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Die vorliegende Scheibe war möglicherweise als Stiftung für die Kirche von Sigriswil bestimmt (vgl. Thormann/von Mülinen 1896). Für die dort 1678/79 neu erbaute Kirche wurden mindestens sechzehn Scheiben geschaffen, darunter sicher eine Stiftung der Gemeinden Oberhofen und Hilterfingen. Eine weitere, heute verschollene Scheibe dieser beiden Orte von 1678, für die ebenfalls eine Herkunft aus Sigriswil in Frage käme, befand sich vormals in der Sammlung Pourtalès im Schloss Mauensee und war 1932 auf der Auktion bei Fischer (41 x 30 cm; Kat… Plus
Die vorliegende Scheibe war möglicherweise als Stiftung für die Kirche von Sigriswil bestimmt (vgl. Thormann/von Mülinen 1896). Für die dort 1678/79 neu erbaute Kirche wurden mindestens sechzehn Scheiben geschaffen, darunter sicher eine Stiftung der Gemeinden Oberhofen und Hilterfingen. Eine weitere, heute verschollene Scheibe dieser beiden Orte von 1678, für die ebenfalls eine Herkunft aus Sigriswil in Frage käme, befand sich vormals in der Sammlung Pourtalès im Schloss Mauensee und war 1932 auf der Auktion bei Fischer (41 x 30 cm; Kat. Fischer 1932, Nr. 790; Wegeli 1932, S. 98f.).
Nach den Amtsrechnungen Thuns von 1678/79 wurde damals Hans Jakob Güder von Bern für die Wappen in die vier neuen Fenster der Kirche Sigriswil mit über 123 Pfund entlohnt: "von Mnghh. 4 venster in die Kirchen zu Sigrisswyl verehrt 150 Pf. / Herren Geüder, Glasmahler in Bern für die in diese venster gemachten Wappen 123 Pf. 6 Sch. 8 d." (Dr. Marti-Wehren, Auszüge aus den bernischen Amtsrechnungen im Staatsarchiv Bern, Kopien im Vitrocentre Romont). Damit gemeint sind die sechs Wappenstiftungen Berns, d. h. dessen Standesscheibe sowie die Scheiben der damaligen vier Venner und des Berner Seckelmeisters. Laut Franz Thormann und W.F. von Mülinen (1896) befanden sich bis 1806 in der Kirche ausser diesen sechs Wappengaben noch die Glasgemäldestiftungen folgender zehn Personen und Institutionen: Anton Fels und Beat Ludwig Michel, Herren von Ralligen (?); Hans Rudolf Tillier, Vogt zu Thun; Stadt Thun; Gemeinde Sigriswil; Gemeinde Beatenberg; Gemeinde Oberhofen-Hilterfingen; Gemeinde Steffisburg; Kloster Interlaken; Stadt Unterseen (?).
Die Scheibe der Stadt Thun wurde von Matthias Zwirn geschaffen: "Da die Gemeinde Sigriswyl ihre Kirche ausbessern lassen will, so soll der Herr Sekelmeister ein Fenster samt der Stadt Wappen machen und mahlen lassen und solches in die Kirche verehren. Das Wappen wurde von Hans Zwirn dem Glasmahler zu Bern gemahlt und das ganze Fenster kostete 100 Pfund 13 Schillinge." (Thuner Ratsmanual 1677). Die Thuner Seckelamtsrechnungen 1678 präzisieren: "Das in die Kirche von Sigriswyl verehrte Fenster kostete wie folgt. An Samuel Dünz dem Schlosser für die Rahmen 33 Pfund 6 Schillinge 8 Pfenninge / An Mathis Zwirn dem Glasmahler in Bern für ein ganz bögig Stadtwappen 15 Pfund 6 Schillinge 8 Pfenninge / An Niclaus Maurer dem Glaser für 450 Scheiben in dieses Fenster 52 Pfund / [Total:] 100 Pfund 13 Schillinge 4 Pfenninge." (vgl. Lohner/Lohner o. J., Bd. 2, S. 288).
Sowohl Hans Jakob Güder als auch Matthias Zwirn aus Bern schufen also Wappenscheiben für die Kirche Sigriswil. Die vorliegende Scheibe stammt jedoch von keinem dieser Glasmaler. Kompositorisch und stilistisch ist diese der Johann Jakob Tremp zuzuweisenden Gerichtsscheibe Steffisburg aus der dortigen Kirche (BHM Bern, Inv. Nr. 5027) eng verwandt. Diese zwei Werke sind zudem weiteren Werken des Thuner Glasmalers Johann Jakob Tremp verwandt, vor allem dessen Thun-Scheibe in Steffisburg. Kompositorisch stimmen damit weitgehend auch Zwirns Gemeindescheiben Oberhofen/Hilterfingen von 1671 für die Kirche Ringgenberg (BHM Bern, Inv. 6893) und von 1681 für die Kirche Steffisburg (BHM Bern, Inv. 5026) überein.
Als um 1800 neue Fenster in die Kirche eingebaut wurden, verkaufte die Gemeinde die alten Fenster samt den darin befindlichen Glasgemälden an Tischmacher Jenny aus Spiez. Dieser übergab sie dem Glasermeister Gruner in Bern mit dem Auftrag, sie zu verkaufen. Bis 1802 waren zumindest neun (oder sechzehn?) Glasgemälde aus der Kirche Sigriswil bei Gruner in Bern (und zuvor offenbar eine Zeitlang bei Tischmacher Hässig in Aarau). Danach verliert sich ihre Spur (vgl. dazu Howald 1844–69, S. 163, nach Thormann/von Mülinen 1896, S. 47f.).
Moins Datation
1678
Commanditaire / Donateur·trice
Oberhofen, Hilterfingen, Gemeinde
Localisation d'origine
Lieu de production
Propriétaire
Seit 1932 Bernisches Historisches Museum, Depositum
Propriétaire précédent·e
1800–1802 Tischmacher Jenny in Spiez, Tischmacher Hässi in Aarau, Glasermeister Gruner in Bern. – 1896 Herr von Schiferli, Bern (Thormann/v. Mülinen 1896, S. 48, Anm. 1). – Bis 1932 M. von Schiferli, Bern. – Bis 2016 Schloss Oberhofen (Besitz BHM Bern)
Numéro d'inventaire
BHM 22220