Seine Kindheit und Schulzeit verbringt Casty in Zuoz. Danach absolviert er eine Lehre als Flach- und Dekorationsmaler in Chur (Gysel, 2013). In den Jahren von 1933 bis 1937 nimmt er Kurse an der Allgemeinen Gewerbeschule (AGS) in Basel, unter anderem bei Arnold Fiechter. 1937 folgt ein Aufenthalt in Malmö. In den Jahren 1938 und 1939 hält er sich mehrere Monate in Paris auf, um die Académie de la Grande Chaumière zu besuchen. 1938 erste Teilnahme an der Weihnachtsausstellung des Basler Kunstvereins… Plus
Seine Kindheit und Schulzeit verbringt Casty in Zuoz. Danach absolviert er eine Lehre als Flach- und Dekorationsmaler in Chur (Gysel, 2013). In den Jahren von 1933 bis 1937 nimmt er Kurse an der Allgemeinen Gewerbeschule (AGS) in Basel, unter anderem bei Arnold Fiechter. 1937 folgt ein Aufenthalt in Malmö. In den Jahren 1938 und 1939 hält er sich mehrere Monate in Paris auf, um die Académie de la Grande Chaumière zu besuchen. 1938 erste Teilnahme an der Weihnachtsausstellung des Basler Kunstvereins. 1941–43 vorwiegend als Flach- und Dekorationsmaler tätig. Ab 1943 freier Künstler. 1944 Aufmunterungspreis des Bundes. Vermutlich nach 1946 Glasmalerei-Ausbildung bei Hans Schläfli, Basel. Ab 1948 fast ausschliesslich Glasmalereien. 1941, 1952, 1967 Sgraffiti an vier Häusern in Zuoz. Illustrationen für die Kinderbücher Der Clown sagte nein (1962) und Atuk (1964).
Gian Castys frühe Malereien sind spätimpressionistisch geprägt. Mit dem selbst erklärten Ziel, Erlebtes mit Hilfe von Farbe und Form zu gestalten, und Vincent van Goghs und Paul Gauguins Werken vor Augen, vereinfacht Casty seine Bilder zu zeichenhaften Kompositionen von klar abgegrenzten Flächen und minimaler Räumlichkeit (Industrie bei Basel, 1946, Kustmuseum Basel). In der Glasmalerei lebt Casty seine Faszination für Farben aus. Im Glasmalerhandwerk geschult, führt er seine Arbeiten vom Entwurf bis zur Fertigstellung stets eigenhändig aus. Zwischen 1948 und 1979 gestaltet Casty über 350 Einzelscheiben für Private, öffentliche Institutionen sowie Glasfenster in über 40 sakralen und profanen Gebäuden, mehrheitlich in der Region Basel und der Ostschweiz.
Der öffentliche Auftrag für das Glasbild im Schulhaus Neubad (Süd) in Basel (Fische, 1951) markiert den Beginn seiner Karriere. Im sakralen Bereich schafft er den Durchbruch mit der Christophorus-Scheibe, die 1955 vom Bund erworben und Papst Pius XII. zum 80. Geburtstag überreicht wird (verschollen). Castys unverkennbarer Stil und künstlerischer Höhepunkt entfaltet sich in der kirchlichen Glasmalerei. Im Vergleich zu den älteren Basler Kollegen wie Otto Staiger oder Ernst Stocker arbeitet Casty freier in der Gestaltung und in der Technik. Bis Anfang der 1950er-Jahre, in seinem Frühwerk, übernimmt das Schwarzlot vorderhand zeichnerische Funktion (Kreuzigung, 1948). Später setzt er es schattierend und modellierend ein (Urwald, 1959, Chur, Bündner Kunstmuseum). Inspirationsquelle sind die Fenster der Kathedralen von Chartres und Bourges aus dem 12. und 13. Jahrhundert.
Castys Arbeiten lassen sich in Farb- und Weissfenster gruppieren. Erstere sind von einer Grundfarbe getragen und mit wenigen, kontrastierenden Farbgläsern bestückt (Auferstehung, 1963, Madulain, reformierte Kirche). Die Weissfenster weisen als Grundfläche farbloses oder schwach getöntes und mit Schwarzlot eingefärbtes Glas auf. Die matt-silbrig glänzenden Hintergründe tragen mit farbigen Akzenten gestaltete Figuren. Ihr zurückhaltender Ausdruck harmoniert besonders mit historischer Architektur. Casty verwendet Antikglas mit Bläschen, Schlieren und unregelmässiger Dicke. Er liebt das Eigenleben des Materials und das Experiment mit der Handwerkstechnik. Dem Bleinetz verleiht er eine betont grafische Funktion, die besonders deutlich in den farblosen Scheiben hervortritt (Kreuzigung, 1969, Zuoz, Kapelle San Bastiaun).
Auffallendstes Charakteristikum in Castys Kunst bleibt die Reduktion der Gestaltformen auf kindlich anmutende und gleichzeitig expressive Weise. Die Buchillustrationen sind im gleichen Stil geschaffen.
Werke: Balgach, Evangelische Kirche; Kunstmuseum Basel; Basel, Sammlung Basler Kunstverein; Basel, Gellert-Schulhaus; Basel, Schulhaus Neubad (Süd); Basel, UBS Art Collection; Bischofszell, Evangelische Johanneskirche; Chur, Otto-Barblan-Schulhaus; Diessenhofen, Evangelische Stadtkirche; Frauenfeld, Kantonsschule; Frauenfeld, Sekundarschulhaus Reutenen II; Grüningen, Schlosskirche; Küsnacht, Reformierte Kirche, Jürgenhaus; Murgenthal-Glashütten, Reformierte Kirche; Pratteln, Evangelisch-reformierte Kirche; Romont, Vitromusée; Schwyz, Evangelische Kirche; Scuol, Kirche St. Georg; St. Moritz-Bad, Evangelische Kirche; Zuoz, Dorfkirche San Luzi; Zuoz, Kapelle San Bastiaun.
Moins