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Nach Andres Moser zeigt hier das Banner das als Stadtwappen verwendete Amtswappen von Erlach.
Über die Herkunft dieser Wappenstiftung Erlachs ist nichts bekannt. Anhand ihrer beachtlichen Qualität spricht zumindest Einiges dafür, dass sie 1570 in einer Stadtberner Werkstatt geschaffen wurde. Zu denken wäre nicht zuletzt an diejenige Abraham Bickharts, dessen signierten Scheiben in ihrer Beschriftung ähnlich gebildet sind und wovon einige im Hintergrund ein nahe verwandtes Damastmuster zeigen. Beispiele dafür bieten die beiden 1568 datierten Wappenscheiben des Marquard und des Ludwig Zehender im Bernischen Historischen Museum von Bern (BHM Inv. 22445, 22446, BE_873, BE_871).
Wie Zeiners Zyklus aus Baden befand sich die Scheibe vielleicht in der Chartreuse bei Hilterfingen, der 1819–1821 erbauten Sommerresidenz des Berner Staatsmanns Niklaus Friedrich von Mülinen (1760–1833). 1831 wurde die Chartreuse von Rudolf Emil Adolf de Rougemont (1805–1844) erworben, und zwar unter Einschluss der dortigen Scheibensammlung von Mülinens. Nach de Rougemonts Tod blieb dessen Witwe Adele von Bonstetten (1814–1883) bis 1863 dort wohnhaft. Damals übersiedelte sie ins Schloss Hünegg, das sie und ihr zweiter Gemahl Albert von Parpart (1813–1869) nahe der Chartreuse hatten errichten lassen. Zu den von ihnen damals von dort in die Hünegg übenommenen Glasgemälden könnte auch die Bannerträgerscheibe Erlachs gehört haben. Denkbar ist aber auch, dass sie erst nach 1863 in den Besitz des Paares gelangt ist. Beim Tode der Adele von Bonstetten war sie jedenfalls in der Hünegg, wurde sie doch von deren Erben Franz von Parpart, dem Neffen Alberts, 1884 von dort nach Köln an die Auktion bei J. M. Heberle überführt. Nach Johann Karl Bossards Angaben im Auktionskatalog Heberles wurde damals die Scheibe von Heinrich Vieweg (1826–1890) für 710 Mark angekauft. Vieweg, Verlagsbuchhändler und Inhaber des gleichnamigen Verlags, besass an seinem Wohnsitz, Schloss Wendhausen bei Braunschweig, eine Kunstsammlung. Sie ging 1890 an seine Frau und seine Tochter Helene (1868–1939) über, die 1891 Bernhard Tempelmann (1862–1919) heiratete und ihm so den Eintritt in den Verlag ebnete. 1930 kam Viewegs Sammlung unter dessen Tochter Helene Tempelmann auf die Auktion Lepke's in Berlin. Von wem damals daraus die Erlacher Wappenscheibe erworben wurde, ist nicht bekannt.
Von dieser Scheibe besitzt das Bernische Historische Museum in Bern eine Nachzeichnung mit der Aufschrift "Die Stat Erlach. 1570" (BHM, Inv. 22833).
Die Scheibe wird genannt in:
Heberle, 1884, S. 37, Nr. 507.
Bossard, 1884, Nr. 507.
Rudolph Lepke's Kunst-Auctions-Haus Berlin, 1930, S. 73, Nr. 112, Taf. 80.
Moser, 1975, S. 28, 32, Abb. 5.
Hasler, 2023, S. 51, Nr. 42.
Datation
1570
Commanditaire / Donateur·trice
Propriétaire précédent·e
Vielleicht bis 1831 Niklaus Friedrich von Mülinen und bis 1863 Rudolf Emil Adolf de Rougemont bzw. Adele von Bonstetten, Chartreuse (Hilterfingen) · Seit oder nach 1863–1884 Albert von Parpart und Adele von Bonstetten, Schloss Hünegg (Hilterfingen) · 1884 Franz von Parpart bzw. Auktionshaus Heberle, Köln · 1884–1930 Heinrich Vieweg (1826–1890) und Nachkommen, Schloss Wendhausen, Braunschweig · 1930 Lepke's Auktionshaus, Berlin