Nom

Rathaus

Adresse
Rathausgasse 1
5400 Baden
Hiérarchie géographique
Coordonnées (WGS 84)
Auteur·e et année de rédaction
Rolf Hasler 2002; Sarah Keller 2020
Informations sur le bâtiment / l'institution

Mit der Eroberung des habsburgischen Aargaus durch die Eidgenossen 1415 war die Stadt Baden Zentrum der gleichnamigen Gemeinen Herrschaft und Sitz einer Landvogtei geworden. In der Bäderstadt, die 1526 am alten Glauben festhielt, fanden sich die Vertreter der Alten Orte von 1421 bis zum Villmergerkrieg von 1712 regelmässig zu den Tagsatzungen ein. Als Sitzungsort diente den eidgenössischen Standesvertretern der 1496 erneuerte Tagsatzungssaal im Badener Rathaus.
Im Jahre 1500 erbat die Stadt Baden von den zehn eidgenössischen Ständen Wappenscheiben für den neuen Tagsatzungsaal (Eidgenössische Abschiede, IIIa, 2. Abt., S. 55). Der Bitte wurde unverzüglich entsprochen und der Zürcher Glasmaler Lukas Zeiner mit der Ausführung der Wappenfolge beauftragt (die Quellenbelege dazu bei Schneider, 1954, S. 18).
Der im 18. Jahrhundert allmählich dem Verfall preisgegebene Tagsatzungssaal behielt seinen Glasschmuck bis 1812. Auf Beschluss des Stadtrates wurde damals die Wappenserie mit Ausnahme der Badener Stadtscheibe (heute im Stadtratssaal des Rathauses Baden) verkauft.
Heute befinden sich ausser der Badener Stadtscheibe sieben weitere Glasgemälde im Rathaus (Hasler, 2002, S. 118).

Die Glasgemälde:
Im Jahre 1500 erbat die Stadt Baden von den zehn eidgenössischen Ständen Wappenscheiben für den zuvor erneuerten Tagsatzungssaal (EA IIIa, 2. Abt. S. 55). Der Bitte wurde unverzüglich entsprochen und der Zürcher Glasmaler Lukas Zeiner mit der Ausführung der Wappenfolge beauftragt (die Quellenbelege dazu bei Schneider 1954, S. 18). Mit diesem Zyklus, den Baden mit einer Stadtscheibe komplettierte (AG_161), schuf Zeiner an der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert nicht nur die «schönste und wertvollste aller Reihen von Standesscheiben», sondern zugleich auch den Prototyp aller späteren derartigen Stiftungen (Schneider, S. 7). Der im 18. Jahrhundert allmählich dem Verfall preisgegebene Tagsatzungssaal (vgl. Hasler, 2002, Abb. 8) behielt seinen kostbaren Glasschmuck bis 1812. Auf Beschluss des Stadtrates wurde damals die prächtige Wappenserie mit Ausnahme der Badener Scheibe an Liebhaber verkauft. Die an ihrem ursprünglichen Standort 1911/1912 durch Kopien ersetzten Zeinerschen Scheiben gelangten in der Folge an öffentliche und private Schweizer Sammlungen (vgl. Hasler, 2002, Abb. 7a–k). Die Stadtscheibe von Baden, die man 1812 als einzige nicht veräusserte, wurde damals ebenfalls aus dem Tagsatzungssaal entfernt. Sie gelangte später nicht mehr dort, sondern im Stadtratsaal wieder zur Aufstellung.
In den Fenstern des 1925 erneuerten Stadtratsaals sind heute zusammen mit dem Badener Wappen aus dem Tagsatzungssaal sieben weitere Glasgemälde ausgestellt. Zu diesen teilweise durch moderne Anstückungen vergrösserten Glasgemälden gehören eine von Richard Arthur Nüscheler (1877–1950) signierte Badener Stadtscheibe von 1926 (vgl. AG_163) sowie eine neuzeitliche Kopie der von Baden 1542 ins Rathaus von Stein am Rhein gestifteten Scheibe (Siegenthaler 1996, Abb. S. 13). Bei den übrigen fünf Werken handelt es sich um ein im 19. Jahrhundert aus alten Fragmenten zusammengesetztes Glasgemälde (AG_163) sowie um vier Scheiben aus der Zeit vor 1800. Davon stammt jene von 1608 aus dem Kloster Magdenau SG (AG_164). Über die Herkunft der drei übrigen liegen hingegen keine gesicherten Anhaltspunkte vor. Die an den Scheiben von 1551 und 1638 zugefügten Inschriften von 1925 geben lediglich preis, dass die Gemeinde Baden damals im Besitz derselben war und sie in jenem Jahr in die Fenster des zuvor renovierten Stadtratsaals einfügen liess (AG_167, AG_168). Im weiteren weiss man, dass die Scheibe von 1599 (AG_165) sich 1914 im Kunsthandel befand, von der Stadt Baden also erst im 20. Jahrhundert erworben wurde.
Die Bäder- und Tagsatzungsstadt Baden war im 16. und 17. Jahrhundert ein an Sehenswürdigkeiten reicher Ort. Dazu gehörten auch die damals in vielen öffentlichen Bauten zu bewundernden Glasgemälde. Seit 1586 schmückte beispielsweise eine Serie von Standesscheiben den vor dem Bruggertor gelegenen «Herrengarten», der ein beliebter Treffpunkt von Badens Bürgerschaft und der dort weilenden Diplomaten war. Eine weitere Serie befand sich spätestens seit 1597 im Gasthaus «Zum Löwen» an der Rathausgasse, wo gewöhnlich die Tagsatzungsabgeordneten aus Zürich, Glarus, Schaffhausen, St. Gallen und Graubünden Quartier nahmen. Zudem ist dokumentiert, dass Basel das seinen Gesandten als Absteigequartier dienende Wirtshaus «Zum Hecht» 1564, 1579 und nochmals 1614 mit Wappengaben beehrte (Landort 1977, Nrn. 3, 13, 27, 123, 138).
Selbstverständlich geizte auch die Stadt Baden nicht mit Fenster- und Wappenschenkungen. Zeugnis davon geben ihre im Rathaus und im Historischen Museum des Landvogteischlosses aufbewahrten Scheiben (Siegenthaler 1996, S. 14, 20) sowie ihre in die Kirchen von Schneisingen (1524) und Mühlau (um 1654), ins Schützenhaus von Zofingen (1584), in die Michaelskapelle in Ennetbaden (1668), die Dreikönigskapelle in Baden (1692) und die Klöster von Muri (1559). Fahr, Rathausen (1598), Wettingen (1623) und St. Klara in Bremgarten (1626/27) vergabten Glasgemälde (Stammler 1903, S. 238; Nüscheler 1873, S. 553). Zwei Badener Wappenstiftungen sind zudem durch Scheibenrisse dokumentiert. Der ältere davon, der heute in Oxford aufbewahrt wird, lässt sich Carl von Egeri (1510/15–1562) zuweisen (Abb. 14). Gleich wie auf Egeris Riss von 1539 für eine Stadtscheibe von Stein am Rhein im Schweizerischen Landesmuseum (Kat. Zürich 1981, Nr. 77) sind darauf die Schildwächter mit Gewehr bei Fuss dargestellt. Egeris Entwürfe in Zürich und Oxford waren also vermutlich für Scheibenstiftungen an eine Schützengesellschaft bestimmt. Zu denken ist vor allem an jene in Schaffhausen, die im Februar 1539 auf der Tagsatzung in Baden Standesscheiben für ihr Gesellenhaus erbat. Beim jüngeren, im Schweizerischen Landesmuseum befindlichen Riss handelt es sich um eine Arbeit von Hans Ulrich I. Fisch (1583–1647) aus dem Jahre 1621 (Hasler 1996/97, Bd. 1, Abb. 5. 1).

Bibliographie

Hasler, R. (2002). Glasmalerei im Kanton Aargau. Kirchen und Rathäuser. Aarau: Lehrmittelverlag des Kantons Aargau.

Schneider, J. (1954). Die Standesscheiben von Lukas Zeiner im Tagsatzungssaal zu Baden (Schweiz). Ein Beitrag zur Geschichte der schweizerischen Standesscheiben. Basler Studien zur Kunstgeschichte, Bd. XII. Basel: Birkhäuser Verlag.

Proposition de citation
Hasler, R., & Keller, S. (actualisé) (2020). Rathaus. Dans Vitrosearch. Consulté le 5 décembre 2025 de https://vitrosearch.ch/buildings/2643448.