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BE_556: Wappenscheibe Johann Rudolf d.J. von Erlach, Herr zu Schadau
(BE_Riggisberg_refK_ErlachJR)

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Titre

Wappenscheibe Johann Rudolf der Jüngere von Erlach, Herr zu Schadau

Type d'objet
Artiste
Güder, Hans Jakob · zugeschr.
Datation
1688
Dimensions
49.6 x 36.8 cm im Licht
Lieu
Emplacement
nördliches Westfenster (neu)
Inventaire

Iconographie

Description

Vor sandbraunem Grund schwebt das mit zwei Palmzweigen umkränzte und bekrönte Wappen des Johann Rudolf von Erlach. Als Rahmung dient ein blaues Gebälk über zwei schmalen blauen Pfeilern. Diese ruhen auf dem mit dem Stifternamen belegten Podium.

Code Iconclass
46A122 · armoiries, héraldique
Héraldique

Wappen Johann Rudolf der Jüngere von Erlach

Inscription

Hr. Johan Růdolff von Erlach diser / Zeit Zeügherr vnd deβ Täglichen Rahts der / Statt Bern, Herr Zů Schadaw, 1688.

Signature

Keine

Technique / Etat

Etat de conservation et restaurations

Das obere rechte Eckstück um 1900 ergänzt, und ebenso wahrscheinlich die Wappenkrone (das Kronenglas ist zwar wellig, d. h. offenbar alt gemacht, in seiner Bemalung ist es aber gleich wie das ergänzte Stück oben rechts. Auffallend auch die in Craquelé-Manier ausgeführte Schwarzlotbemalung direkt unterhalb der Krone. Diese Craquelé-Technik wurde bei der Bemalung der anderen Scheibe nicht angewendet. Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Technique

Farbloses Glas; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb, Eisenrot sowie blauer, grüner und violetter Schmelzfarbe.

Historique de l'oeuvre

Recherche

Der Neubau des Kirchenschiffs (Saalkirche) von Riggisberg im Jahre 1687/88 vollzog sich unmittelbar nach der am 18. Januar 1687 erfolgten Übergabe der Herrschaft Riggisberg von Gabriel von Wattenwyl (1654–1730) an Albrecht von Erlach (s. u.). Den Anstoss zum Kirchenumbau und den beiden Fenster- und Wappenstiftungen gab demnach der damalige neue Herr von Riggisberg.

In der Publikation von 1998 wird die vorliegende Scheibe als Stiftung des Johann Rudolf von Erlach (1634–1711) angesprochen (S. 60–62). Dieser war der Sohn von Hieronymus (1607–1662), dem Herrn zu Riggisberg, und seit 1656 Gatte der Susanna Dorothea von Erlach. Nach dem Tod seines Vaters wurde er Herr zu Rümligen und Riggisberg, 1673 des Grossen Rats zu Bern sowie 1702 Landvogt nach Buchsee. Aufgrund seiner Übergriffe war er bei den Riggisbergern verhasst. Seiner Zuwiderhandlungen gegen die Twingangehörigen von Riggisberg wegen entzog ihm die Berner Regierung am 23. Juni 1686 die Gewalt über die Herrschaft Riggisberg, und dieser verkaufte dieselbe für 90'000 Pfund und im Tausch gegen das Rabbentalgut in Bern an Gabriel von Wattenwyl. Letzterer wiederum veräusserte seine neue Herrschaft bereits am 18. Januar 1687 an Albrecht von Erlach (1644–1723). Johann Rudolf von Erlach war 1688 somit nicht mehr Herr zu Riggisberg und deshalb kann er damals auch nicht der Auftraggeber der Scheibe gewesen sein. Dies belegt ebenfalls die darauf angebrachte Inschrift, die den Stifter als Herrn zu Schadau und Zeugherrn zu Bern bezeichnet. Diese Titel und Amtsbezeichnung führte damals Johann Rudolf der Jüngere von Erlach (1630–1693), der Sohn Johann Rudolfs des Älteren (1585/86–1643) und Bruder des bereits genannten Hieronymus (1607–1662). Er war mit anderen Worten der Onkel seines Namensvetters Johann Rudolf (1634–1711). 1644 wurde er Mitglied des Grossen und 1682 des Kleinen Rats zu Bern, 1668 Schultheiss zu Thun und 1687 Zeugherr in seiner Heimatstadt. Am 12. August 1653 ehelichte er in Thurnen Johanna Rosina von Erlach (1631–1700), die Tochter des Franz Ludwig und der Johanna von Graffenried (HBLS 3/1926, S. 61).
Von ihm gibt es Wappenscheiben in den Kirchen von Kirchenthurnen (1673) und Riggisberg (1688) sowie eine weitere im Schlossmuseum Spiez, die er 1676 in die dortige Schlosskirche schenkte. Nicht mehr erhalten ist seine Wappenstiftung, die er 1679 in die Kirche Kirchdorf machte (1871 beim Kirchenbrand zerstört; vgl. Thormann/von Mülinen 1896, S. 47, 72).

Die beiden Von-Erlach-Wappenstiftungen in Riggisberg sind der von Hans Jakob Güder signierten Wappenscheibe des Sigismund von Erlach aus dem Jahre 1681 in der Kirche Steffisburg stilistisch und kompositorisch nahe verwandt. Sie geben sich damit als Arbeiten dieses Berner Glasmalers zu erkennen.

In welchem Fenster des 1687/88 erneuerten Langhauses sich die beiden Glasgemälde ursprünglich befanden, ist nicht dokumentiert. An ihren heutigen Standort wurden sie erst in der Neuzeit versetzt.

Datation
1688
Commanditaire / Donateur·trice

Erlach, Johann Rudolf der Jüngere von (1630–1693), Herr zu Schadau

Lieu de production
Propriétaire

Kirchgemeinde Riggisberg-Rüti

Bibliographie et sources

Bibliographie

Egbert Friedrich von Mülinen, Beiträge zur Heimathkunde des Kantons Bern deutschen Theils, Viertes Heft. Mittelland. III. Papiermühle–Zuzwyl, Bern 1883, S. 38f.

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896], S. 83.

Heinrich Oidtmann, Geschichte der Schweizer Glasmalerei, Leipzig 1905, S. 248.

Hermann Kasser, Das Bernbiet ehemals und heute, II. Mittelland, 1. Zwischen Aare und Stockhornkette, Bern 1906, S. 60.

Hans Lehmann, Die zerstörten Glasgemälde in der Kirche von Hindelbank und ihre Beziehungen zur Familie von Erlach, in: Berner Kunstdenkmäler, Bd. 4, o. J. [1913], S. 20.

50 Jahre Kirchgemeinde Riggisberg-Rüti 1936–1986, Riggisberg 1986.

Ueli Eicher (Schriftleitung), Riggisberg. Aus Geschichte und Gegenwart einer ländlichen Gemeinde, Riggisberg 1998, S. 60–62, 102f. (Farbabb.), 108.

Daniel Flach/Ueli Eicher, Kirche Riggisberg. Die Kirche, ältestes Wahrzeichen Riggisbergs, aus ihrer Geschichte und Gegenwart, Helgisried 2016, S. 8, Farbabb.

Vgl.

Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz (HBLS).

Références à d'autres images

BHM Bern, 29543; SNM Zürich, Neg. 9869 (Hans Jakob Güder)

Informations sur l'image

Nom de l'image
BE_Riggisberg_refK_ErlachJR
Crédits photographiques
© Vitrocentre Romont
Date de la photographie
2015
Copyright
© Kirchgemeinde Riggisberg
Propriétaire

Kirchgemeinde Riggisberg-Rüti

Inventaire

Numéro de référence
BE_556
Auteur·e et date de la notice
Rolf Hasler 2016; Angela Schiffhauer 2016