Valentin Bösch (8.4.1591–1644), der älteste Sohn des Hans Bösch zur Eich und der Sara Schärer, heiratete um 1614 Anna Kopp und liess sich mit ihr in der Oberwies (Gemeinde Lütisburg) nieder. 1631 wird er als Schreiber erwähnt und nach dem Tod seiner Frau ehelichte er am 19. Januar 1636 Barbara Loser (†16.7.1660), die zuvor zunächst mit Heinrich Wetzel, dem Landrichter von Wintersberg, und danach dem Amman Jakob Küng im Müsli verheiratet gewesen war. Über seine zweite Gemahlin gelangte er in den Besitz von Haus und Hof im Müsli bei Wildhaus und auf der Egerten bei Alt Sankt Johann (Toggenburg). 1643 amtete er als Rottmeister zu Wattwil und Kappel. Im nächsten Jahr muss er gestorben sein, da 1644 im Landgericht Verhandlungen wegen der Erbschaft stattfinden (Bösch 1935, S. 42, 55).
Im Chamer Privatbesitz existierte vormals eine Bildscheibe mit der Darstellung des Rütlischwurs, die Valentin Bösch und seine erste Gemahlin Anna Kopp 1617 an einen unbekannten Ort stifteten (Bösch, 1935, Abb. 11).
Das Mittelbild entspricht der Emblemradierung XXXIII im Emblembuch, das Hans Heinrich Rordorf unter dem Titel “XL. Emblemata miscella nova” 1622 bei Johannes Wolf in Zürich herausgab. Rordorf vereinte darin Christoph Murers Radierungen, die dieser für sein nie zur Aufführung gelangtes Drama über die Christenverfolgung in Edessa geschaffen hatte. Zu einigen dieser Radierungen haben sich Murers Vorzeichnungen erhalten, darunter in der Graphischen Sammlung der ETH Zürich auch diejenige zur “Schalckheit” (Vignau-Wilberg, 1982, S. 95, Abb. 104, 106; Vignau-Wilberg, 1978, S. 25f., Abb. 28, 30).
In der gleichen Form wie auf Böschs Scheibe finden sich die Personifikationen des Tactus und der Memoria auf einem 1607 datierten und von Lorenz Lingg signierten Blatt mit acht Figurendarstellungen der Sinne und der Tugenden im Besitz der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe (Mensger, 2012, Bd. 1, Nr. 472). Lingg dürfte diese Figurenzeichnung während seines Aufenthalts bei Murer in Zürich nach einer Vorlage desselben kopiert haben.
Wie Paul Boesch (1956, S. 30f., Nrn. 32–38, Abb. 15) aufzeigen konnte, stammt das vorliegende Glasgemälde aus einem 1636/37 entstandenen Zyklus von mindestens acht Scheiben, deren Mittelbilder durchwegs Motive aus den 1622 edierten Emblemradierungen Christoph Murers wiedergeben (SNM Zürich, Fotos 28928–28930, 29691, 31581, 43152). Gestiftet wurde dieser Zyklus von Valentin Böschs Mutter Sara Schärer und deren Kindern (Boesch, 1935, Nrn. 142–146, Abb. 16, 17; Vignau-Wilberg, 1978, Nr. X, S. 16, Abb. 7; Vignau-Wilberg, 1982, Abb. 44).
Während Paul Boesch die Scheibe 1935 noch als eine Arbeit des Zürcher Glasmalers Hans Jakob II. Nüscheler ansprach, revidierte er diese Ansicht 1956, indem er sie nun wie alle übrigen Stücke aus dem Zyklus von 1636/37 dem St. Galler Heinrich Guldi zuwies. Die jüngere Forschung (Vignau-Wilberg) ist ihm darin gefolgt. Von Heinrich Guldi (geb. 1606), der bei Hans Jakob Nüscheler in Zürich in der Lehre war, ist jedoch keine einzige signierte oder durch Quellen gesicherte Scheibe überliefert. Boesch wies ihm dennoch ein umfangreiches Werk zu, basierend auf der Schreibart der Zahl 1 in den Jahreszahlen mit einem kleinen Kringel (Boesch, 1956, 27–34). Wenn auch von diesen Scheiben sicherlich einige in der gleichen Glasmalerwerkstatt entstanden, lässt sich die Zuschreibung aller an eine einzige Werkstatt nur aufgrund dieses Merkmals nicht vertreten. Ausserdem ist auch Boeschs Identifizierung des betreffenden Glasmalers mit Heinrich Guldi hypothetisch.
Die Scheibe ist in kompositorischer Hinsicht eng mit derjenigen für Hans Witzig von 1644 verwandt (TG_53). Diese lässt sich Hans Ulrich Jegli zuweisen. Wie diejenige lässt sich die Scheibe Bösch/Loser für den Figurenstil vor allem mit der Frauenfelder Stadtscheibe (Hans Jegli, 1623, TG_21) sowie mit dem Glasgemälde für Jakob Studer (Hans Ulrich Jegli, 1645, TG_994) vergleichen. 1624 signierte Hans Jegli eine Wappenscheibe der Eltern Valentin Böschs, Hans Bösch und Sara Schärer (Boesch, 1935, S. 46, Abb. 14). Sara Schärer hatte den Zyklus, zu dem die vorliegende Scheibe gehört, in Auftrag gegeben.
Die Scheibe wird genannt in:
Katalog Wiener Ausstellung, 1873, S. 220f., Nr. 35.
Rahn, 1883, S. 66, Nr. 135.
Rahn, 1890, Nr. 316.
Heberle, 1891, Nr. 292.
Boesch, 1935, S. 10, 55 (Nr. 143), 95.
Boesch, 1956, S. 31, Nr. 34.
Vignau-Wilberg, 1978, S. 25f.
Vignau-Wilberg, 1982, Abb. 107.
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