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Beatus Rhenanus (1485–1547) stammte aus Schlettstadt (Elsass) und war ein Humanist und Philologe. Er lebte von 1511 bis 1527 in Basel und weilte 1520/21 als Gast im Haus zum Sessel in Basel, bei seinem Freund Johannes Frobenius (Stückelberg, 1920, S. 79). Dieses Haus gelangte 1542 in Besitz seines Schwiegersohns Nicolaus Bischoff (Episcopius) (1501–1564). Da ein Nicolaus Bischoff im Jahr 1650 seinen Namen auf die Wappenscheibe von Rhenanus einritzte, befand sich diese damals wahrscheinlich in dessen Wohnhaus. Dies lässt darauf schliessen, dass Rhenanus sein Glasgemälde 1526 in das Haus seines Freundes (oder in die zugehörige Hauskapelle) schenkte.
Im Jahr 1650 lebten zwei Nicolaus Bischoff, die Nachfahren des Besitzers des Haus zum Sessel Nicolaus Bischoff (Episcopius) (1501–1564) waren: dessen Enkel (1581–1650) und dessen Ururenkel (1639–1706)(Stroux, 2015). Gut vorstellbar ist, dass der jüngere Nicolaus, der damals elf Jahre alt war, seinen Namen in die Wappenscheibe in seinem Wohnhaus ritzte.
Der Auftrag für das Glasgemälde ging sicherlich an einen ortsansässigen Glasmaler. 1526 waren Heinrich Wolleb († nach 1527), Urs Graf (†1529) sowie Anthoni Glaser (†1551) tätig (vgl. Boesch, 1955, S. 39–40; Landolt, 1986, S. 124). Wollebs Werk ist nicht fassbar (vgl. BS_571), Glaser erhielt hingegen die Aufträge des Rates und schuf 1519/20 den grossen Zyklus für das Basler Rathaus. Diese Glasgemälde sind wesentlich komplexer komponiert, in der Gestaltung der einzelnen Elemente können aber stilistische Gemeinsamkeiten festgestellt werden. Nach 1525 erhielt Glaser aufgrund seiner katholischen Gesinnung zwar keine öffentlichen Aufträge mehr (vgl. Giesicke, 2016). Der in der humanistischen Tradition stehende Rhenanus hingegen könnte gut den Glasmaler des Rathaus-Zyklus’ mit der Scheibenbestellung betraut haben. 1537 hatte Glaser auch die Wappenscheibe für Erasmus von Rotterdam im Auftrag von Bonifacius Amerbach geschaffen (vgl. Major, 1936, S. 41–42).
Die Scheibe wird genannt in:
Catalog Speyr (o. J.), S. 16, Nr. 229.
Heberle, 1884, Nr. 537.
Bossard, 1884, Nr. 537.
Ganz, 1901, Nr. 61.
Major, 1946, S. 118, Anm. 9.
Landolt, 1986, S. 124, Nr. A 8.
Hasler, 2023, S. 47f., Nr. 25, Abb. 1.
Datation
1526
Commanditaire / Donateur·trice
Localisation d'origine
Lieu de production
Propriétaire précédent·e
1841 Johann Heinrich von Speyr, Kunsthändler in Basel · um 1863–1884 Albert von Parpart/Adelheid von Bonstetten, Schloss Hünegg · 1884 Ankauf durch Johann Karl Bossard für die schweizerische Gesellschaft für die Erhaltung historischer Kunstdenkmäler (Heberle, 1884, Exemplar im Vitrocentre Romont) · Seit 1886 Historisches Museum Basel, Depositum Schweizerische Gesellschaft für die Erhaltung historischer Kunstdenkmäler
Numéro d'inventaire
1886.11.