Ferdinand Gehr wird am Dreikönigstag 1896 in Niederglatt geboren. 1911 tritt er in die Schule des Industrie- und Gewerbemuseums St. Gallen ein (Schweizerische St. Lukasgesellschaft, 1959, S. 156; Eggenberger, 1998). Während den Jahren 1914 bis 1918 arbeitet Gehr im Stickereigeschäft Egli in Flawil. 1919 tritt er in die Gewerbeschule St. Gallen ein und studiert bei August Wanner textiles Zeichnen. Während des Winters 1922/1923 folgt ein Aufenthalt in Florenz, um die Freskotechnik zu vertiefen (Eggenberger, 1998).
Den Winter 1923/1924 verbringt er bei André Lhote in Paris, 1925 folgt ein zweiter kürzerer Aufenthalt in Paris. Ab 1924 hat Gehr ein erstes eigenes Atelier in Niederglatt (SG), 1928 richtet er sein Atelier in Niederuzwil ein. Im Winter 1928/1929 unternimmt Gehr eine Deutschlandreise.
Ab 1930 kann Gehr zahlreiche Aufträge für Fresken von Kirchen und Glasmalereien ausführen (Schweizerische St. Lukasgesellschaft, 1959, S. 156; Eggenberger, 1998). 1956 findet die erste Einzelausstellung in St. Gallen statt, Gehr ist zu dieser Zeit einer der gefragtesten, aber auch umstrittensten Freskenmaler der Schweiz (Eggenberger, 1998). Er stirbt 1996 in Altstätten.
Künstlerisch hat sich Ferdinand Gehr ausserordentlich häufig mit christlichen Themen beschäftigt, jedoch auch Landschaftsbilder und Porträts geschaffen. In seiner Entwicklung ist eine farbliche und formale Reduktion wahrzunehmen, ohne dass er die figürlich gestalteten Bildinhalte aufgegeben hat (Eggenberger, 1998). Insgesamt hat Gehr mehr als 140 realisierte Projekte für den öffentlichen Auftrag (Kirchen, Schulen, Gemeinden etc.) geschaffen (Messmer & Herlach, 2016, S. 7).
In seinem künstlerischen Leben schuf er neben Fresken, Gemälden, Aquarellen, Holzschnitten auch viele Glasgemälde. Insbesondere ab 1950 nehmen die Aufträge zu und Gehr versteht sich selbst als Erneuerer der kirchlichen Kunst (Fresken und Glasgemälden; s. Zelger, 2001, S. 220).
Seine grösseren Glasgemälde sind: Wallisellen, St. Antonius; Bruggen, Kirche St. Martin (1936); Luzern, St. Josefskirche (1947/1948); Zürich, Felix- und Regula-Kirche (1950–1955); Krienz, Grosshof, Kapelle (1953/1954); Bern, Bruderklausenkirche, 1954 (Betonverglasung); Wettingen, Katholische Kirche St. Anton (1954); Niedererlinsbach, Katholische Kirche (1956–1962); Basel, Claraspital (1957); Bergün, Kirche St. Maria (1958); Winterthur-Wülflingen, Katholische Laurentiuskirche (1958); Unterägeri, Heimkapelle (1959); Zürich-Seebach, Maria Lourdes-Kirche (1959);
St. Gallen-Winkeln, Katholische Kirche Bruder Klaus (1959/1960); Schlieren, Josephskirche (1960); Basel, Bruder-Klaus-Kirche (1961); Suhr, Katholische Kirche (1961); Sulgen, Katholische Pfarrkirche Peter und Paul (1961); Zürich, Maximilianeum, Hauskapelle (1961); Niesenberg, Muttergotteskapelle (1962); Basel, Kirche Bruder Klaus (1962).
Eggenberger, C. (1998, aktualisiert 2017). Ferdinand Gehr. SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz, 2017 (erstmals publiziert 1998). Abgerufen am 9.8.2024, von https://recherche.sik-isea.ch/sik:person-4001924/in/sikart
Schweizerische St. Lukasgesellschaft (Hrsg.). (1959). Ferdinand Gehr. NZN Buchverlag.
Messmer, D., & Herlach, K. (2016). Ferdinand Gehr. Die öffentlichen Aufträge. Scheidegger & Spiess AG.
Zelger, F. (2001). Ferdinand Gehr. 1896–1996. Offizin Verlag.