, 22.8.1857, 2).
Thematisch besteht eine Parallele zum nebenstehenden Fenster s V (CG_179), das die Berufung des Paulus und des Augustinus zeigt.
Alle Glasmalereien von Gsell-Laurent für die Kirche Saint-Godard wurden während der Amtszeit des Priesters Pierre Lanchon (1804–1868) erstellt, der sich stark für die Aufwertung des Kirchenraums einsetzte. Die ersten Glasmalereien des Pariser Ateliers wurden in den Seitenschiffen in der Nähe des Chors eingesetzt, das letzte 1867 in der Westfassade der Kirche. Die Glasmalereien erzählen von der Stadtgeschichte sowie dem Leben und Sterben biblischer Personen und Heiliger, die oftmals für Rouen und die Normandie, oder für die Kirche und den Staat Frankreich relevant waren. Häufig sind zwei Bildszenen übereinander angeordnet; passend zum Stil der Kirche wurde für die Rahmen der Bildszenen und die Masswerkfüllungen meist ein Dekor im Stil der Gotik, selten auch im Stil der Renaissance gewählt.
Der Glasmaler Caspar Gsell war in den 1840er Jahren kurzzeitig mit Pierre-Charles Marquis (1798–1874) assoziiert gewesen, der 1852 die drei Glasmalereien für den Chor der Kirche Saint-Godard schuf. In Rouen war Gsell Mitte der 1850er Jahre bereits bekannt als Autor der Verglasungen der neu erbauten Kirche Notre-Dame im benachbarten Bonsecours (CG_105–CG_150). Bei den Glasmalereien für die Kirche Saint-Godard handelt es sich um einen frühen und umfangreichen Zyklus innerhalb seines Werks aus der Zeit, in der sich Gsell definitiv als einer der wichtigsten Glasmaler in Paris etablierte. Mit der Heirat der Tochter seines Firmenpartners 1859 erfolgte auch die Umbenennung des Ateliers von «Laurent, Gsell et Cie.» in «Gsell-Laurent».
Während der Bombardierungen der Stadt Rouen im 2. Weltkrieg wurden die historistischen Glasmalereien der Kirche Saint-Godard teils erheblich beschädigt. Ihre Restaurierung konnte in den 1980er und 1990er Jahren durch Michel Durand (1950–2006) vorgenommen werden.
Moins Datation
1857
Commanditaire / Donateur·trice
Localisation d'origine
Lieu de production