Die Herrschaft Bürglen im heutigen Bezirk Weinfelden wurde 1579 von den Herren von Breitenlandenberg der Stadt St. Gallen abgetreten, die sie bis 1798 von ihrem jeweiligen im dortigen Schloss residierenden Obervogt verwalten liess.
Von 1672–1677 amtete Ulrich Weyermann (1626–1702) als Obervogt St. Gallens in Bürglen (Menolfi, 1996, S. 65). Dieser spätere St. Galler Bürgermeister dürfte die Stiftung der Scheibe veranlasst haben. Dass sich das Glasgemälde 1890 im Schloss Bürglen befand (Rahn, 1883, S. 58, Nr. 85; Büchi, 1890, S. 34), spricht dafür, dass das Schloss auch ihr ursprünglicher Bestimmungsort war.
Bereits Knoepfli vermutete, dass die Scheibe von Wolfgang Spengler, der für seine Glasmalerei-Stadtveduten bekannt war, stammte (vgl. Abegg/Erni, 2018, S. 310). Dies kann durch sein bislang unentdecktes, in ein Hausdach radiertes Monogramm am linken Rand der Scheibe bestätigt werden. Auf der Scheibe ist der Schlossbau und die um ihn angeordneten Gebäude in ähnlicher Form festgehalten wie auf dem Kupferstich von Christoph Steinmann von 1664 (Menolfi, 1996, Abb. S. 163). Da die beiden Ansichten nicht exakt übereinstimmen und die Scheibe einige von Steinmann nicht angegebene Bauten zeigt, wird Spengler diesen Druck allerdings kaum als direkte Vorlage benutzt haben.
Zu dieser Scheibe gibt es eine gezeichnete Kopie in Originalgrösse von Hermann Heinrich Stähelin, dem ersten Konservator des Historischen Museum Thurgau, aus dem Jahr 1870 (Tusche und Wasserfarbe auf Papier, Historisches und Völkerkundemuseum St. Gallen, HVM 13474).
Das Historische Museum Thurgau besitzt ausserdem einen Druck nach dem Glasgemälde (Inv.-Nr. T 30843).
Die Scheibe wird genannt in:
Rahn et al., 1883, S. 58, Nr. 85.
Historischer Verein St. Gallen, 1884, Taf. (Frontispiz).
Büchi, 1890, S. 34.
Menolfi, 1996, Abb. 87.
GLASatelier, 2013.
Abegg/Erni, 2018, S. 310f.