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TG_12: Figurenscheibe Joachim Gründer
(TG_Frauenfeld_HistMuseum_TG_12)

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Titre

Figurenscheibe Joachim Gründer

Type d'objet
Artiste
Schmid, Thomas · zugeschr.
Datation
um 1540

Iconographie

Description

Vor blauem Damastgrund steht sich das Stifterpaar gegenüber. Der seine Gemahlin streng anblickende, mit Schwert und Schweizerdolch bewaffnete Joachim Gründer erscheint in rotem Hemd, weissem Wams, gelben Beinkleidern und weissem Federhut. Seine in der rechten Hand ein Blumensträusschen haltende Frau trägt über ihrem gelben Untergewand eine schwarz gesäumte, weisse Kleidung. Zwei seitliche sowie eine mittlere Säule tragen einen roten Volutenbogen. Im Oberbild ist in zwei Szenen die durch antike Historiographen wie beispielsweise Titus Livius (Ab urbe condita II, 12) überlieferte Geschichte des Römerhelden Mucius Scaevola festgehalten. Links ist zu sehen, wie dieser beim Mordversuch am etruskischen Belagerer Roms, Porsenna, versehentlich dessen Schreiber ersticht. Die rechte Szene schildert, wie Mucius Scaevola als Gefangener Porsennas zum Beweis seiner Furchtlosigkeit vor diesem seine rechte Hand im Altarfeuer verbrennt. Davon beeindruckt, hebt Porsenna danach die Belagerung auf und lässt Mucius frei. Zu Füssen des Stifterpaars befindet sich das mit dem Wappen Gründers belegte und beschriftete Podium.

Code Iconclass
46A122(TÄNIKON, VOGTEI) · armoiries, héraldique (TÄNIKON, VOGTEI)
98B(SCAEVOLA, C.M.)61 · Caius Mutius Scaevola devant Porsenna : il se laisse brûler la main droite (il se peut que le corps du secrétaire du roi, qui avait été tué par mégarde à la place du souverain, soit vu gisant par terre)
Mot-clés Iconclass
Héraldique

Wappen Gründer, Joachim: In Gold eine silberne Lilie über silbernem Kreuz.

Inscription

Jochum gründt vogt zů tenikon

Signature

keine

Technique / Etat

Etat de conservation et restaurations

Gut. Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Restaurierung
1965 Fritz Dold, Zürich: Neufassung der Scheibe (Brief Dolds vom 2. Dezember 1965 im Archiv des Historischen Museums Thurgau).

Technique

Farbloses und farbiges Glas; rosarotes und rotes Überfangglas mit vorderseitigem Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb.

Historique de l'oeuvre

Recherche

Joachim Gründer wurde 1532 von den 7 Orten zum Verwalter und Vogt (Schaffner) des Klosters zu Tänikon erwählt. 1545 wurde er aus diesem Amt entlassen und starb verarmt auf dem Hof Wittershausen (Unterlagen in Akten Archiv des Historischen Museums Thurgau; dazu auch Rahn/Nater, 1906, S. 175–178). In seinem Wappen erscheint die Lilie des Wappens von Tänikon.

Die Scheibe nennt keine Jahreszahl, muss aber in der Amtszeit Joachim Gründers zwischen 1532 und 1545 entstanden sein. In dieser Zeit waren neben Caspar Stillhart vor allem Schaffhauser Glasmaler für den Thurgau tätig. Stillhart kommt aus stilistischen Gründen als Hersteller von Gründers Scheibe nicht in Frage. Möglich wäre hingegen eine Urheberschaft Thomas Schmids, dem sich die Frauenfelder Stadtscheibe von 1543 zuweisen lässt (vgl. TG_20). Die Figuren auf dieser Stadtscheibe haben ähnlich kleine Köpfe, ebenso sind die Ziermotive und die gedrängte Schrift vergleichbar. Thomas Schmid ist vor allem für die Ausmalung des Festsaals des Klosters St. Georgen in Stein am Rhein bekannt. Deren Figuren, so etwa in der Darstellung des Schwurs des Scipio (Scherer, 2013, Abb. 9), lassen sich auch direkt mit denjenigen der vorliegenden Scheibe vergleichen, vor allem in der Art der Gesichter und der Gewänder.
Zeitlich als Hersteller in Frage käme auch Carl von Egeri, der damals meistbeschäftigte Zürcher Glasmaler (vgl. Zuschreibung von Fritz Dold, Unterlagen im Historischen Museum Thurgau, 2.12.1965). Dessen Glasgemälde im Rathaus von Stein am Rhein (Hasler, 2010, S. 343–370) weisen vergleichbare Männerfiguren und eine ähnliche Damaszierung auf. Dold verweist ausserdem auf die entsprechende Darstellung des Mucius Scaevola auf der dortigen Standesscheibe von Aarau. Dieses Motiv war jedoch weit verbreitet. Ausserdem sind von Egeri nur Standes- und Bannerträgerscheiben, aber keine Willkommscheiben, bekannt. Die stilistischen Parallelen zur Frauenfelder Standesscheibe sowie zur Ausmalung des Festsaals von St. Georgen erlauben eine vorsichtige Zuweisung an Thomas Schmid.

Die Scheibe wird genannt in:
S., 1967.
Knoepfli, 1987, S. 28f., Taf.-Abb.
Früh, 2001, S. 49.

Datation
um 1540
Période
1532 – 1545
Commanditaire / Donateur·trice

Gründer, Joachim, Klostervogt Tänikon

Localisation d'origine
Lieu de production
Propriétaire

Seit 1965 Historisches Museum Thurgau

Propriétaire précédent·e

Bis 1904 Frankfurter Kunsthandel · 1904 Sammlung Baron Rothschild, Paris (Ankauf für 10'000 Mark) · 1965 Fritz Dold, Zürich

Numéro d'inventaire
T 3099

Bibliographie et sources

Bibliographie

Früh, M. (2001). Führer durch das Historische Museum des Kantons Thurgau (2. Auflage 2001). Frauenfeld.

Hasler, R. (2010). Die Schaffhauser Glasmalerei des 16. bis 18. Jahrhunderts. Corpus Vitrearum Schweiz, Reihe Neuzeit, Bd. 5. Bern etc.: Peter Lang.

Knoepfli, A. (1987). Geschichte von Aadorf. Aadorf: Bürgergemeinde Aadorf.

Rahn, J.R., Nater, J. (1906). Das ehemalige Frauenkloster Tänikon im Thurgau. Kunstgeschichtliches von Prof. Dr. J.R. Rahn, Die Geschichte des Stiftes von Joh. Nater. Zürich: Buchdruckerei Berichthaus.

S., F. (9. 9. 1967). Zuwachs im Museum Frauenfeld. Tagesanzeiger.

Scherer, A. (2013). Schwören wie einst Scipio: moralphilosophische Reflexion des Konzepts Eidgenossenschaft in einem frühhumanistischen Wandbilderzyklus des Klosters St. Georgen in Stein am Rhein. Zeitschrift für schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte, 70, S. 5–40.

Informations sur l'image

Nom de l'image
TG_Frauenfeld_HistMuseum_TG_12
Crédits photographiques
© Vitrocentre Romont
Date de la photographie
2018
Copyright
© Historisches Museum Thurgau
Propriétaire

Seit 1965 Historisches Museum Thurgau

Inventaire

Numéro de référence
TG_12
Auteur·e et date de la notice
Rolf Hasler 2020; Sarah Keller 2020