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Das Chrodegang-Fenster der Kirche Saint-Martin in L’Isle-Adam wurde um 1851/52 durch Jean-Baptiste Grimot (1810–1885; ab 1848 bis zu seinem Tod Pfarrer von L’Isle-Adam) gestiftet und im Pariser Glasmalerei-Atelier Laurent, Gsell et Cie. (später Gsell-Laurent) für 650 Francs hergestellt (L’Isle-Adam, Musée d’Art et d’Histoire Louis-Senlecq: Archives paroissiales, Carton 6, Registre des délibérations de la Fabrique de la Paroisse Saint-Martin 1825–1893, S. 191, 208–209). Anlass für die Stiftung war eine Renovation der Chrodegang-Kapelle, in der seit 1711 die Schädelreliquie des 769 ermordeten Bischofs von Séez aufbewahrt wird… Plus
Das Chrodegang-Fenster der Kirche Saint-Martin in L’Isle-Adam wurde um 1851/52 durch Jean-Baptiste Grimot (1810–1885; ab 1848 bis zu seinem Tod Pfarrer von L’Isle-Adam) gestiftet und im Pariser Glasmalerei-Atelier Laurent, Gsell et Cie. (später Gsell-Laurent) für 650 Francs hergestellt (L’Isle-Adam, Musée d’Art et d’Histoire Louis-Senlecq: Archives paroissiales, Carton 6, Registre des délibérations de la Fabrique de la Paroisse Saint-Martin 1825–1893, S. 191, 208–209). Anlass für die Stiftung war eine Renovation der Chrodegang-Kapelle, in der seit 1711 die Schädelreliquie des 769 ermordeten Bischofs von Séez aufbewahrt wird.
Das Chrodegang-Fenster gehört zusammen mit einer heute eingelagerten Ornamentverglasung (ursprünglich s IV) zu den ältesten Glasmalereien des 19. Jahrhunderts in der Kirche Saint-Martin. Unter der Ägide von Grimot, einem grossen Erneuerer des Kirchengebäudes, entstanden über 30 durch den Pfarrer selbst sowie diverse Bürgerinnen und Bürger von L’Isle-Adam gestiftete Glasmalereien (CG_73–CG_104). Alle diese Glasmalereien wurden zwischen 1852 und 1878 von Gsell-Laurent in Paris hergestellt. 1883 betrug ihr Gesamtwert 100’000 Francs (Registre des délibérations de la Fabrique de la Paroisse Saint-Martin 1825–1893, Inventaire des œuvres d’art et mobilier de l’église du 1.1.1883). Die Glasmalereien zeigen Werke der Barmherzigkeit, diverse Apostel und Heilige, einen Marienzyklus, sowie für Kirche und Staat wichtige Protagonisten. Entsprechend dem Baustil der Kirche wählte Gsell für die architektonischen Dekorelemente einen an die Renaissance (und vereinzelt die Gotik) anklingenden Stil. Das Ensemble zählt aufgrund seines Umfangs und seiner Qualität zu den Hauptwerken des Pariser Ateliers.
Im 2. Weltkrieg wurden die Glasmalereien schwer beschädigt. Die erhaltenen Felder und Fragmente wurden eingelagert und die Kirche erhielt 1956 zunächst eine einfache Blankverglasung. 1968–1970 setzte man im Chor neue expressionistische Glasmalereien mit zwölf Szenen aus dem Leben des heiligen Martin ein (Entwurf Maurice Rocher; Umsetzung Jean Dagusseau, Orléans) (Botto, 1998, S. 27–28). Im Zuge einer Kirchenrestaurierung wurden Ende der 1990er Jahre die eingelagerten Glasmalerei-Fragmente des 19. Jahrhunderts gereinigt und inventarisiert; ab ca. 2000 erfolgte ihre Restaurierung. 27 Glasmalereien von Gsell-Laurent konnten wieder an ihrem ursprünglichen Standort eingesetzt werden; zuletzt sind 2017 die Chorfenster von Rocher/Dagusseau eingelagert und durch die Glasmalereien des 19. Jahrhunderts ersetzt worden.
Moins Datation
ca. 1852
Commanditaire / Donateur·trice
Grimot, Jean-Baptiste (1810–1885, Pfarrer von L'Isle-Adam)
Localisation d'origine
Lieu de production